Donau Zeitung

„Das macht mir keinen Spaß mehr“

Sascha Mölders wird seinen Vertrag beim TSV 1860 München nicht verlängern und seine Profikarri­ere beenden. Was er dann vorhat und warum er sein Tor für den FCA gegen den FC Bayern nie vergessen wird

- Interview: Robert Götz

Am Samstag spielt der FC Augsburg gegen den FC Bayern München. Sagt Ihnen der 5. April 2014 noch etwas? Mölders: Natürlich. Ich denke, das ist ein Datum, das kein FCA-Fan je wieder vergessen wird. Wir haben zu Hause 1:0 gegen den FC Bayern gewonnen …

Und Sie haben das Siegtor erzielt. Können Sie sich an den Treffer eigentlich noch erinnern? Sie haben schließlic­h einige Tore in Ihrer bisherigen Karriere geschossen.

Mölders: Das ist eines der Tore, das ich nie mehr vergessen werde. Wir haben damals Bayern München geschlagen, was eigentlich unmöglich erschien für einen Verein wie uns. Bayern hatte zuvor 53 Mal nicht verloren, es war die erste Niederlage für Pep Guardiola in Deutschlan­d. Wir waren ja schon ein paar mal kurz davor, als zum Beispiel 2012 Ribery im Pokal vom Platz geflogen ist, aber es hatte nie funktionie­rt. An diesem Tag klappte dann alles.

Sie waren viereinhal­b Jahre beim FCA, ehe sie in der Winterpaus­e 2015 zum TSV 1860 München gewechselt sind. Sie haben die ersten zwei Tore des FCA in der Bundesliga geschossen. Was bedeutet diese Zeit für Sie? Mölders: Sportlich war es die erfolgreic­hste Zeit in meiner Karriere. Die Bundesliga ist einfach das Maß aller Dinge. Wir waren immer Abstiegska­ndidat Nummer eins und sind bis nach Europa gekommen. Wir hatten einfach von den Typen her ein geiles Team. Da hat alles gepasst.

Sie haben gerade das Stichwort gegeben: Europa. Die Nichtnomin­ierung für den Kader für die Europa League 2015 war sicher ein Tiefschlag. Mölders: Es war die größte Enttäuschu­ng in meiner Karriere. Wenn ich was anders sagen würde, würde ich lügen. Und das mache ich nicht. In dem Moment, als das passiert ist, war für mich klar, dass ich den FCA verlassen würde. Ich glaube, ich habe mir die Nominierun­g über die Jahre verdient gehabt. Denn ich habe für den FCA immer alles gegeben.

Sind Sie eigentlich noch sauer auf den damaligen Manager Stefan Reuter und Trainer Markus Weinzierl? Mölders: Mit Markus Weinzierl hatte und habe ich ein gutes Verhältnis und auch mit Stefan Reuter habe ich mich ausgesproc­hen.

Sie wechselten dann zum TSV 1860 München. Was waren die Gründe? Mölders: Es gab einige. Der wichwar, dass ich aus Süddeutsch­land nicht mehr wegwollte. Wir sind hier in Mering (Landkreis AichachFri­edberg) heimisch geworden. Meine großen Kinder mussten während ihrer Schulzeit dreimal das Bundesland wechseln, das wollten wir den beiden Kleinen nicht mehr zumuten. Damals war Oliver Kreuzer Sportdirek­tor bei den Löwen. Der hat mich nahezu stündlich angerufen oder mir geschriebe­n. Das gab mir ein gutes Gefühl und dann habe ich zugesagt.

Sie haben bei den Löwen wahnsinnig viel erlebt. Die Fans lieben den Verein ja abgöttisch. Es gab Ab- und Aufstiege und immer wieder Ärger um Investor Hasan Ismaik …

Mölders: Es ist immer was los, jeden Tag.

Sie hätten 2017 zum FC Bayern München wechseln können. Sie hätten für die 2. Mannschaft spielen sollen und nach Ihrer Karriere im Trainersta­b des FC Bayern arbeiten können. Mölders: (Lacht). Ja, das stimmt tatsächlic­h.

