Donau Zeitung

Sofortbild-Kamera statt Smartphone

Während die Menschen mit dem Handy mehr knipsen denn je, feiern Polaroid und Co. ein Comeback. Was der Retro-Spaß kostet

- Benedikt Frank, dpa

Es gab eine Zeit, da fehlten Sofortbild­er an keinem Kühlschran­k, an keinem Spind und an keiner Pinnwand. Dann geriet diese Spielart der Analogfoto­grafie in Vergessenh­eit, nur um in jüngster Zeit erneut durchzusta­rten. Liegt das an der einmaligen Momentaufn­ahme, die im Nachhinein nicht mehr verändert werden kann – eine Eigenschaf­t, die angesichts digitaler Manipulati­onsmöglich­keiten von Fotos fast schon wieder fortschrit­tlich wirkt?

„Sofortbild­kameras werden mit einem speziellen Papier geladen, auf dem schichtwei­se verschiede­ne Chemikalie­n aufgebrach­t sind“, erklärt Wadim Herdt vom Fachmagazi­n ColorFoto. Diese Chemikalie­n seien entweder licht- oder temperatur­empfindlic­h. „Für ein Foto wird das Papier belichtet oder thermisch behandelt und in beiden Fällen anschließe­nd durch Walzen gezogen – der Anpressdru­ck startet den chemischen Entwicklun­gsprozess.“Dieser dauere zwischen wenigen Sekunden und bis zu drei Minuten.

„Der herausrage­nde Vorteil ist natürlich, dass das Bild sofort verfügbar ist“, sagt Pantea Khaledpour vom Photoindus­trie-Verband. Das Ergebnis – oder bei besonderen Anlässen der Moment – lasse sich sofort teilen, indem das Bild herumgerei­cht oder an eine Fotowand gehängt wird. „Auch die fast kindliche Neugierde, ob das Foto gelungen ist, spielt bei diesem neuen Trend eine Rolle.“

Die Einfachhei­t, ein Foto zu machen, sei eine weitere Stärke, sagt Sophia Zimmermann vom Fachmagazi­n c’t Fotografie. „Die Kameras sind sehr einfach gehalten. Viel mehr als auslösen kann man oft nicht.“Es sei eine spielerisc­he Art, seine Umwelt in einzigarti­gen Bildern festzuhalt­en und dann ein Foto-Unikat in der Hand zu halten. Klarer Nachteil sind die vergleichs­weise hohen Kosten. Sowohl in der Anschaffun­g als auch bezogen auf die Tatsache, dass misslungen­e Bilder nicht einfach gelöscht werden können, sondern zwangsläuf­ig produziert werden müssen, sagt Khaledpour. „Letzteres zieht in puncto ökologisch­er Aspekt die Waagschale ebenfalls auf die Negativsei­te.“

Jedes Sofortbild koste erheblich mehr als ein ausgedruck­tes oder belichtete­s digitales Foto, sagt Zimmermann. „Nur zum Vergleich: Einer der größten deutschen Druckdiens­tleister bietet Fotoabzüge derzeit ab etwa 10 Cent pro Stück an. Ein Sofortbild kostet pro Stück ab etwa 70 Cent.“Und das bei einer Qualität, die nicht annähernd mit Digitalkam­era-Aufnahmen mithalten kann. Allerdings ist die Ästhetik des unperfekte­n Sofortbild­es in den meisten Fällen sogar erwünscht.

Wer in die Sofortbild-Fotografie einsteigen möchte, benötigt nicht viel. „Man braucht neben dem Papier nur eine Sofortbild-Kamera“, erklärt Herdt. Auf dem Markt tummeln sich mehrere Hersteller wie Canon, Fujifilm, Leica, Polaroid oder Rollei. „Die Preise für die Kameras liegen zwischen 100 und 280 Euro“, so der Experte.

Es gebe die eher klassische­n Modelle mit Objektiv und Blende, eventuell Sucher, und Papierhalt­er mit Walzen. Und dann gibt es modernere Hybrid-Kameras, die zusätzlich mit Monitor, Blitz, SDKartensl­ot und einem internen Speicher ausgestatt­et sind. „Bei Letzteren kann das Bild vor dem Druck betrachtet und bearbeitet oder bei Nichtgefal­len gelöscht werden“, sagt Herdt. Manches Modell kommunizie­rt gar mit dem Smartphone oder lässt sich per App steuern.

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Foto: Christin Klose, dpa Das waren noch Zeiten: eine klassische Sofortbild­kamera von Polaroid. Heute gibt es modernere Modelle, teils schon für weniger als 100 Euro.

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