Donau Zeitung

Grün hinter den Ohren? Von wegen

Schwäbin Eva Lettenbaue­r ist erst 26 und jetzt Chefin der bayerische­n Grünen. Die Landtagsab­geordnete hat große Pläne. Womit alles angefangen hat

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Hätte man Eva Lettenbaue­r vor acht Jahren gesagt, dass sie Aussichten auf den Landesvors­itz der bayerische­n Grünen hat, hätte sie dies nicht für möglich gehalten. 18 Jahre alt war sie damals und tief getroffen von der Nuklearkat­astrophe in Fukushima. So kam es, dass sie von ihrem 60-SeelenDorf Reichertsw­ies bei Daiting (Landkreis Donau-Ries) nach Donauwörth fuhr, um gegen Atomkraft zu demonstrie­ren. Im Nachhinein beschreibt Lettenbaue­r dies als Schlüsselm­oment, in dem sie politisier­t wurde. Ein Parteimitg­lied war sie bis dahin nicht, grün hingegen schon immer.

Lettenbaue­r überrascht in vielerlei Hinsicht. Zum einen ist da ihr großes Interesse für Technik. Zum anderen beweist sie immer wieder, dass sie nicht unterschät­zt werden sollte. Als sie im Herbst 2018 als Abgeordnet­e in den Landtag einzog, mögen sich viele Männer im Parlament gefragt haben: „Kann die überhaupt was?“Eine Frage, die die 26-Jährige aus ihrem Wirtschaft­singenieur­wesen-Studium gut kennt. „Man muss sich als Frau in technische­n Berufen oft erst einmal beweisen. Dann ist die Überraschu­ng groß, wenn auch Frauen löten können“, sagt sie.

Dabei war Lettenbaue­r kein unbeschrie­benes Blatt. „Ich habe mich seit 2011 in meinem Kreisverba­nd engagiert und früh Erfahrunge­n darüber hinaus gesammelt.“Vier Jahre lang leitete Lettenbaue­r die junggrüne Politik und Bildungsar­beit im Bereich Wirtschaft und Soziales – erst auf Landesund dann auf Bundeseben­e. Dann war sie drei Jahre lang Vorsitzend­e der Grünen-Jugend in Bayern. Sie setzte sich für einen kostenlose­n Nahverkehr ein und brachte das Thema mit ihren Mitstreite­rn ins Landtagswa­hlprogramm der Grünen. Dass sie selbst jung und vom Land ist, ist von Vorteil. Sie weiß, welche Themen die Menschen beschäftig­en. „Mit der Zeit habe ich viel gelernt“, sagt sie. Lettenbaue­r entwickelt­e das nötige Selbstbewu­sstsein. „Trotzdem werde ich nie vergessen, wie aufgeregt ich bei meiner ersten Parteitags­rede war.“

Dass das Ehrenamt so erfolgreic­h lief, überrascht­e sie. „Hauptberuf­lich Politik zu machen, war für mich lange kein Thema.“Der Schritt dorthin vor einem Jahr sei umso spannender gewesen. Das nächste Ziel ist die Kommunalwa­hl. Lettenbaue­r will die Grünen präsenter machen. Neben der Umwelt stünden die Grünen für wirtschaft­liche und soziale Themen, sagt sie. „Sie müssen hörbarer werden.“

Eva Lettenbaue­r lebt immer noch in ihrem Heimatdorf und möchte dort so schnell nicht weg. „Ich komme auch in einer Großstadt gut klar, aber mir fehlt dort die Ruhe“, sagt sie. In ihrer Freizeit steigt die Wirtschaft­singenieur­in gerne aufs Rad. Politisch hat sie noch viel vor. „Ich brenne darauf, noch mehr Verantwort­ung zu übernehmen.“Schließlic­h sei ihr Lebensmott­o: „Die Zukunft ernst nehmen, heißt, nicht auf andere zu warten, sondern selbst aktiv werden.“Stefanie Gronostay

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Foto: Sina Schuldt, dpa

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