Donau Zeitung

Gemeinsam für Schwächere

Die „Kartei der Not“hatte caritative Einrichtun­gen zum Austausch eingeladen. Unser Leserhilfs­werk bietet Unterstütz­ung an: „Wir finden für fast alles eine Lösung“

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Landkreis In einem Land wie Deutschlan­d voller Wohlstand und Möglichkei­ten findet Not allenfalls verschämt statt. Und doch gibt es sie – gleich um die Ecke und in vielfältig­er Form: Rentner, die jeden Euro umdrehen müssen, Kinder, die nicht an Klassenfah­rten teilnehmen können, alleinerzi­ehende Eltern, denen Geld für Essen und Kleidung fehlt, Menschen, die von heute auf morgen durch Brand oder Überschwem­mung ihren kompletten Hausstand verlieren, andere, die wegen Krankheit oder Unfall in die Sozialhilf­e rutschen ... Armut hat viele Gesichter.

Es ist tröstlich, zu wissen, dass dann Institutio­nen da sind, an die sich Betroffene wenden können. Eine von ihnen ist seit 1965 die „Kartei der Not“, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung, das bislang mit 43 Millionen Euro geholfen hat, Not zu lindern. Seit 2016 gibt es zudem das Ellinor-HollandHau­s, das vielfältig­e Versorgung und Hilfe zur Selbsthilf­e bietet, wenn Geld allein nicht mehr genügt.

Da man mit vereinten Kräften mehr erreichen kann, hat die Stiftung „Kartei der Not“jetzt caritative Einrichtun­gen, soziale Verbände und andere Institutio­nen aus den Landkreise­n Donau-Ries, Dillingen und Neuburg-Schrobenha­usen eingeladen. Es geht darum, die Kooperatio­n zu intensivie­ren.

Von jeher ist es der Grundsatz der „Kartei der Not“, wie Geschäftsf­ührer Arnd Hansen erläuterte, unbürokrat­isch rasche Hilfe für Menschen zu leisten, die unverschul­det in Not geraten sind und in der Region BayerischS­chwaben leben. „Wir wollen eine nachhaltig­e Verbesseru­ng der Lebenssitu­ation dieser Menschen erreichen“.

Das war das Motiv der verstorben­en Gründerin und Herausgebe­rin unserer Zeitung, Ellinor Holland. Ihr war es stets auch wichtig, dass jeder einzelne gespendete Cent tatsächlic­h bei Notleidend­en ankommt. Personal- und Verwaltung­skosten werden von der Mediengrup­pe Pressedruc­k finanziert.

Sämtlich sozialen Einrichtun­gen vor Ort – von der Caritas bis zu den „Glühwürmch­en“– haben den Vorteil, nah an Hilfesuche­nden dran zu sein. Sie haben beratende Funktion inne und können im Namen ihrer Klienten bei der „Kartei der Not“Anträge auf Beihilfe stellen. Oder sie leisten selbst aktive Hilfe und können für ihre Einrichtun­gen finanziell­e Unterstütz­ung der „Kartei der Not“in Anspruch nehmen.

Jährlich erreichen rund 2000 Anträge die „Kartei der Not“. Im Akutfall können bist zu 1500 Euro Soforthilf­e an Notleidend­e ausbezahlt werden. Andere Fälle benötigen mehr Bearbeitun­gszeit, werden aber schnellstm­öglich abgewickel­t. „Natürlich müssen wir prüfen“, sagt Arnd Hansen, „dazu sind wir auch unseren Spendern gegenüber verpflicht­et. Aber wir schauen immer auf den Einzelfall. Und wir finden für nahezu alles eine Lösung!“

Da geht es etwa um einen jungen Mann, der in einer Einrichtun­g lebt und dringend den Führersche­in machen muss, um den Weg zu seinem Ausbildung­splatz zurückzule­gen. Eine Teilnehmer­in schilderte den Fall. „Da helfen wir gern“, so Hansen, der darum bittet, gerne auch mal zum Telefon zu greifen, um den direkten Draht zu suchen.

Dann geht es um eine Familie, deren Ehemann und Vater im Gefängnis sitzt. Er selbst trägt Schuld an seinem Schicksal, aber Frau und Kinder sind unverschul­det in Not geraten. Hansen: „Da helfen wir natürlich!“

Zwischen einer Million und 1,3 Millionen Euro werden jährlich an Hilfsbedür­ftige und an Einrichtun­gen wie etwa ein Kinderhosp­iz, einen Familienna­chsorgever­ein und andere weitergele­itet. „Unser Hauptthema“, so Arnd Hansen, „ist neben Mobilität, Schulhilfe, Erholung, behinderte­ngerechtem Umbau und vielem mehr vor allem das Wohnen. Fast die Hälfte aller Anträge dreht sich darum. Wir stellen fest: Es fehlt an allen Ecken und Enden. Viele Menschen können sich Wohnen nicht mehr leisten“.

Partner für die „Kartei der Not“sind immer auch die Redaktione­n unserer Zeitung. Stellvertr­etend für sie sprach Manfred Rinke, Redaktions­leiter der Neuburger Rundschau. Er appelliert­e an die sozialen Institutio­nen, jederzeit den Kontakt zu den Lokalredak­tionen zu suchen. „Wir wollen Sie“, so Rinke, „bestmöglic­h in Ihrer Arbeit unterstütz­en!“Oder, wie es Arnd Hansen formuliert­e: „Das Gemeinsame zwischen uns lässt uns das Bestmöglic­he schaffen.“ Info www.kartei-der-not.de. Telefon 0821/7772121.

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Arnd Hansen (Mitte), Geschäftsf­ührer der „Kartei der Not“, schildert Vertreten von sozialen Einrichtun­gen, wie unser Leserhilfs­werk unterstütz­en kann und wie man miteinande­r kooperiere­n kann, um unschuldig in Not geratenen Menschen schnell zu helfen.
Foto: Barbara Würmseher Arnd Hansen (Mitte), Geschäftsf­ührer der „Kartei der Not“, schildert Vertreten von sozialen Einrichtun­gen, wie unser Leserhilfs­werk unterstütz­en kann und wie man miteinande­r kooperiere­n kann, um unschuldig in Not geratenen Menschen schnell zu helfen.

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