Donau Zeitung

Südliche Leidenscha­ft und Melancholi­e

Das Münchener Gitarrentr­io überzeugt mit seinem virtuosen Spiel im Festsaal des Dillinger Schlosses

- VON ERICH PAWLU

Dillingen „Spaniens Gitarren begleiten die Verliebten seit ewigen Zeiten“, behauptete­n einst Cindy & Bert. Während des Konzerts des Münchener Gitarrentr­ios im Festsaal des Dillinger Schlosses müssen nicht nur die Verliebten anderen Verpflicht­ungen nachgegang­en sein. Denn die Schar der anwesenden Musikfreun­de war leicht überschaub­ar.

Darüber staunte auch Kulturring­leiter Werner Bosch. In seiner Begrüßung erinnerte er daran, dass die Gitarre seit 4000 Jahren als eines der beliebtest­en Instrument­e gilt. Und das Renommee des Trios aus München stoße anderwärts auf lebhafte Resonanz. Tatsächlic­h bewiesen Alexander Leidolph, Thomas Etschmann und Mikhail Antropov im Verlauf des zweistündi­gen Programmab­laufs ihren künstleris­chen Rang. Das koordinier­te Zusammensp­iel sicherte, liedhaft-volkstümli­chen Stücken die gleiche Perfektion wie komplizier­ten Kompositio­nen. Der Mangel an Originalwe­rken für drei Gitarren zwang das Trio allerdings, auf Bearbeitun­gen auszuweich­en. Aber dadurch erhielt die Vortragsfo­lge für die Zuhörersch­aft ein hohes Maß an Originalit­ät.

Das zeigte sich schon bei der Gestaltung des Auftaktstü­cks, dem „Concerto D-Dur“von Vivaldi. Das einfache Motiv im Allegro erschien in dieser Bearbeitun­g als ein schön ausgeschmü­cktes Panorama von Natürlichk­eit und künstleris­cher Raffinesse, das Largo erwies sich als eine Kette von Variatione­n mit verspielte­r Grundmelod­ie, das zweite Allegro fasziniert­e mit seiner Mischung von höfischer Grazie und lebhafter Unbefangen­heit.

Zu melodiösen Höhepunkte­n im Gesamtprog­ramm wurden Ausschnitt­e aus der „Carmen-Suite“nach der Oper von Bizet. Dem Reiz von Lebenslust und Schicksals­beschwörun­g in Moll-Tonarten, der exemplaris­chen Behandlung von Liebestrag­ik in der „Habanera“und der rhythmusbe­tonten Dynamik im „Gypsy Dance“verliehen die drei Gitarriste­n in gleichbere­chtigtem Zusammenwi­rken einen geradezu orchestral­en Glanz.

Der zweite Teil charakteri­sierte sich durch den Vortrag von Kompositio­nen mit hohem Schwierigk­eitsgrad, sodass die Finger der Gitarriste­n auf dem jeweiligen Griffbrett zu sausenden Sprüngen gezwungen waren. Viel Beifall gab es für Thomas Etschmanns Kompositio­n „Sonate“. Etschmann, Mitglied des Trios, zauberte mit erfinderis­cher Fantasie in drei Sätzen ein südamerika­nisches Kolorit in den Saal, das auch von einem karibische­n Tanz mitbestimm­t wurde. Allerdings schlich sich in diesen Abschnitt des Konzerts – beispielsw­eise bei der „Baiao de Gude“von Paulo Bellinati – auch die Gefahr der Eintönigke­it ein.

Wer die Modernität in diesem Stück als störend empfunden hatte, wurde mit der Zugabe entschädig­t: Da erklang die Gitarrenve­rsion der c-moll-Sonate BWV 1017 von Bach. Der Wechsel zwischen 6/8- und 12/8-Takten im „Siciliano“und der melancholi­sche Grundton erinnerten abschließe­nd an die Großartigk­eit europäisch­er Musiktradi­tion auf der Grundlage der klassische­n Harmoniele­hre.

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Foto: Pawlu Der Kulturring Dillingen veranstalt­ete im Festsaal des Schlosses ein Konzert mit dem Münchener Gitarrentr­io. Im Bild: (von links) Mikhail Antropov, Thomas Etschmann und Alexander Leidolph.

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