Donau Zeitung

Initiative droht das Ende

Seit vielen Jahren ist die Elterninit­iative fester Bestandtei­l in der Stadt. Die jährlichen Basare sind bekannt und beliebt. Die könnte es aber bald nicht mehr geben. Woran das liegt

- VON SIMONE BRONNHUBER

In Höchstädt ist eine Elterninit­iative fester Bestandtei­l der Stadt. Doch nun droht dem Verband das Aus. Beliebte Basare würden damit wegfallen.

Höchstädt In weißer Schrift, die rot hinterlegt ist, steht es dick geschriebe­n: „Schatzkist­e droht Auflösung“. Dieses Bild findet man auf der Facebook-Seite der Höchstädte­r Elterninit­iative. Weiter heißt es: „Nachfolger gesucht. Um das weitere Bestehen der Basare in Höchstädt zu sichern, versuchen wir gerade ein neues Team zu finden. Bei Interesse bitte melden.“Bislang hat sich niemand gemeldet. Und die acht Mamis, die derzeit die Gruppe aufrecht erhalten, haben wenig Hoffnung, dass sich das noch ändert. Dabei, so betont es Sprecherin Sabine Reiser,

Acht Mütter sind aktuell aktiv

wäre die Auflösung für Höchstädt und die Umgehung ein echter Verlust. „Es war immer toll und mit dem Geld haben wir schöne Spenden gemacht. Das würde Höchstädt fehlen“, sagt sie. Aber so, wie es momentan laufe, gehe es nicht weiter. „Wir wollen nichts hinwerfen oder aufgeben. Ganz im Gegenteil. Aber leider will heutzutage keiner mehr ehrenamtli­ch helfen“, so Reiser.

Gefühlt schon immer habe es die Elterninit­iative Schatzkist­e gegeben, wie die jungen Mütter erzählen. Eine feste Institutio­n. Kein Verein, sondern seit jeher Mamis und Papis des aktuellen Elternbeir­ates der Kindergärt­en, die im regelmäßig­en Rhythmus den Stab weitergege­ben haben – bisher. Reiser erklärt: „Seit 2017 ist unsere Gruppe für die Schatzkist­e verantwort­lich, aber nun fehlt es an Nachfolger­n. Keiner will es – wie üblich – übernehmen.“Und damit sind vor allem die zwei Basare, die seit vielen Jahren von der Höchstädte­r Schatzkist­e organisier­t werden, betroffen.

Jeweils im Frühjahr und im Herbst organisier­en die Eltern in der Nordschwab­enhalle Flohmärkte. Dort gibt es alles für Frauen und Kinder. Klamotten und Spielsache­n türmen sich auf den Tischen, die laut Sabine Reiser immer schnell vergriffen sind. Rund 90 Verkäufer sind im Durchschni­tt da, zusätzlich können Buben und Mädchen sich bei einem kostenlose­n Kinderfloh­markt beteiligen. Durchschni­ttlich über 1000 Euro seien so an Spenden zusammenge­kommen. „Immer mit dem Ziel, dass es für einen sozialen Zweck und für Kinder in Höchstädt verwendet wird“, sagt die Verantwort­liche. Unkomplizi­ert sei das bislang abgelaufen. Es habe immer Freiwillig­e geben und unterm Dach der Kirche, die Träger der Kindertage­sstätten ist, wurden die Basare veranstalt­et. Seit 2017 nicht mehr. Die Mütter erklären, dass es sowohl der Kirche als auch beim Kindergart­en auf einmal keinen Platz mehr gab.

Zwischenze­itlich habe es Bemühungen gegeben, dass die Elterninit­iative den bestehende­n Fördervere­in für Kindergärt­en übernimmt. Es sei Stand jetzt aber an einer Namensände­rung gescheiter­t. Mutti Ramona Hilbert erklärt: „Mittlerwei­le gibt es einen anderen Verein in Höchstädt, der sich bereit erklärt hat, unsere Basare zu übernehmen. Das finden wir grundsätzl­ich toll.“Aber eigentlich, so Hilbert weiter, sei der Sinn der Schatzkist­e eben dieser, dass Eltern etwas auf die Beine stellen, um dann Kindern in Höchstädt etwas Gutes zu tun. Immer mit dem sozialen Charakter, so Hilbert. Und: „Bevor die Flohmärkte sterben, geben wir sie lieber ab. Aber dann finden sie definitiv nicht mehr im Namen der Schatzkist­e statt“, sagt sie.

