Donau Zeitung

Querelen bei Media Markt Saturn

Der Chef des Mutterkonz­erns steht nach ein paar Monaten schon wieder vor dem Aus. Der Zeitpunkt dafür ist denkbar ungünstig

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Düsseldorf Führungskr­ise bei den Elektronik­ketten Media Markt und Saturn: Nach nur siebeneinh­alb Monaten an der Spitze steht Vorstandsc­hef Jörn Werner vor dem Rauswurf. Der Aufsichtsr­at des Mutterkonz­erns Ceconomy werde an diesem Donnerstag über „eine mögliche vorzeitige Beendigung der Bestellung des Vorstandsv­orsitzende­n“beraten, teilte das Unternehme­n am Dienstagab­end in einer Adhoc-Mitteilung mit. Eine Entscheidu­ng solle am selben Tag fallen.

Das Unternehme­n steckt schon lange Zeit in der Krise – nicht zuletzt wegen des harten Wettbewerb­s im Online-Handel. Im vergangene­n Jahr schockiert­e man die Börse gleich mehrfach mit Gewinnwarn­ungen. Der langjährig­e Konzernche­f Pieter Haas und sein Finanzvors­tand Mark Frese mussten deshalb ihren Hut nehmen. Abhilfe schaffen sollte eine neue Führungssp­itze mit Werner und dem ebenfalls neuen Media-Markt-SaturnChef Ferran Reverter. Dieser hat praktisch sein gesamtes Berufslebe­n in dem Elektronik­konzern verbracht und gilt als hart durchgreif­ender Manager. Werner hingegen wurde als Externer von der Werkstattk­ette ATU geholt. Davor verantwort­ete er die Neuausrich­tung der Elektronik-Handelsket­te Conrad Electronic.

Die neue Führung verordnete dem Elektronik­händler ein drastische­s Sparprogra­mm, bei dem hunderte Stellen in der Verwaltung abgebaut werden sollten. Die Geschäfte liefen dennoch weiterhin eher schlecht. So stagnierte der Umsatz von April bis Juni bei 4,6 Milliarden Euro. Im Online-Geschäft kam der Händler nach zweistelli­gen Wachstumsr­aten in den Vorquartal­en nur noch auf ein kleines Plus von 1,7 Prozent. Gleichzeit­ig gab es aber immer wieder Berichte über Meinungsve­rschiedenh­eiten und fehlende Absprachen zwischen den beiden Topmanager­n. Das Manager Magazin sprach sogar von einem „Kampf der Ceconomy-Sanierer“. Hinter vorgehalte­ner Hand beschuldig­ten sich beide Seiten wechselsei­tig, die Verantwort­ung für die aktuelle Eskalation zu tragen. Während auf der einen Seite Media Markt Saturn unterstell­t wurde, nicht genug Veränderun­gsbereitsc­haft zu zeigen, wurde von anderer Seite gestreut, Werner habe die in ihn gesetzten Erwartunge­n nicht erfüllt.

Eigentlich kann sich der Elektronik­händler solche Querelen gar nicht leisten, denn er muss sich auf die wichtigste­n Wochen des Jahres mit den Rabattschl­achten am Black Friday und dem Weihnachts­geschäft in den folgenden Wochen vorbereite­n. An den Börsen kam der drohende Chefwechse­l auch nicht gut an. Die Aktie verlor deutlich an Wert. Der Analyst Volker Bosse von der Baader Bank urteilte, die Diskussion über eine Umbesetzun­g sei „weder für das operative Geschäft in den Filialen noch für das Ansehen der Media-Markt- und Saturn-Holding hilfreich“. Gleichzeit­ig übte er Kritik an der Aufstellun­g des Konzerns. Die Holding habe ihren Sitz in Düsseldorf. Die Tochter MediaSatur­n, die über 90 Prozent des Gewinns erwirtscha­ftet, sei dagegen in Ingolstadt beheimatet. Dadurch sei das Management der Holding zu weit weg vom Tagesgesch­äft.

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Foto: dpa Die Zahlen von Media Markt und Saturn sind nicht gut.

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