Lieder aus fünf Jahrhunderten
Der Marzahner Kammerchor bietet in Lauingen eine herausragende Leistung
Lauingen Seit vierzig Jahren gibt es den Marzahner Kammerchor, der wegen des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft Lauingens mit dem Berliner Stadtbezirk MarzahnHellersdorf in der Donaustadt weilte. Im Albertus-Magnus-Saal der Elisabethenstiftung konnte der Pflegedienstleiter Walter Manz seine Freude über den Besuch des Vokalensembles ausdrücken, Bürgermeisterin Katja Müller begrüßte die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Petra Pau und die Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle, Anton Kapfer würdigte die Qualität des Kammerchorers, der mit seinem Auftreten die Kulturtage des Landkreises Dillingen bereicherte.
In der Tat ereignete sich ein bewegendes Gastspiel des Kammerchores, der aus 18 Sängerinnen und elf Männerstimmen bestand. Das Programm beinhaltete 22 Einzeltitel, die einen Querschnitt durch die Chorliteratur aus fünf Jahrhunderten darstellten. Darunter waren Madrigale aus der Renaissance zu finden (Jacob Arcadelt, Jean Passereau, Jacobus Gallus), Choräle aus dem, Barock (Antonio Lotti, J.S. Bach), romantisches Liedgut (Felix Mendelssohn-Bartholdy, Antonin Dvorák, Johannes Brahms) oder neue arrangierte Volkslieder (Walter Rein, Cesar Bresgen, James Erb, Jan Ake Hillerud) sowie Spirituals und Kompositionen, die eigens für den Marzahner Kammerchor geschrieben wurden. Hermann Josef Nellessen, dessen Frau Marieluise den Chor 1978 gründete und achtzehn Jahre lang dirigierte, schuf für den Chor maßgeschneiderte Stücke. Ob in „Einsamkeit“, „Septembersonne“, „Rumlied“oder „Tutti frutti“: Immer beeindruckten die Sätze durch handwerkliche Kunst, zeitgemäße Tonalität und rhythmisches Feuer. Felix Roth, Sänger und Nachwuchsdirigent, konnte mit dem „Kleinen Ensemble“(sechs Frauen- und fünf Männerstimmen) „Spätsommerabend“sowie „Regenwetter“überzeugen.
Der Marzahner Kammerchor erwies sich durchwegs als homogenes Gebilde, das den polyphonen wie den homophonen Anforderungen auf stringente und auch behutsame Weise gerecht wurde. Jeder noch so exponierte Einsatz in Sopran und Tenor gelang präzise und rund im Klang, Alt und Bass harmonierten mit vitalem Glanz. Wilfried Staufenbiel hielt das engmaschige Gewebe der Stimmen durchsichtig und strukturierte den Fluss der Musik überzeugend. Seine genaue Diktion diente den dynamischen Abstufungen, den Akzentuierungen, den rhythmischen Details und den sicheren Einsätzen. Mit großer Disziplin und nicht nachlassender Anspannung setzte der Chor die interpretatorischen Absichten des Dirigenten um. Es entfaltete sich dank seiner klar disponierenden Leitung ein Chorklang von leuchtender Kraft, Beweglichkeit, Präzision und erstaunlicher Reinheit mit wundermit schönen Piano-Schlüssen. Die komplexe Satzkonstruktion in den Doppelchören beim „Duo Seraphim“(Gallus) löste der Chor lebendig und durchgeistigt. Das Publikum belohnte die Interpretationen mit reichlichem Beifall. Es hatte A-Cappella-Stimmkultur vom Feinsten bewundern können und eine temperamentvolle Moderation durch die Chorsängerin Heike Tieck, die zu Recht darauf hinwies, dass das Ensemble Chorsätze in sechs Originalsprachen aufführte.