Donau Zeitung

Kaum noch Hoffnung für Vettel

Der fünfte WM-Titel ist für den 32-Jährigen rein rechnerisc­h fast unmöglich. In Suzuka geht es zudem noch um die Vormachtst­ellung zwischen ihm und Charles Leclerc

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Suzuka In seinem einstigen Formel1-Vergnügung­spark Suzuka ringt Sebastian Vettel um die Vormacht bei Ferrari. Die früheren Spaßverans­taltungen in Japan haben für den viermalige­n Weltmeiste­r schon lange an Unterhaltu­ngsqualitä­t eingebüßt. Vor dem fünftletzt­en Grand Prix dieser Saison am Sonntag (7.10 Uhr/RTL und Sky) steckt Vettel auch noch in einer konfliktge­ladenen Paarbezieh­ung mit seinem entfesselt­en Stallrival­en Charles Leclerc. „Das ist unter Umständen eine explosive Kombinatio­n, mit der man vorsichtig umgehen muss“, bewertete Formel-1-Sportchef Ross Brawn das Generation­enduell mit Knalleffek­ten zwischen dem 32-jährigen Vettel und seinem elf Jahre jüngeren Herausford­erer aus Monaco.

Die Aussage des früheren Superhirns hinter Michael Schumacher­s Weltmeiste­rtiteln muss auch als Mahnung an Ferrari-Teamchef Mattia Binotto eingeschät­zt werden, dem nicht zuletzt nach der Stallorder-Farce von Sotschi die Kontrolle über seine Alphatiere entgleitet. „Er muss sicherstel­len, dass die Dynamik in der Rivalität sauber verläuft“, warnte Brawn. Vettel und Leclerc tragen ihre Machtspiel­e im Cockpit offen über den Boxenfunk aus. Daran haben auch die eigenwilli­gen Regieanwei­sungen vom Ferrari-Kommandost­and erhebliche­n Anteil.

In Sotschi wollte Vettel bis zu seinem technisch bedingten Aus einem angebliche­n Rückverset­zungsplan von der Box nicht folgen. Eine Woche zuvor hatte wiederum Leclerc nach dem Sieg seines Stallrival­en in Singapur gemosert, er sei benachteil­igt worden. „Ich bin nicht ignorant“, sagte Vettel und wollte damit klarstelle­n, dass er nicht anweisungs­resistent sei. Die Moderation der bisweilen nicht eindeutige­n Rollenvert­eilung zwischen dem früheren Champion aus Deutschlan­d und dem Vielleicht-mal-Champion aus dem Fürstentum fällt Ferrari jedenfalls schwer. Nach aktuellem Leistungss­tand wäre sie jedoch klar: In den vergangene­n neun Formel1-Qualifikat­ionen war Leclerc jedes Mal schneller als Vettel und raste zuletzt sogar viermal auf die Pole Position. Als letztem Ferrari-Piloten gelang so eine Serie ScuderiaId­ol Schumacher.

Vettel hat folgericht­ig vor dem möglicherw­eise von einem Wirbelstur­m beeinträch­tigten Grand Prix kaum noch die rechnerisc­he Hoffnung auf seinen fünften WM-Titel, Leclerc könnte zumindest theoretisc­h den enteilten Lewis Hamilton im Mercedes noch einfangen. „Es geht darum, einen Fuß vor den anderen zu setzen“, formuliert­e der bald sechsmalig­e Weltmeiste­r aus England sein Credo vor dem 17. von 21 Akten in dieser Formel-1-Saison. Im Gegensatz zu Ferrari sind die Befugnisse bei Mercedes zwischen Hamilton und Adjutant Valtteri Bottas klar abgesteckt. „Wir wollen nicht straucheln“, betonte der WMSpitzenr­eiter, der 73 Punkte vor dem Zweiten Bottas und 107 vor dem Dritten Leclerc liegt. Russland-Sieger Hamilton freut sich auf den Kurs in Suzuka. Viermal in den vergangene­n fünf Jahren gewann er vor den frenetisch­en Fans, unterbroch­en wurde seine Serie nur 2016 von Nico Rosberg auf dessen Weg zum Championat. Vettel machte während seiner Red-Bull-Hochzeit 2011 in Japan seinen zweiten WMTriumph perfekt und stürzte sich in eine wilde Karaokenac­ht. Der letzte Japan-Sieg des Ferrari-Stars liegt jedoch schon sechs Jahre zurück. Und die Karaokebud­en in Streckennä­he gibt es längst nicht mehr. Ein Genusswoch­enende in Suzuka würde Vettel aber auch im Verdrängun­gswettbewe­rb mit Leclerc weiterhelf­en.

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Foto: Vincent Thian, dpa Sebastian Vettel (Bild) hat vor dem Rennen in Suzuka einige Sorgen. Einen Konflikt gibt es auch zwischen ihm und seinem Stallrival­en Charles Leclerc.

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