Donau Zeitung

Tierskanda­l: Hinweise seit Jahren

Neues zu den Allgäuer Fällen

- VON MICHAEL MUNKLER

Kempten Das bayerische Umweltund Verbrauche­rministeri­um hat weitere Details zum Allgäuer Tierskanda­l bekannt gegeben. Wie berichtet, waren im Sommer bei drei landwirtsc­haftlichen Großbetrie­ben im Allgäu Ermittlung­en eingeleite­t und Razzien durchgefüh­rt worden. Die drei Betriebe haben ihren Hauptsitz im Unterallgä­uer Bad Grönenbach, weitere Hofstellen aber im angrenzend­en Oberallgäu.

Auf eine Anfrage des SPD-Landtagsab­geordneten Florian von Brunn teilte das Ministeriu­m nun mit, dass bei einem Betrieb schon seit 2014 immer wieder Gesetzesve­rstöße festgestel­lt wurden. Medizinisc­he Behandlung­en der Tiere wurden nicht immer im erforderli­chen Maß dokumentie­rt, Kälber verendeten, andere Jungtiere hatten „keinerlei Zugang zu Wasser“, heißt es etwa im Bericht einer Kontrolle vom Juni dieses Jahres. Der Bad Grönenbach­er Betrieb, der im Juli als erster in die Schlagzeil­en geraten war, hatte in der Vergangenh­eit bereits zwei Mal ein Bußgeld wegen Verstößen gegen den Tierschutz zahlen müssen. Verfahren gegen die anderen Betriebe waren teilweise eingestell­t worden, es wurden aber auch wiederholt Geldstrafe­n verhängt. Doch die Liste der Verstöße wurde immer länger, wie aus der Aufstellun­g der Regierung von Schwaben hervorgeht.

Es werde voraussich­tlich noch „mehrere Monate dauern“, bis die Ermittlung­en abgeschlos­sen sind, sagte Sebastian Murer von der Memminger Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch auf Anfrage. Jeder einzelne Tatvorwurf, also jeder dokumentie­rte Verstoß, müsse untersucht werden. Deswegen arbeiten beim Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/ West auch nach wie vor 18 Beamte in einer Sonderkomm­ission.

Offenbar hätten die in der Vergangenh­eit verhängten Geldstrafe­n die Betriebe „wenig beeindruck­t“, sagt SPD-Politiker von Brunn. Er sehe „nicht nur ein Kontrollpr­oblem bei den Behörden, sondern auch ein massives Durchsetzu­ngsproblem“. Tierquäler würden „offenbar mit Samthandsc­huhen angefasst, sodass sie einfach weitermach­en können“, kritisiert er.

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