Warum haben Sie abgesagt? Mölders: Ich bin kein Typ, der so schnell den Verein wechselt. Zudem ist die Rivalität zwischen den Löwen und den Bayern extrem. Das konnte ich nicht und ehrlich gesagt, ich bin nicht der Typ für den FC Bayern München. Zudem hätte ich Theater mit unserem Trainer Daniel Bierofka bekommen.

Aber in Ihre persönlich­e Lebensplan­ung hätte es gut gepasst. Sie wollen ja nach Ihrer Karriere als Trainer arbeiten

Mölders: Ich glaube, ich passe nicht in so ein Nachwuchsl­eistungsze­ntigste trum rein. Ich sehe mich nicht als Laptop-Trainer, um das verkürzt darzustell­en. Ich vertrete eher die Meinung, dass man als Ex-Profi den jungen Spielern noch mehr beibringen kann.

Sie sind jetzt 34, Ihr Vertrag bei den Löwen läuft am Saisonende aus. Wie geht es weiter?

Mölders: Bisher habe ich es geheim gehalten, aber ich habe mich entschloss­en, im Sommer meine Karriere zu beenden. Ich könnte zwar noch einige Jahre spielen, aber das ganze Drumherum geht mir, entschuldi­gen Sie die Ausdrucksw­eise, auf den Sack. Es geht im Profiberei­ch oft gar nicht mehr um den Fußball, und das macht mir keinen Spaß mehr.

Endgültig?

Mölders: Ja, im Sommer ist mit Profifußba­ll Schluss. Definitiv. 14 Jahre reichen. Ich werde irgendwo im Umkreis in der Regionalli­ga Bayern als Spielertra­iner arbeiten. Es gibt schon zwei, drei lose Kontakte zu Vereinen. Im Winter werde ich beginnen, die notwendige­n Gespräche zu führen.

Haben Sie denn schon die nötigen Trainer-Lizenzen?

Mölders: Ich arbeite daran. Im nächsten Jahr will ich den Lehrgang zur DFB-Elite-Jugend-Lizenz machen. Danach kommt die A-Lizenz. Die brauche ich, um in der Regionalli­ga trainieren zu können. Die kann ich aber dann während meiner ersten Saison bei meinem neuen Verein absolviere­n.

Lassen Sie uns noch einmal kurz auf den FCA zurückkomm­en. Wie sehen Sie die derzeitige Situation bei Ihrem Ex-Klub? Fehlen Typen wie Sie? Mölders: Ich bin zu weit weg, um das beurteilen zu können. Aber was ich auf jeden Fall weiß: Wir haben damals immer innerhalb der Mannschaft alles klipp und klar angesproch­en. Das war wichtig, gerade in den Situatione­n, in denen es nicht so lief. Denn da muss auf dem Platz der eine für den anderen da sein. Und das waren wir.

Was würde der Trainer Mölders den FCA-Profis für das Spiel gegen den FC Bayern mit auf den Weg geben? Mölders: Das Spiel gegen die Bayern kommt gerade richtig. Jeder sagt doch, jetzt haben Sie eine Banane gegen Gladbach bekommen und gegen Bayern wird es ähnlich. Keiner erwartet etwas vom FCA, und das ist die Chance. Da kann man über sich hinauswach­sen. Ich würde gar nicht auf den FC Bayern München schauen, sondern einfach vorne draufgehen lassen und versuchen ein geiles Spiel zu machen. Wenn du 0:3 oder 0:4 verlierst, sagt doch jeder: War doch klar. Aber wenn du was holst oder sogar gewinnst, wie wir damals, dann ist die Euphorie plötzlich wieder zurück. ● Sascha Mölders, 34, wurde in Essen geboren. Zusammen mit seiner Frau Yvonne und seinen Kindern lebt er in Mering (Lkr. Aichach-Friedberg).

● Sportlich Mölders absolviert­e 103 Bundesliga­spiele für den MSV Duisburg (11) und den FCA (92/18 Tore). Seit dem 1. Januar spielt er für den TSV 1860 München.

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Foto: Fotostand/Wagner Sascha Mölders hat keine Lust mehr auf den Profifußba­ll. Der Stürmer des TSV 1860 München beendet am Ende der Saison seine Karriere und will dann als Spielertra­iner in der Regionalli­ga arbeiten.

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