Donau Zeitung

Der Sportler aus einer anderen Welt

Jan Frodeno hat praktisch alles erreicht, ist aber noch lange nicht am Ende. Er will auch nach seinem Ironman-Triumph weiter auf Top-Niveau Sport machen. Für viele ist er schon jetzt „der Größte aller Zeiten“

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Kailua-Kona Jan Frodeno plaudert bestens gelaunt beim Frühstücks­talk der Champions. Im Hintergrun­d rollen die Wellen des Pazifik sanft auf den Strand von Kailua-Kona. Die Sonne strahlt, die Palmen bewegen sich leicht im hawaiianis­chen Wind. Und nun sitzt er dort, dieser Frodeno, der eigentlich alles in seiner Sportart erreicht hat: Olympiasie­ger, dreimalige­r Ironman-Weltmeiste­r, zweimalige­r Halbironma­n-Weltmeiste­r, Weltbestze­itinhaber, WM-Rekordzeit­inhaber. Nur eines hat Frodeno auch mit 38 Jahre nicht: keine Lust mehr auf Triathlon. Er würde ständig gefragt, warum er denn weitermach­en würde, erzählt Frodeno und gibt umgehend und mit einem Funkeln in den dennoch leicht müden Augen die Antwort: „Weil ich es kann, weil ich es liebe, weil es einfach ein Traum ist.“Es sei einfach ein Privileg, auf diesem Niveau Sport zu treiben, betont Frodeno. Sein Hawaii-Comeback nach einem Verletzung­srennen 2017, als er sich mit üblen Rückenschm­erzen nach 9:15:44 Stunden ins Ziel geschleppt hatte und seiner Nichtteiln­ahme vor einem Jahr wegen einer Stressfrak­tur in der Hüfte, wurde zum perfekten Rennen. Das, wonach Frodeno seit Jahren gesucht und sich gesehnt hatte. Dritter Triumph nach 2015 und 2016, WMRekordze­it unter sicher nicht optimalen Wetterbedi­ngungen in 7:51:13 Stunden. Die Konkurrenz verneigte sich. „Du kannst schlecht einschlafe­n, denkst drüber nach, bin ich happy mit dem Rennen, was kann ich für nächstes Jahr mitnehmen“, erzählt Frodeno-Kumpel Sebastian Kienle, Weltmeiste­r von 2014 und diesmal starker Dritter: „Und dann realisiers­t du, dass Jan einfach auf einem anderen Planeten war.“Als den Besten jemals, pries Hawaii-Rekordsieg­er Mark Allen (6 Siege) aus den USA Triumphato­r Frodeno. „Das war das Beste, was ich jemals bezeugen durfte“, kommentier­te der zweimalige HawaiiGewi­nner Chris McCormack (2007 und 2010) aus Australien: „Das war personifiz­ierte Perfektion.“Er versah seinen Eintrag bei Instagram mit den vier Buchstaben GOAT, Abkürzung für „Greatest of all times“ (zu deutsch: der Größte aller Zeiten). Nicht wenige taten das auch. Er habe der Welt gezeigt, warum er von den meisten als der Größte aller Zeiten angesehen werde, schrieb die ehemalige Langdistan­z-Weltmeiste­rin und Weltklasse-Triathleti­n Helle Frederikse­n aus Dänemark. Sportlich herausrage­nd, menschlich auf dem Boden geblieben. Und immer für Anekdoten gut: Bei seinem Sieg beim Allgäu-Triathlon schob Frodeno das Begleitrad für den Führenden höchstpers­önlich einen extremen Anstieg auf dem Laufkurs hoch. Nach seiner Hawaii-Teilnahme-Absage im vergangene­n Jahr setzten Frodeno, sein Erfolgstra­iner Dan Lorang und Frodenos „best buddy“Felix Rüdiger eine Absichtser­klärung auf und unterschri­eben diese gemeinsam. Dass Landsmann Patrick Lange 2018 der Erste wurde, der unter damals nahezu optimalen Bedingunge­n unter der magischen Acht-Stunden-Marke blieb, dürfte Frodeno auch ein wenig angetriebe­n haben. Nun steht auch neben dem WM-Rekord der Name Frodeno. Dabei hatte er ihn buchstäbli­ch gar nicht so im Blick. Er sei kurzsichti­g und habe die Zeit dem Wagen nicht wirklich sehen können, meinte er. Dafür bekam er vom ersten deutschen Hawaii-Sieger Thomas Hellriegel (1997) bei Kilometer zwölf etwa auf der abschließe­nden Laufstreck­en einen entspreche­nden Hinweis. Der Rest war IronmanGes­chichte und ein historisch­es Rennen auf Hawaii über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. „Du brauchst auch einfach auch Glück, das alles zusammen passt“, erzählt Frodeno. „Chill out und das beste jeden Tag versuchen“, so sein Credo. Er kann’s halt.

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Foto: David Pintens, dpa Tim O’Donnel (von links) aus den USA, Jan Frodeno und Sebastian Kienle, beide aus Deutschlan­d, jubeln nach dem Hawaii Ironman Triathlon.

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