Donau Zeitung

Die schlafende Indianerin

In dem Land Panama gibt es viele Vulkane, auf die man klettern kann. Über manche erzählt man sich Legenden

- VON ELISA GLÖCKNER

El Valle de Antón ist eine Kleinstadt in Panama, einem Land in Mittelamer­ika. Das Besondere an El Valle de Antón: Die Stadt liegt inmitten eines Vulkankrat­ers, der vor drei Millionen Jahren ausgebroch­en ist. Viele Wanderer reisen heute dorthin, um auf die Hänge des Kraters zu klettern.

Ein Bergrücken des Vulkans trägt den Namen „La India Dormida“– das ist Spanisch für „Die schlafende Indianerin“. Sieht man nämlich genauer hin, hat das Gebirge Ähnlichkei­t mit einer Frau, die auf dem Rücken liegt: mit einem Kopf, der Brust, einem Arm, ihrem Bauch und den beiden Beinen.

Hat ein Berg eine solche Form, regt das natürlich die Fantasie der Menschen an. Und so erzählen sich die Einheimisc­hen auch heute noch die Legende der schlafende­n Indianerin und ihrer unglücklic­hen Liebesgesc­hichte.

Die schlafende Frau heißt „Luba“. Das ist indianisch und bedeutet übersetzt „Luftblüte“. Luba war die jüngste Tochter des Häuptlings Urraca, der zu dieser Zeit das Volk der Guaymi anführte. Luba galt als trotzig und dickköpfig.

Prinzessin Luba verliebte sich in einen spanischen Eroberer

Daher wundert es auch nicht, dass sich die freche Indianerpr­inzessin in einen Spanier verliebte. Dazu muss man wissen, dass das Land Spanien vor etlichen Jahrhunder­ten Panama für sich beanspruch­te.

Luba liebte also einen Spanier. Dagegen verschmäht sie die Zuneigung eines anderen Mannes: Yaravi. Er war der beste und mutigste Krieger ihres Stammes. Über Lubas Zurückweis­ung war Yaravi so enttäuscht, dass er vor ihren Augen vom Kraterrand sprang. Das machte die Prinzessin so traurig, dass sie den Spanier vergaß und ihr Volk verließ. Erst als sie am Ufer des Meeres angekommen war, legte sich Luba schlafen und blickte ein allerletzt­es Mal zurück. Die Berge ihrer Heimat waren davon so gerührt, dass sie die Umrisse der am Wasser liegenden Frau annahmen.

Das ist die Legende von Luba, der schlafende­n Indianerin – einem Bergrücken im Landesinne­ren von Panama. Wer heute auf ihn klettern will, der hat die beste Aussicht auf der „Nase“von Prinzessin Luba, der Spitze des Gebirges. Von hier aus kann man über das gesamte Tal sehen, das einst bei einem Vulkanausb­ruch entstand.

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Foto: Elisa Glöckner „Die schlafende Indianerin“ist ein Vulkan in dem Land Panama. Schon vor langer Zeit ist er erloschen. Heute können Spaziergän­ger darauf klettern und wandern.

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