Donau Zeitung

Nach 28 Jahren wieder auf dem WM-Thron

Russland entzaubert China und holt sich mit einem knappen Vorsprung den Titel. Das deutsche Team hat das Finale der besten acht Teams verpasst

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Stuttgart Die russischen Turner haben Titelverte­idiger China entzaubert und sind nach 28 Jahren auf den WM-Thron zurückgeke­hrt. Vor 7500 Zuschauern in der ausverkauf­ten Stuttgarte­r Schleyer-Halle lieferte sich das Top-Duo am Mittwoch mit Japan einen spannenden Dreikampf bis zum letzten Gerät. Am Ende erturnte sich der neue Weltmeiste­r aus Russland mit 261,726 Punkten einen knappen Vorsprung von einem Punkt vor China (260,729) sowie dem Dritten Japan (258,159).

Das deutsche Team um Spitzentur­ner Andreas Toba hatte das Finale der besten acht Mannschaft­en verpasst, sich als Zwölfter aber gerade noch das Ticket für die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio gesichert. „Es war ein wahnsinnig spannender und hochklassi­ger Wettkampf“, urteilte der ehemalige deutsche Weltklasse-Turner Philipp Boy.

Den besten Start erwischten die russischen Akrobaten, die mit Titelverte­idiger China am Boden begannen. Angeführt vom MehrkampfW­eltmeister Artur Dalalojan und Europameis­ter Nikita Nagorni erturnte sich die Mannschaft mit 43,833 Punkten exakt einen halben Punkt mehr als die Konkurrenz aus Asien. Allerdings drehten die Chinesen danach am Pauschenpf­erd den Spieß um, profitiert­en von einigen Unsauberke­iten der Russen und gingen nach dem zweiten Durchgang vor Japan und dem US-Team in Führung. Die Amerikaner trumpften am Barren groß auf, wo ihr Bester Sam Mikulak mit einer für ihn perfekten Übung auf den bis dato höchsten Wert von 15,200 Zähler kam, der danach nur noch von Nagorni (15,300) und dem Chinesen Zou Jinjyuan (16,383) getoppt wurde.

Zur Halbzeit standen die ohne den verletzten mehrfachen Weltmeiste­r und Olympiasie­ger Kohei Uchimura (Schulterpr­obleme) angereiste­n Japaner plötzlich ganz vorn. Ein Jahr vor den Olympische­n Spielen im heimischen Tokio zeigte die Riege bis dahin die ausgeglich­enste und stabilste Teamleistu­ng. Allerdings betrug der Vorsprung auf China nur etwa drei Zehntel-Punkte, die Russen hatten sich durch eine gute Ringe-Vorstellun­g wieder auf Rang drei vorgekämpf­t.

Am Sprungtisc­h drehten Ivan Stretowits­ch, Nagorni und Dalalojan dann mächtig auf und kamen – wie im Teamfinale üblich ohne Streichwer­tung – auf 44,432 Punkte. Hätte Mehrkampf-Weltmeiste­r Dalalojan nach seinem Überschlag mit gebückten Doppelsalt­o und halber Schraube nicht einen kleinen Standfehle­r gehabt, wäre das Ergebnis noch höher ausgefalle­n.

So blieb es dramatisch bis zum Schluss, fast nach jedem Durchgang wechselte die Führung. Das TopTrio mit China, Japan und Russland lag nach vier Durchgänge­n innerhalb von 0,650 Zählern. Als Sun Wei am Reck absteigen musste, war die Vorentsche­idung zugunsten der Russen gefallen. Dalalojan und Nagorni zeigten am Königsgerä­t keinerlei Schwächen und rissen am Ende jubelnd die Arme hoch.

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Foto: dpa Der Russe David Beljawski freut sich über den Titel.

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