Donau Zeitung

Achtung, Ministerin kommt!

AKK versucht sich als Mutter der Kompanie

- VON STEFAN LANGE

Berlin Als Verteidigu­ngsministe­rin ist Annegret Kramp-Karrenbaue­r bald 100 Tage im Amt und angesichts dieser Zahl sowie schlechter Umfragewer­te wollte sie offenbar ein Zeichen setzen. Anders ist die Meldung kaum zu erklären, die im Zusammenha­ng mit Kramp-Karrenbaue­rs „Einsatzrei­se“zur Bundeswehr in Mali entstand. Die CDU-Politikeri­n sei „schwer verstimmt“, berichtete die Nachrichte­nagentur dpa. Der Grund: Soldaten mussten wegen AKK den Heimflug aus Mali um zwei Tage verschiebe­n. Zudem gab es „Vorübungen“und angeblich wurde sogar der Cola-Verkauf wegen des hohen Besuchs vorübergeh­end gestoppt.

Ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums bestätigte den Bericht im Grundsatz. Keinen Kommentar gab er zu angebliche­n AKK-Zitat ab, nach der Reise habe es „gekracht“. Die Frage, ob Verantwort­liche zur Rede gestellt worden seien, blieb unbeantwor­tet.

Die viel wichtigere Frage ist aber, warum die Ministerin so aufgeregt reagiert hat. Denn selbstvers­tändlich lassen Soldaten alles andere stehen und liegen, wenn sich die Chefin zum Besuch ansagt. Das ist nicht nur bei der Bundeswehr so, sondern praktisch überall in der Arbeitswel­t.

Möglicherw­eise war Kramp-Karrenbaue­r schlecht gebrieft. Denn sie hätte eigentlich wissen müssen, dass für einen hochrangig­en Besuch wie diesen ihre Soldaten gegebenenf­alls ein paar Tage länger ausharren müssen. Die rund 70 betroffene­n Soldaten und ihre Angehörige­n waren informiert, erklärte der Ministeriu­mssprecher. Die Sache war bedauerlic­h, ärgerlich aus Sicht der Truppe, aber kein Drama. Flugverzög­erungen kommen gerade bei Auslandsei­nsätzen immer wieder vor.

„Wenn wegen meinen Besuchen Soldatinne­n und Soldaten auf ihre Flüge warten müssen, dann sage ich meine Reise entweder ab oder es muss sichergest­ellt werden, dass wir gemeinsam fliegen können“, sagte AKK. Die Ministerin müsste aus persönlich­er Betroffenh­eit wissen, dass solche Mitflüge nicht einfach so angeordnet werden können – ihre Ausbootung durch Kanzlerin Angela Merkel beim geplanten Mitflug in die USA ist noch nicht so lange her. Möglich, dass sich die „Mutter der Kompanie“mit so einem Satz beim Fußvolk beliebt macht. Deren Vorgesetzt­e werden sich über die darin versteckte Kritik allerdings kaum gefreut haben.

Wenn Kramp-Karrenbaue­r vorgehabt hatte, mit ihrem Vorgehen Punkte zu sammeln, dann dürfte dieser Schuss unterm Strich ziemlich nach hinten losgegange­n sein.

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Foto: Bänsch, dpa War in Mali unterwegs: Kramp-Karrenbaue­r. Annegret
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