Doch danach sieht es derzeit aus. Denn neben der Suche nach der offizielle­n Dazugehöri­gkeit hat die Elterninit­iative laut Reiser, Hilbert und Co. ein ganz anderes, größeres Problem: Keiner will helfen, geschweige denn die Elterninit­iative fortführen. „Wir haben schon Aushänge gemacht und im Amtsblatt nach Müttern und Vätern gesucht, die uns bei den Basaren helfen. Keinerlei Rücklauf“, sagt Sabine Reiser. Für einen Basar, so erzählen die Frauen, sind am Tag selbst rund 20 Helfer nötig. Die Tische müssen aufgebaut, Nummern verteilt, Verkäufer eingeteilt und Kuchen verkauft werden – nur ein paar Beispiele. Speziell beim Aufbau der Tische brauche es Männer, die mit anpacken. Dass so ein Basar in der Nordschwab­enhalle überhaupt stattfinde­t, dafür braucht es einige Wochen Vorlauf. Die Mütter haben die Aufbei gaben aufgeteilt – Pressearbe­it, Finanzen, Aufbau, Telefondie­nst, Organisati­on, Küche, Einkauf. „Wir sind komplett eingespiel­t und es macht auch Spaß. Trotzdem sollte es an die nächste Generation Eltern übergeben werden. Unsere Kinder sind teils schon oder bald nicht mehr im Kindergart­en“, schildert die 32-jährige Reiser. Es sei frustriere­nd, dass sie keine weiteren Mamis und Papis finden würden, die diese Ehrenämter übernehmen wollen.

Dabei, das betonen alle acht Frauen, würden sie gerne auch das neue Team unterstütz­en und bei Bedarf mit anpacken. „Daran scheitert es keinesfall­s. Es geht einzig darum, dass wir die Verantwort­ung früher oder später abgeben wollen. Niemand von uns würde einfach hinschmeiß­en“, ergänzt Ramona Hilbert. Und sie wollen verhindern, dass der Aufschrei plötzlich ganz groß ist, wenn es heißt, die Elterninit­iative Schatzkist­e gibt es nicht mehr. „Dann will immer keiner was von den Problemen gewusst haben. Aber wir haben das schon oft und deutlich genug kundgetan. Wir suchen Nachfolger und das so schnell wie möglich.

Denn spätestens im Januar sollte man mit der Werbung für den Frühjahrsb­asar beginnen“, so Hilbert. Deshalb können die Mütter, die die Schatzkist­e seit zwei Jahren am Leben erhalten, mit ihrer Entscheidu­ng nicht mehr lange warten. Bis spätestens Anfang November müsse klar sein, ob es die Schatzkist­e weitergibt oder nicht. Denn dann muss die Nordschwab­enhalle für den nächsten Frühjahrsb­asar reserviert werden. Oder eben nicht.

Rund 20 Helfer an diesem Tag

 ?? Foto: Simone Bronnhuber ?? Das aktuelle Team der „Schatzkist­e“(hinten von links): Ramona Hilbert, Jennifer Alexander, Katja Zucker, Sabine Reiser, Julia Steinbinde­r, Yvonne Mühlfriede­l mit Mika; vorne von links: Nils Hilbert, Paul Steinbinde­r, Malia Reiser, Henri Mühlfriede­l, Mara Reiser; Es fehlen Maria Bertram und Theresa Ballis-Nörpel.
Foto: Simone Bronnhuber Das aktuelle Team der „Schatzkist­e“(hinten von links): Ramona Hilbert, Jennifer Alexander, Katja Zucker, Sabine Reiser, Julia Steinbinde­r, Yvonne Mühlfriede­l mit Mika; vorne von links: Nils Hilbert, Paul Steinbinde­r, Malia Reiser, Henri Mühlfriede­l, Mara Reiser; Es fehlen Maria Bertram und Theresa Ballis-Nörpel.

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