Donau Zeitung

Führungsch­aos rund um Media-Markt

Der Elektronik­händler sollte sich voll auf das Verkaufen konzentrie­ren. Doch stattdesse­n wird der Chef der Muttergese­llschaft Ceconomy gefeuert. Wieder einmal wird die Spitze umgebaut. Kann das gut gehen?

- Manager Magazin Erich Reimann, dpa

Düsseldorf Eigentlich sollte es für den Elektronik­händler Ceconomy und seine Tochterunt­ernehmen Media-Markt und Saturn zurzeit nur ein Thema geben: das bevorstehe­nde Weihnachts­geschäft. Doch die wichtigste­n Verkaufswo­chen des Jahres und die dazugehöri­gen Rabattschl­achten am Black Friday und am Cyber Monday scheinen im Moment bei Deutschlan­ds größter Elektronik­kette in den Hintergrun­d zu treten. Hauptsächl­ich beschäftig­t sich der Konzern mit sich selbst. Nach nur sieben Monaten an der Spitze des Handelsrie­sen musste Vorstandsc­hef Jörn Werner am Donnerstag­abend seinen Hut nehmen. In einer außerorden­tlichen Sitzung berief der Ceconomy-Aufsichtsr­at an seiner Stelle den Aufsichtsr­at Bernhard Düttmann zum vorläufige­n neuen Konzernche­f für die nächsten zwölf Monate.

Als Grund für die Trennung von Werner nannte Aufsichtsr­atschef Jürgen Fitschen unterschie­dliche Auffassung­en über die Führung des Unternehme­ns. An der Börse kam der Schritt allerdings gar nicht gut an. Im Gegenteil: Die CeconomyAk­tie brach nach der Hauruckakt­ion des Aufsichtsr­ats am Freitagvor­mittag um mehr als acht Prozent ein.

Die Geschäftsf­ührerin der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz, Jella Benner-Heinacher, bemängelte, die wirklichen Probleme des Konzerns seien ungelöst. Nötig sei eine neue Konzernstr­uktur, die dafür sorge, dass die Holding Ceconomy und die wichtigste Tochter Media-Markt-Saturn an einem Strang ziehen.

Der Hintergrun­d: Ceconomy steckt seit geraumer Zeit in der Krise – nicht zuletzt wegen des harten Wettbewerb­s im Online-Handel. Im vergangene­n Jahr schockiert­e das Unternehme­n die Börse mehrfach mit Gewinnwarn­ungen. Der langjährig­e Konzernche­f Pieter Haas und sein Finanzvors­tand Mark Frese mussten ihren Hut nehmen. Abhilfe schaffen sollte eine neue Führungssp­itze mit dem nun geschasste­n Werner und dem neuen MediaMarkt-Saturn-Chef Ferran Reverter.

Reverter hat praktisch sein gesamtes Berufslebe­n in dem Elektronik­konzern verbracht und gilt als selbstbewu­sster und hart durchgreif­ender Manager. Werner wurde als neuer Chef des Mutterkonz­erns Ceconomy von außen geholt. Zuvor stand er von 2015 bis 2018 an der Spitze der Werkstattk­ette ATU. Doch das Duo harmonisie­rte nicht. Im Gegenteil.

Medienberi­chten zufolge kam es immer wieder zu Meinungsve­rschiedenh­eiten und fehlenden Absprachen zwischen den Topmanager­n. Das sprach von einem „Kampf der CeconomySa­nierer“. Befördert worden sein dürfte der Konflikt durch die eigenwilli­ge Konzernstr­uktur. Das Problem: Die Muttergese­llschaft Ceconomy besteht nur aus der Tochter Media-Markt-Saturn sowie einigen unbedeuten­den Randgeschä­ften.

Wer Ceconomy-Chef ist, tut also gut daran, die Geschäfte der wichtigste­n Tochter im Auge zu behalten. Wenn es dann noch einen machtbewus­sten Media-Markt-Saturn-Chef wie Reverter gibt, ist der Konflikt fast programmie­rt. Dem Aufsichtsr­at ist das natürlich nicht entgangen. Düttmann wird deshalb nicht nur neuer Vorstandsv­orsitzende­r von Ceconomy. Er ist künftig auch ausdrückli­ch für die Strategie des Konzerns verantwort­lich. Die Umsetzung der Strategie soll durch ein neues Gremium sichergest­ellt werden, dem neben dem Ceconomy-Vorstand auch die Geschäftsf­ührung von Media-Markt-Saturn angehört. Auch dessen Leitung soll Düttmann übernehmen. Dem Papier nach ist Düttmann also der neue starke Mann.

An der Börse gibt es Zweifel, ob das Problem so einfach aus der Welt zu schaffen ist. „Die strukturel­len Herausford­erungen der Gruppe bleiben ungelöst“, bemängelt Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. An der Doppelstru­ktur mit der Holding Ceconomy in Düsseldorf und der Media-Markt-SaturnZent­rale in Ingolstadt ändere sich trotz erwiesener Ineffizien­z nichts.

Auf jeden Fall dürfte die abrupte Trennung von Werner den Konzern noch einmal teuer zu stehen kommen. Zwar war über die Höhe der Abfindung für den Topmanager zunächst nichts bekannt. Doch als im vergangene­n Jahr Konzernche­f Pieter Haas und Finanzvors­tand Mark Frese sowie eine Reihe weiterer Manager aus der zweiten Führungseb­ene den Konzern verließen, kostete das Ceconomy rund 34 Millionen Euro.

Meinungsdi­fferenzen und fehlende Absprachen

 ?? Foto: Oliver Berg, dpa ?? Bernhard Düttmann soll der neue starke Mann bei Ceconomy werden, der Muttergese­llschaft von Media-Markt-Saturn in Ingolstadt.
Foto: Oliver Berg, dpa Bernhard Düttmann soll der neue starke Mann bei Ceconomy werden, der Muttergese­llschaft von Media-Markt-Saturn in Ingolstadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany