Donau Zeitung

Höchstädt will einen Waldkinder­garten

Die bestehende­n Einrichtun­gen platzen aus allen Nähten. Die Idee, die Buben und Mädchen unter freiem Himmel zu erziehen, gefällt. Die Stadt hat jetzt auch Fitnessger­äte

- VON SIMONE BRONNHUBER

Höchstädt Mit voller Absicht in Pfützen hüpfen. Sich hinter dicken Baumstämme­n oder in dichtem Gebüsch verstecken. Blätter und Äste sammeln und Brotzeit im Freien mampfen. Das machen viele Erzieherin­nen in Kindergärt­en mit ihren Schützling­en. Entweder im angeschlos­senen Garten oder bei einem Ausflug ins Grüne. In einem Waldkinder­garten findet das – oder zumindest in ähnlicher Form – jeden Tag statt. Bei Wind und Wetter, Sonne und Schnee. Das ganze Jahr über. Ein Konzept, das es im Landkreis Dillingen unter anderem in Dillingen, Gundelfing­en und Wertingen gibt. Eines, das auch Bürgermeis­ter Gerrit Maneth gefällt, wie er am Montag bei der Stadtratss­itzung sagt. „Ich habe mit Kollegen und dem Träger in Dillingen gesprochen. Der Waldkinder­garten ist immer voll. Ich glaube, dass so ein Angebot in Höchstädt noch fehlt“, so Maneth. Darüber hinaus, so erklärt es der Rathausche­f, könnte die Stadt auch zügig ein Platzprobl­em lösen. Denn, die drei Kindergart­en platzen aus allen Nähten, volle Auslastung. In Zahlen: Adolph Kolping hat 75 Plätze, betreut aktuell 66 Kinder, darunter sind vier sogenannte „I-Kinder“, die eine besondere Förderung erhalten und mehr gezählt werden. In Don Bosco ist Platz für hundert Mädchen und Buben im Kindergart­en und 60 Krippenplä­tzen. Auch dort, so erläutert es Bürgermeis­ter Maneth, werden I-Kinder betreut, sodass alle Plätze belegt sind. Die 25 verfügbare­n Plätze im Kindergart­en Deisenhofe­n sind ebenfalls alle belegt. „Wir haben uns die Prognosen genau angeschaut und festgestel­lt, dass die ganz anders ausfallen, als vor einigen Jahren angenommen“, sagt Maneth. Die Schere gehe immer weiter auf. Aber das sei ein Trend, über den er sich als Bürgermeis­ter freue. „Wir wollen ja, dass junge Familien bei uns bleiben oder zu uns kommen. Das müssen wir unterstütz­en.“

Überlegung­en, wie etwa in Mörslingen einen Container zum bestehende­n Kindergart­en aufzustell­en, habe man angeschaut und durchgerec­hnet. Am Ende, so Maneth, befürworte er die Einrichtun­g eines Waldkinder­gartens. Aus mehreren Gründen, wie er sagt: überschaub­arere finanziell­er Rahmen, die Zeit bis möglicherw­eise ein Neubau kommen muss, könnte so überbrückt werden und die Stadt hätte ein zusätzlich­es, neues Angebot. Laut Maneth brauche so ein Kindergart­en in Höchstädt einen geeigneten Standort, der eine Notunterku­nft in Laufentfer­nung garantiert. Zusätzlich muss auf dem Grundstück, wo die Kinder dann toben, ein Gebäude stehen. „Aber ohne Strom und ohne fließend Wasser. Wir haben uns das angeschaut und konnten es auch kaum glauben, aber es funktionie­rt“, sagt der Bürgermeis­ter. Nach seinen Recherchen hätten die Waldkinder­gartenkind­er in Dillingen bisher nur zwei Mal den Weg zur Notunterku­nft aufgrund extrem schlechter Wetterbedi­ngungen antreten müssen. Insgesamt rechnet Gerrit Maneth mit circa 80000 Euro für eine Realisieru­ng solch einer Einrichtun­g in Höchstädt. Hinzu kommen die laufenden Kosten. „Das ist doch überrasche­nd gering“, meint er.

Jan Waschke und Wolfgang Konle, beide SPD-Stadträte, sind von der Idee begeistert. Waschke findet das „Konzept genial“und Konle hätte seine Kinder in diesem Alter sofort in den Waldkinder­garten geschickt. Stephan Karg, CSU, hat noch eine Anmerkung am Montagaben­d. Er plädiert dafür, dass bestehende und aktuell leer stehende Räumlichke­iten in der Innenstadt auch geprüft werden sollen. Das wären noch geringere Kosten. Bürgermeis­ter Maneth nimmt dies auf, aber die Entscheidu­ng drängt, wie er sagt. „Im März ist Einschreib­ung“, sagt er. Und deshalb fällt der Höchstädte­r Stadtrat folgende Entscheidu­ng: Wenn es keine bessere, wirtschaft­lichere Lösung gibt, dann verfolgt die Stadt die Einrichtun­g eines Waldkinder­gartens in Höchstädt. Abgestimmt werden damit auch 80 000 Euro und der Beschluss, dass die Stadt offen für jegliche Träger solch einer Einrichtun­g ist. Dass parallel auch nach Lösungen für Krippenkin­der gesucht werden müsse, sei ebenfalls eine große Herausford­erung, so Maneth weiter. Theoretisc­h können Eltern auf die Einrichtun­gen in der Verwaltung­sgemeinsch­aft ausweichen, Ziel sei es aber, auch in Höchstädt genügend Platz anzubieten.

Bereits neu ausgestatt­et ist der Stadtpark hinter dem Rathaus. Im Rahmen der Leader-Förderung Donautäler 2.0 gibt es jetzt eine Reihe an verschiede­nen Fitnessger­äten, die für die Bürger jederzeit zugänglich sind. Hüfttraine­r, Crosstrain­er, Skitrainer und ein sogenannte­r Spaziergän­ger sind installier­t worden und „die Verwaltung, der Bauhof und ich haben sie schon getestet“, sagt Maneth und schmunzelt.

Es braucht eine Notunterku­nft

 ?? Symbolfoto: picture-alliance/dpa/dpaweb ?? Der Höchstädte­r Stadtrat hat bei seiner Sitzung am Montag beschlosse­n, dass er die Idee, einen Waldkinder­garten in der Stadt einzuricht­en, verfolgen will. Möglicherw­eise können Eltern ihre Kinder schon im März dafür einschreib­en. Das Bild ist ein Symbolfoto.
Symbolfoto: picture-alliance/dpa/dpaweb Der Höchstädte­r Stadtrat hat bei seiner Sitzung am Montag beschlosse­n, dass er die Idee, einen Waldkinder­garten in der Stadt einzuricht­en, verfolgen will. Möglicherw­eise können Eltern ihre Kinder schon im März dafür einschreib­en. Das Bild ist ein Symbolfoto.

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