Tierskandal: Hinweise seit Jahren
Neues zu den Allgäuer Fällen
Kempten Das bayerische Umweltund Verbraucherministerium hat weitere Details zum Allgäuer Tierskandal bekannt gegeben. Wie berichtet, waren im Sommer bei drei landwirtschaftlichen Großbetrieben im Allgäu Ermittlungen eingeleitet und Razzien durchgeführt worden. Die drei Betriebe haben ihren Hauptsitz im Unterallgäuer Bad Grönenbach, weitere Hofstellen aber im angrenzenden Oberallgäu.
Auf eine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Florian von Brunn teilte das Ministerium nun mit, dass bei einem Betrieb schon seit 2014 immer wieder Gesetzesverstöße festgestellt wurden. Medizinische Behandlungen der Tiere wurden nicht immer im erforderlichen Maß dokumentiert, Kälber verendeten, andere Jungtiere hatten „keinerlei Zugang zu Wasser“, heißt es etwa im Bericht einer Kontrolle vom Juni dieses Jahres. Der Bad Grönenbacher Betrieb, der im Juli als erster in die Schlagzeilen geraten war, hatte in der Vergangenheit bereits zwei Mal ein Bußgeld wegen Verstößen gegen den Tierschutz zahlen müssen. Verfahren gegen die anderen Betriebe waren teilweise eingestellt worden, es wurden aber auch wiederholt Geldstrafen verhängt. Doch die Liste der Verstöße wurde immer länger, wie aus der Aufstellung der Regierung von Schwaben hervorgeht.
Es werde voraussichtlich noch „mehrere Monate dauern“, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind, sagte Sebastian Murer von der Memminger Staatsanwaltschaft am Mittwoch auf Anfrage. Jeder einzelne Tatvorwurf, also jeder dokumentierte Verstoß, müsse untersucht werden. Deswegen arbeiten beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/ West auch nach wie vor 18 Beamte in einer Sonderkommission.
Offenbar hätten die in der Vergangenheit verhängten Geldstrafen die Betriebe „wenig beeindruckt“, sagt SPD-Politiker von Brunn. Er sehe „nicht nur ein Kontrollproblem bei den Behörden, sondern auch ein massives Durchsetzungsproblem“. Tierquäler würden „offenbar mit Samthandschuhen angefasst, sodass sie einfach weitermachen können“, kritisiert er.