Initiative droht das Ende
Seit vielen Jahren ist die Elterninitiative fester Bestandteil in der Stadt. Die jährlichen Basare sind bekannt und beliebt. Die könnte es aber bald nicht mehr geben. Woran das liegt
In Höchstädt ist eine Elterninitiative fester Bestandteil der Stadt. Doch nun droht dem Verband das Aus. Beliebte Basare würden damit wegfallen.
Höchstädt In weißer Schrift, die rot hinterlegt ist, steht es dick geschrieben: „Schatzkiste droht Auflösung“. Dieses Bild findet man auf der Facebook-Seite der Höchstädter Elterninitiative. Weiter heißt es: „Nachfolger gesucht. Um das weitere Bestehen der Basare in Höchstädt zu sichern, versuchen wir gerade ein neues Team zu finden. Bei Interesse bitte melden.“Bislang hat sich niemand gemeldet. Und die acht Mamis, die derzeit die Gruppe aufrecht erhalten, haben wenig Hoffnung, dass sich das noch ändert. Dabei, so betont es Sprecherin Sabine Reiser,
Acht Mütter sind aktuell aktiv
wäre die Auflösung für Höchstädt und die Umgehung ein echter Verlust. „Es war immer toll und mit dem Geld haben wir schöne Spenden gemacht. Das würde Höchstädt fehlen“, sagt sie. Aber so, wie es momentan laufe, gehe es nicht weiter. „Wir wollen nichts hinwerfen oder aufgeben. Ganz im Gegenteil. Aber leider will heutzutage keiner mehr ehrenamtlich helfen“, so Reiser.
Gefühlt schon immer habe es die Elterninitiative Schatzkiste gegeben, wie die jungen Mütter erzählen. Eine feste Institution. Kein Verein, sondern seit jeher Mamis und Papis des aktuellen Elternbeirates der Kindergärten, die im regelmäßigen Rhythmus den Stab weitergegeben haben – bisher. Reiser erklärt: „Seit 2017 ist unsere Gruppe für die Schatzkiste verantwortlich, aber nun fehlt es an Nachfolgern. Keiner will es – wie üblich – übernehmen.“Und damit sind vor allem die zwei Basare, die seit vielen Jahren von der Höchstädter Schatzkiste organisiert werden, betroffen.
Jeweils im Frühjahr und im Herbst organisieren die Eltern in der Nordschwabenhalle Flohmärkte. Dort gibt es alles für Frauen und Kinder. Klamotten und Spielsachen türmen sich auf den Tischen, die laut Sabine Reiser immer schnell vergriffen sind. Rund 90 Verkäufer sind im Durchschnitt da, zusätzlich können Buben und Mädchen sich bei einem kostenlosen Kinderflohmarkt beteiligen. Durchschnittlich über 1000 Euro seien so an Spenden zusammengekommen. „Immer mit dem Ziel, dass es für einen sozialen Zweck und für Kinder in Höchstädt verwendet wird“, sagt die Verantwortliche. Unkompliziert sei das bislang abgelaufen. Es habe immer Freiwillige geben und unterm Dach der Kirche, die Träger der Kindertagesstätten ist, wurden die Basare veranstaltet. Seit 2017 nicht mehr. Die Mütter erklären, dass es sowohl der Kirche als auch beim Kindergarten auf einmal keinen Platz mehr gab.
Zwischenzeitlich habe es Bemühungen gegeben, dass die Elterninitiative den bestehenden Förderverein für Kindergärten übernimmt. Es sei Stand jetzt aber an einer Namensänderung gescheitert. Mutti Ramona Hilbert erklärt: „Mittlerweile gibt es einen anderen Verein in Höchstädt, der sich bereit erklärt hat, unsere Basare zu übernehmen. Das finden wir grundsätzlich toll.“Aber eigentlich, so Hilbert weiter, sei der Sinn der Schatzkiste eben dieser, dass Eltern etwas auf die Beine stellen, um dann Kindern in Höchstädt etwas Gutes zu tun. Immer mit dem sozialen Charakter, so Hilbert. Und: „Bevor die Flohmärkte sterben, geben wir sie lieber ab. Aber dann finden sie definitiv nicht mehr im Namen der Schatzkiste statt“, sagt sie.
Doch danach sieht es derzeit aus. Denn neben der Suche nach der offiziellen Dazugehörigkeit hat die Elterninitiative laut Reiser, Hilbert und Co. ein ganz anderes, größeres Problem: Keiner will helfen, geschweige denn die Elterninitiative fortführen. „Wir haben schon Aushänge gemacht und im Amtsblatt nach Müttern und Vätern gesucht, die uns bei den Basaren helfen. Keinerlei Rücklauf“, sagt Sabine Reiser. Für einen Basar, so erzählen die Frauen, sind am Tag selbst rund 20 Helfer nötig. Die Tische müssen aufgebaut, Nummern verteilt, Verkäufer eingeteilt und Kuchen verkauft werden – nur ein paar Beispiele. Speziell beim Aufbau der Tische brauche es Männer, die mit anpacken. Dass so ein Basar in der Nordschwabenhalle überhaupt stattfindet, dafür braucht es einige Wochen Vorlauf. Die Mütter haben die Aufbei gaben aufgeteilt – Pressearbeit, Finanzen, Aufbau, Telefondienst, Organisation, Küche, Einkauf. „Wir sind komplett eingespielt und es macht auch Spaß. Trotzdem sollte es an die nächste Generation Eltern übergeben werden. Unsere Kinder sind teils schon oder bald nicht mehr im Kindergarten“, schildert die 32-jährige Reiser. Es sei frustrierend, dass sie keine weiteren Mamis und Papis finden würden, die diese Ehrenämter übernehmen wollen.
Dabei, das betonen alle acht Frauen, würden sie gerne auch das neue Team unterstützen und bei Bedarf mit anpacken. „Daran scheitert es keinesfalls. Es geht einzig darum, dass wir die Verantwortung früher oder später abgeben wollen. Niemand von uns würde einfach hinschmeißen“, ergänzt Ramona Hilbert. Und sie wollen verhindern, dass der Aufschrei plötzlich ganz groß ist, wenn es heißt, die Elterninitiative Schatzkiste gibt es nicht mehr. „Dann will immer keiner was von den Problemen gewusst haben. Aber wir haben das schon oft und deutlich genug kundgetan. Wir suchen Nachfolger und das so schnell wie möglich.
Denn spätestens im Januar sollte man mit der Werbung für den Frühjahrsbasar beginnen“, so Hilbert. Deshalb können die Mütter, die die Schatzkiste seit zwei Jahren am Leben erhalten, mit ihrer Entscheidung nicht mehr lange warten. Bis spätestens Anfang November müsse klar sein, ob es die Schatzkiste weitergibt oder nicht. Denn dann muss die Nordschwabenhalle für den nächsten Frühjahrsbasar reserviert werden. Oder eben nicht.
Rund 20 Helfer an diesem Tag