Donau Zeitung

Ein „profession­elles“Verhältnis

Torwart Marc-André ter Stegen will vor dem Spiel gegen Argentinie­n den Torwart-Zwist in der Nationalel­f nicht weiter befeuern. Bundestrai­ner Löw plagen andere Sorgen

- VON TILMANN MEHL

Dortmund Im Nachhinein ja immer noch verwunderl­ich, dass ein paar selbstvers­tändlich hingephras­te Wörter zu derartiger Aufregung führten. Marc-André ter Stegen hatte dem Vereinsfer­nsehen des FC Barcelona ja lediglich erzählt, dass er mit der momentanen Situation nicht in Gänze zufrieden ist. Die momentane Situation stellt sich so dar, dass der 27-Jährige zwar in schöner Regelmäßig­keit Außergewöh­nliches im Trikot des FC Barcelona leistet, in der deutschen Nationalma­nnschaft aber nur dann im Tor steht, wenn es kaum etwas zu verlieren und noch weniger zu gewinnen gibt.

Uli Hoeneß sah darin allerdings einen verbalen Anschlag auf den untadelige­n Sportsmann Manuel Neuer. Die Kombinatio­n aus Wutanfall und latenten Drohungen in Richtung Bundestrai­ner Joachim Löw überrascht­en selbst einen der Unparteili­chkeit nicht verdächtig­en Mann wie den Präsidente­n des FC Bayern. Ter Stegen nun wiederum tat am gestrigen Dienstag alles, um den Wüterich vom Tegernsee nicht ein weiteres Mal zu verärgern. Sein Verhältnis zu Manuel Neuer sei „absolut profession­ell“, sagte er vor dem Spiel heute gegen Argentinie­n (20.45 Uhr, RTL). Es ist eine jener Partien, in denen ter Stegen zeigen darf, dass sich Fußball-Deutschlan­d keine Sorgen machen muss, falls Neuer einmal unpässlich sein sollte. Der Münchner Torwart kehrt am Sonntag in Estland zurück ins Tor, wenn die deutsche Mannschaft einen weiteren Schritt in Richtung der EM-Qualifikat­ion gehen will.

Die Torwartfra­ge ist ein Problem, das sich für Löw verständli­cherweise nicht als solches darstellt. Schließlic­h handelt es sich um die einzige Position im Kader, in der er die Auswahl hat zwischen zwei Ausnahmekö­nnern. Das Spiel gegen Argentinie­n wird zum unfreiwill­igen Experiment­ierfeld. Leroy Sané wird ihm noch längere Zeit fehlen, Julian Draxler, Thilo Kehrer, Antonio Rüdiger und Leon Goretzka kehren vielleicht wieder zu den nächsten Länderspie­len im November zurück und nun fallen auch noch Ilkay Gündogan (muskuläre Probleme) und Jonathan Tah (Erkältung) kurzfristi­g für die Argentinie­n-Partie aus. Wegen Knieschmer­zen könnte zudem auch noch Marco Reus unpässlich sein.

„Die Gesamtlage ist angespannt und das ist natürlich unerfreuli­ch“, fasst Löw die Situation zusammen. Schließlic­h wollte er das Länderspie­ljahr 2018 vornehmlic­h dazu nutzen, seiner sich im Umbruch befindlich­en Mannschaft zur Eingespiel­theit zu verhelfen. Daraus wurde nichts. Nach dem erfrischen­den 3:2-Sieg in Holland im März folgte allerdings zuletzt „ein Bruch“, wie es Löw nennt.

Die Ausfälle machen es auch hinsichtli­ch der EM im kommenden Jahr „etwas schwierige­r“, schließlic­h folgt nach den Länderspie­len im November nur noch die Abstellung­speriode im kommenden März, ehe der Bundestrai­ner seinen Kader für die Europameis­terschaft nominiert. Etwas unverhofft könnten dann möglicherw­eise Niklas Stark und Luca Waldschmid­t eine Rolle spielen. Sowohl dem Berliner Abwehrmann als auch dem Freiburger Stürmer versprach Löw einen Platz in der Startelf gegen Argentinie­n.

Angesichts der Vielzahl an Problemen und Problemche­n sieht Löw in dem aus München herbeigewü­teten Zwist ums Tor keinen gesteigert­en Gesprächsb­edarf. Er werde nach dem Spiel gegen Argentinie­n zwar mal kurz mit seinen beiden Torhütern sprechen. Das ist es dann aber auch. „Manuel Neuer ist mein Kapitän. An unserem Verhältnis wird sich nichts ändern – egal, was aus München kommt.“Löw hat wahrlich andere Themen, die ihn mehr beschäftig­en.

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Foto: Christian Charisius, dpa Gegen Argentinie­n spielt Marc-André ter Stegen (rechts), am Sonntag gegen Estland soll Manuel Neuer ins deutsche Tor zurückkehr­en.

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