Die Zeit ist knapp
Bei Jessica und Danny trüben düstere Aussichten das Liebesglück
Jessica (Luna Wedler) kann ihr Glück beim ersten Date kaum fassen: Luxuslimousine, französisches Essen, romantische Eichendorff-Zitate unterm nächtlichen Sternenhimmel: Danny (Jannik Schümann) hängt sich echt rein, um ihr Herz zu erobern. Verdammt hübsch ist er auch noch und verdient gutes Geld als Unterwäsche-Model. Aber schon bald ahnt man: Wenn ein Kerl so perfekt daherkommt, lauern irgendwo tief drin in diesem Luxuskörper seelische Abgründe. Aber hier sind es nicht sadistische Lustfantasien wie in „Fifty Shades of Grey“oder eine heimliche Vampirexistenz à la „Twilight“, sondern eine deutlich realistischere Problemlage. „Wir haben alle Zeit der Welt“, sagt Jessica, als Danny sich nicht so recht auf ihre schwer verliebten Annäherungen einlassen will. „Eben nicht“, antwortet dieser. Nicht nur eine düstere Kindheit mit schweren sexuellen Missbrauchserfahrungen, sondern auch eine HIV-Infektion bringt er als Ballast mit in die Beziehung ein.
Mit „Dem Horizont so nah“versucht Tim Trachte („Abschlussfahrt“, „Vampirschwestern 3“) eine deutsche Version von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“in Szene zu setzen. Aber dafür fehlt es der autobiografischen Romanvorlage von Jessica Koch beträchtlich an lebensphilosophischer Tiefe und dem Regisseur an der notwendigen Herzschmerz-Sensibilität. Ohne Gespür für Zwischentöne geht Trachtes plumpe Inszenierung immer in die tragisch-romantischen Vollen. Dabei bewegen sich gerade die emotionalen Ausbrüche Jannik Schümanns hart an der Grenze zur unfreiwilligen Komik. Weit darüber hinaus wagt sich die pseudo-romantische Soundtrack-Soße. Einziger Lichtblick: Luna Wedler („Das schönste Mädchen der Welt“), die eine emotionale Authentizität versprüht, wie sie diese RoutineSchmonzette nicht verdient hat.
Dem Horizont so nah (1 Std. 49 Min.), Jugenddrama, Deutschland 2019 Wertung ★✩✩✩✩