Führungschaos rund um Media-Markt
Der Elektronikhändler sollte sich voll auf das Verkaufen konzentrieren. Doch stattdessen wird der Chef der Muttergesellschaft Ceconomy gefeuert. Wieder einmal wird die Spitze umgebaut. Kann das gut gehen?
Düsseldorf Eigentlich sollte es für den Elektronikhändler Ceconomy und seine Tochterunternehmen Media-Markt und Saturn zurzeit nur ein Thema geben: das bevorstehende Weihnachtsgeschäft. Doch die wichtigsten Verkaufswochen des Jahres und die dazugehörigen Rabattschlachten am Black Friday und am Cyber Monday scheinen im Moment bei Deutschlands größter Elektronikkette in den Hintergrund zu treten. Hauptsächlich beschäftigt sich der Konzern mit sich selbst. Nach nur sieben Monaten an der Spitze des Handelsriesen musste Vorstandschef Jörn Werner am Donnerstagabend seinen Hut nehmen. In einer außerordentlichen Sitzung berief der Ceconomy-Aufsichtsrat an seiner Stelle den Aufsichtsrat Bernhard Düttmann zum vorläufigen neuen Konzernchef für die nächsten zwölf Monate.
Als Grund für die Trennung von Werner nannte Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen unterschiedliche Auffassungen über die Führung des Unternehmens. An der Börse kam der Schritt allerdings gar nicht gut an. Im Gegenteil: Die CeconomyAktie brach nach der Hauruckaktion des Aufsichtsrats am Freitagvormittag um mehr als acht Prozent ein.
Die Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jella Benner-Heinacher, bemängelte, die wirklichen Probleme des Konzerns seien ungelöst. Nötig sei eine neue Konzernstruktur, die dafür sorge, dass die Holding Ceconomy und die wichtigste Tochter Media-Markt-Saturn an einem Strang ziehen.
Der Hintergrund: Ceconomy steckt seit geraumer Zeit in der Krise – nicht zuletzt wegen des harten Wettbewerbs im Online-Handel. Im vergangenen Jahr schockierte das Unternehmen die Börse mehrfach mit Gewinnwarnungen. Der langjährige Konzernchef Pieter Haas und sein Finanzvorstand Mark Frese mussten ihren Hut nehmen. Abhilfe schaffen sollte eine neue Führungsspitze mit dem nun geschassten Werner und dem neuen MediaMarkt-Saturn-Chef Ferran Reverter.
Reverter hat praktisch sein gesamtes Berufsleben in dem Elektronikkonzern verbracht und gilt als selbstbewusster und hart durchgreifender Manager. Werner wurde als neuer Chef des Mutterkonzerns Ceconomy von außen geholt. Zuvor stand er von 2015 bis 2018 an der Spitze der Werkstattkette ATU. Doch das Duo harmonisierte nicht. Im Gegenteil.
Medienberichten zufolge kam es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten und fehlenden Absprachen zwischen den Topmanagern. Das sprach von einem „Kampf der CeconomySanierer“. Befördert worden sein dürfte der Konflikt durch die eigenwillige Konzernstruktur. Das Problem: Die Muttergesellschaft Ceconomy besteht nur aus der Tochter Media-Markt-Saturn sowie einigen unbedeutenden Randgeschäften.
Wer Ceconomy-Chef ist, tut also gut daran, die Geschäfte der wichtigsten Tochter im Auge zu behalten. Wenn es dann noch einen machtbewussten Media-Markt-Saturn-Chef wie Reverter gibt, ist der Konflikt fast programmiert. Dem Aufsichtsrat ist das natürlich nicht entgangen. Düttmann wird deshalb nicht nur neuer Vorstandsvorsitzender von Ceconomy. Er ist künftig auch ausdrücklich für die Strategie des Konzerns verantwortlich. Die Umsetzung der Strategie soll durch ein neues Gremium sichergestellt werden, dem neben dem Ceconomy-Vorstand auch die Geschäftsführung von Media-Markt-Saturn angehört. Auch dessen Leitung soll Düttmann übernehmen. Dem Papier nach ist Düttmann also der neue starke Mann.
An der Börse gibt es Zweifel, ob das Problem so einfach aus der Welt zu schaffen ist. „Die strukturellen Herausforderungen der Gruppe bleiben ungelöst“, bemängelt Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. An der Doppelstruktur mit der Holding Ceconomy in Düsseldorf und der Media-Markt-SaturnZentrale in Ingolstadt ändere sich trotz erwiesener Ineffizienz nichts.
Auf jeden Fall dürfte die abrupte Trennung von Werner den Konzern noch einmal teuer zu stehen kommen. Zwar war über die Höhe der Abfindung für den Topmanager zunächst nichts bekannt. Doch als im vergangenen Jahr Konzernchef Pieter Haas und Finanzvorstand Mark Frese sowie eine Reihe weiterer Manager aus der zweiten Führungsebene den Konzern verließen, kostete das Ceconomy rund 34 Millionen Euro.
Meinungsdifferenzen und fehlende Absprachen