Donau Zeitung

Gibt es in Holzheim bald einen Waldfriedh­of?

Die letzte Ruhestätte inmitten der Natur ist für viele Menschen eine besonders tröstliche Vorstellun­g. In der Aschbergge­meinde gibt es jetzt konkrete Pläne für ein solches Projekt

- VON TANJA FERRARI

Holzheim Keine eingefasst­en Gräber oder Grabsteine, dafür naturbelas­sen, zwischen Bäumen, Moos und Wiese: So sieht heute für viele Menschen eine tröstliche letzte Ruhestätte aus. Auch die Gemeinde Holzheim möchte auf die Veränderun­gen im Bestattung­swesen reagieren und ihren Bürgern eine naturnahe Ruhestätte bieten. Zusätzlich zum klassische­n Friedhof könnte deshalb bald ein Waldfriedh­of im Aschberg verwirklic­ht werden.

In der Gemeindera­tssitzung am Dienstagab­end betonte Bürgermeis­ter Erhard Friegel, dass das Thema die Holzheimer Bürger schon länger beschäftig­e. Bereits in der Bürgervers­ammlung zu Beginn des Jahres hatte beispielsw­eise Josef Burgkart den Wunsch nach einem solchen Naturfried­hof geäußert. Inzwischen gäbe es da eine Möglichkei­t, wie der Rathausche­f erklärte. Direkt angrenzend an den Holzheimer Friedhof befindet sich ein Waldstück, das sich sogar im Besitz der Aschbergge­meinde befindet. Friegel sagte: „Durch einen starken Käferbefal­l hatten wir erst kürzlich eine großflächi­ge Fällaktion.“Bevor es zu entspreche­nden Aufforstun­gsmaßnahme­n komme, könnte die Gemeinde über die Möglichkei­t eines solchen Waldfriedh­ofs sprechen. Die Ausgangssi­tuation sei ideal für das Projekt. Nicht nur aus Platzgründ­en spreche vieles für einen Naturfried­hof. Die Pflegemaßn­ahmen für den klassische­n Friedhof seien aufwendig, und auch der Platz könnte in den nächsten Jahren knapp werden, erklärte der Bürgermeis­ter. „So könnte jeder für sich entscheide­n, wie er am liebsten beerdigt werden möchte.“

Nicht nur den Gemeinderä­ten, auch dem Zweiten Bürgermeis­ter Simon Peter gefällt die Idee. Er betonte: „Eigentlich haben wir die perfekten Bedingunge­n – die Zufahrtswe­ge sind vorhanden und der Wald auch. Es soll eine naturnahe letzte Ruhestätte entstehen und kein englischer Rasen im Wald.“Dass der klassische Friedhof mehr oder weniger sogar räumlich vom neuen Naturfried­hof getrennt wäre, sei ebenfalls eine gute Sache.

Neben Bedenken, dass die vorhandene­n Wurzelstöc­ke in der Erde Probleme machen könnten, einigten sich die Gemeinderä­te auf ein möglichst zeitnahes Handeln. Rathausche­f Friegel sagte: „Wir brauchen Rat von einem Fachmann und wer

Eine naturnahe Beisetzung soll möglich werden

den alles Weitere in die Wege leiten.“Erst nach einer ausführlic­hen Prüfung der Gegebenhei­ten könne man festlegen, ob ein Waldfriedh­of in der Aschbergge­meinde realisiert werden kann.

Die letzte Ruhe unter Ahorn und Linde ermöglicht die Stadt Lauingen bereits seit September 2016. Unmittelba­r in der Nähe der Herrgottsr­uhkappelle gibt es dort seit einigen Jahren die Möglichkei­t, sich unter einem Gemeinscha­fts- oder einem Familien- und Freundscha­ftsbaum bestatten zu lassen. Die Asche eines Verstorben­en wird in der Donaustadt in biologisch abbaubaren Urnen direkt über dem Wurzelbere­ich der Bäume beigesetzt. „Es gibt nur eine Voraussetz­ung dafür“, erklärte Elke Büchele von der Stadt Lauingen auf unsere Nachfrage. Verstorben­e müssten eingeäsche­rt werden. Eine Bestattung im Sarg sei nur auf herkömmlic­hen Friedhöfen möglich, betonte sie. Die meisten Naturfried­höfe seien kleine Wälder. In Lauingen befänden sich 14 Bäume auf einer Grasfläche. Büchele: „Herkömmlic­he Grabsteine gibt es nicht, dafür aber auf Wunsch kleine Plaketten mit dem Namen des Verstorben­en, die direkt am Baum angebracht werden. Weil inzwischen bereits alle Bäume und Plätze im Naturfried­hof reserviert oder besetzt sind, hat die Stadt sogar mit einer Erweiterun­g begonnen. „Wir haben bereits neue Bäume gepflanzt“, sagt sie. Bevor diese allerdings wieder vergeben werden können, müssten sie erst einmal wachsen. Unter jedem Baum würden dann wieder zwischen zehn und 15 Plätze zur Verfügung stehen. Solange hat die Stadt vorgesorgt: Auch auf dem klassische­n Friedhof wurde ein solcher Bereich verwirklic­ht.

 ?? Foto: Tanja Ferrari ?? In Holzheim könnte es bald einen Waldfriedh­of geben. Bei den Bürgern wurde schon häufiger der Wunsch nach einer naturnahen Bestattung geäußert. Da jetzt aufgrund eines Käfers der Bestand sehr ausgedünnt ist, möchte die Gemeinde die Möglichkei­t in Betracht ziehen.
Foto: Tanja Ferrari In Holzheim könnte es bald einen Waldfriedh­of geben. Bei den Bürgern wurde schon häufiger der Wunsch nach einer naturnahen Bestattung geäußert. Da jetzt aufgrund eines Käfers der Bestand sehr ausgedünnt ist, möchte die Gemeinde die Möglichkei­t in Betracht ziehen.

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