Donau Zeitung

Leuchtend schön

Auch Lampen prägen den Stil eines Raums. Der Siegeszug der LED-Technik ist dabei eine Befreiung für die Kreativitä­t bei der Gestaltung neuer Formen. Einflussre­iche Designer erklären ihre Entwürfe und die aktuellen Trends

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Leuchten hatten früher nur einen Zweck. Sie machten Licht, wo es dunkel war. Heute ist das anders sie setzen Akzente, sorgen für die Stimmung und sind der Hingucker im Raum. Zurück geht dieser Wandel unter anderem auf das Aus der Glühbirne und die dadurch erfolgte Weiterentw­icklung der Technologi­en. LED können heute noch mehr möglich machen. „Durch LEDs und neue Technologi­en haben wir ganz andere Möglichkei­ten, Licht zu denken und mit Licht zu arbeiten“, erklärt der deutsche Designer Sebastian Herkner. „Man braucht nicht mehr unbedingt dieses große Glasobjekt oder diesen Textilschi­rm außenrum, weil das Leuchtmitt­el wesentlich kleiner ist. Man kann es zum Teil auch verstecken.“

Aus dem einst eher zweckmäßig­en Licht im Raum wurde so ein neuer Ankerpunkt für innovative­s Design – optisch wie technologi­sch. Allzu gerne suchen sich die Designer derzeit Inspiratio­n fernab aller üblicher Räume: im All. Die Sonne ist Vorbild für eine der neuen Leuchten des italienisc­hen LichtSpezi­alisten Foscarini. Ihr Name: Sun the light of love. Dafür hat der Designer Tord Boontje 390 Strahlen so angeordnet, dass das Licht im Kern abgeschirm­t und zugleich reflektier­t wird. Das nimmt einer Sonne ihr grelles Strahlen und schafft ein weiches Umgebungsl­icht sowie zugleich eine Akzentbele­uchtung für die darunterli­egende Fläche.

Ebenfalls den Stern setzt Arturo Alvarez in den Mittelpunk­t seiner Leuchte Aimei. Sie versprüht Leben, Licht und Wärme – hier dargestell­t durch viele Strahlen aus Holz, die wirbelhaft von der Sonne abgehen. Die edlen Designerst­ücke sind mit Preisen zwischen 2500 und gut 6000 Euro ein teurer Luxus, doch die aktuellen Entwürfe bestimmen natürlich über kurz oder lang auch die Trends der Massenhers­teller und zeichnen die Richtung im aktuellen Leuchtende­sign vor.

Ein Beispiel, das viele Nachahmer inspiriere­n könnte, bietet eine Neuheit des italiensch­en Hersteller­s Artimede, der neue Wege bei der Form der Leuchte geht: La Linea ist ein flexibler LED-Schlauch, der sich ohne gestalteri­sche Vorgaben an der Wand, der Decke, an einem Fenster und auch überall draußen – in großer Hitze wie auch bei Frost – nutzen lässt. „La Linea kann wirklich jede Form annehmen und ist auf hundert Meter zusammense­tzbar“, erklärt ihr Designer Jacob Lange vom Designstud­io BIG.

Daraus lassen sich – theoretisc­h – auch ganz neue Funktionen für die Leuchten erschließe­n: So zeigt ArtePallav­i mide auf Werbevideo­s der zum Patent angemeldet­en Technologi­e, wie Kinder mit den flexiblen LEDs spielen, als wären sie Poolnudeln. Ansonsten aber wird dem Käufer abverlangt, dass er selbst zum Deviele signer des Design-Produktes wird: Der Schlauch kommt aufgerollt ins Haus und muss dann erst einmal kreativ verarbeite­t werden.

Ähnlich wie La Linea wirkt zunächst der Entwurf Interweave von Dean, ebenfalls für Artemide. Im Zentrum stehen die tragenden Zylinder mit nach unten gerichtete­m Leuchtmitt­el. „Das ist nicht nur eine weitere hübsche Leuchte, das ist auch eine Musikbox“, erklärt Designerin Dean. Und es ist ein Temperatur- und Luftfeucht­efühler, alles anwählbar via App. Eine Verbindung, die es künftig häufiger geben wird: Während sich über Boxen nach dem Vorbild von Alexa längst extra Leuchten per Sprachsteu­erung bedienen lassen, wird nun beides verstärkt miteinande­r in ein Produkt gepackt, das Musik spielt und das Smarthome steuert.

Trotz der Suche nach neuen Rollen für Leuchten und ihre veränderte Einbindung in die Räume bleibt aber für viele Designer weiterhin die Optik der Schwerpunk­t. Allen voran Ingo Maurer mit seiner neuen Pendelleuc­hte „La Festa delle Farfalle“. 34 filigrane Schmetterl­inge

Manche Lampen bringen die Sprachsteu­erung gleich mit

aus Papier sitzen auf einem Gerüst, das an einen Strauch mit dünnen Zweigen erinnert.

Es ist so zart, dass es mit etwas Abstand zur Leuchte wirkt, als würden die Insekten frei schweben. Das Licht der Leuchte strahlt aus einem Teller nach unten auf den Tisch und gleicherma­ßen nach oben zu den Tieren, wodurch sich ein fasziniere­ndes Schattensp­iel an der Decke ergibt. Der eigentlich­e Hingucker ist aber der Teller: Auf ihm liegen wie Früchte in der Obstschale drei Glühbirnen, von denen eine Libelle zu naschen scheint. Man muss hierzu wissen: Ingo Maurer ist ein erklärter Fan der guten alten Glühbirne – und er nutzte sie schon öfter als Art Obst, umschwirrt von Schmetterl­ingen.

Er ist nicht der einzige Designer, der für seine Leuchten auf süße Früchte setzt: Aktuell erweitert Sebastian Herkner seine Stellar GrapeSerie für Pulpo – im Grunde eine leuchtende überdimens­ionale Weintraube – um eine hängende Variante. Die Idee, aus der ersten Wandleucht­e Stellar wall one, die noch eine einzelne Kugel war, eine Traube zu machen, lag damals nahe, berichtet Herkner. „Wir wollten nicht nur einen Stab mit einer Kugel dran haben. Daher haben wir überlegt, wie wir das anders interpreti­eren können – und so ist dann die Grape entstanden.“

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Fotos: dpa Vorbild Sonne: „Sun the light of love“nennt der Designer Tord Boontje seine für den italienisc­hen Hersteller Foscarini entworfene Deckenleuc­htkugel. Genau 390 Strahlen streuen das helle Licht im Kern.
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Bei Ingo Maurers Pendelleuc­hte „La Festa delle Farfalle“dienen die obstgleich­en Glühbirnen auch als Schattensp­iel; Arturo Alvarez orientiert sich auch am Sonnenstra­hl. „La Linea“von Designer Jacob Lange geht völlig neue Wege.
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