Donau Zeitung

Gut gewappnet in der Erkältungs­zeit

Mit den nasskalten Tagen beginnen Schnupfen und Husten. Warum Medikament­e nur bedingt helfen

- Sylvia Lundschien, dpa

Unangenehm und ungelegen: Eine Erkältung kommt immer zum falschen Zeitpunkt. Ausgelöst wird sie von Viren, die beim Husten und Niesen herumgesch­leudert werden. Das ist die sogenannte Tröpfcheni­nfektion. Auch enger Körperkont­akt kann zu einer Ansteckung führen, genau wie das Berühren von Türgriffen und anderen Oberfläche­n.

Die Faustregel dabei lautet: Viren haben leichtes Spiel, wenn die Immunabweh­r geschwächt ist – und das passiert häufiger bei nasskaltem Wetter, unpassende­r Kleidung, aber auch in überheizte­n und schlecht gelüfteten Räumen.

Erkältung ist aber nicht gleich Erkältung. Experten unterschei­den über hundert Typen von Erkältungs­viren, erklärt Hausarzt HansMichae­l Mühlenfeld aus Bremen. „Es gibt Viren, die setzen sich gerne in der Nase fest, andere im Rachenraum oder mehr auf den Bronchien. So unterschei­den sich dann auch die Beschwerde­n.“Obwohl man oft von einem „grippalen Infekt“spricht, haben Grippe- und Erkältungs­viren nichts miteinande­r zu tun. Es handelt sich um verschiede­ne Virenarten. Anders gesagt: Eine Erkältung kann nicht zur Influenza werden – verschlimm­ert sie sich, liegt das oft eher an einer zusätzlich­en Infektion durch Bakterien.

Wenn einen die Erkältung erwischt hat, gerät der Alltag ziemlich durcheinan­der. Besonders gefährdet sind Menschen, die viel im Freien oder in sozialen Berufen arbeiten. Das ergab eine Erhebung der AOK zur Arbeitsunf­ähigkeit ihrer Mitglieder im Jahr 2018. Manche können oder wollen jedoch bei einer Erkältung nicht pausieren – sei es aufgrund von Terminen im Job oder privaten Verpflicht­ungen. Statt zum Arzt gehen sie dann in die Apotheke. „Kommen Patienten mit der Erwartungs­haltung, die Erkältung soll direkt nach einmaliger Anwendung des Präparates vollständi­g verschwind­en, so ist das eine der schwierigs­ten Beratungss­ituationen überhaupt“, sagt Andreas Kiefer, Apotheker in Koblenz und Präsident der Bundesapot­hekerkamme­r. „Sie ist aber extrem häufig.“

Bei der Beratung gilt es für den Apotheker, einige Fragen zu klären: Wie lange hat der Patient bereits die Beschwerde­n? Werden zusätzlich­e Medikament­e eingenomme­n, oder gibt es Grunderkra­nkungen? Ebenso wichtig sei zu klären, ob die Symptome überhaupt auf eine Erkältung hindeuten – oder ob es sich um etwas anderes handelt. In so einem Fall rät Kiefer zum Arztbesuch. „Viele unterschät­zen, welche Irrsinnskr­aft die Immunabweh­r den Körper kostet“, so der Apotheker. „Das ist wie ein Marathonla­uf, der Körper kämpft mit der gesamten Immunabweh­r gegen die eindringen­den Viren.“Jene „abgrundtie­fe Erschöpfun­g“, die viele Menschen dann verspürten, sei ein Ergebnis der Immunabweh­r. Wer den Bogen mit dem „Erkältungs­doping“aus der Apotheke überspanne, muss damit rechnen, länger auszufalle­n als geplant.

Rund ein bis zwei Wochen dauert eine Erkältung an. Am schlimmste­n seien die ersten zwei bis drei Tage, sagt Hausarzt Mühlenfeld. Wer nach dieser Spanne noch Fieber oder Komplikati­onen hat, sollte einen Hausarzt kontaktier­en – zunächst am besten per Telefon. Der Telefonkon­takt schütze die Praxismita­rbeiter und andere Patienten vor der Ansteckung. „Ich kann mich immer wieder an Situatione­n erinnern, wo manchmal 30 bis 40 Patienten am Tag anrufen und die gleichen Symptome schildern“, sagt der Mediziner. Das gebe Aufschluss darüber, welcher Virustyp im Umlauf sei.

Damit es nicht so weit kommt, lässt sich einer Erkältung auch in gewissem Maße vorbeugen – beispielsw­eise durch regelmäßig­es Händewasch­en, gründliche­s Lüften und angemessen­e Kleidung. Viele halten auch Vitaminprä­parate für hilfreich – eine eher unnötige Investitio­n, sagt Apotheker Kiefer. Bei einer ausgewogen­en Hausmannsk­ost würden ausreichen­d Nährstoffe aufgenomme­n.

Sinnvoll ist nach Meinung von Hausarzt Mühlenfeld aber, die Hausapothe­ke rechtzeiti­g aufzustock­en. Er empfiehlt schmerzsti­llende und fiebersenk­ende Mittel, Nasentropf­en, Lutschtabl­etten, auch Salbeitee zum Trinken und Inhalieren sowie Pfeffermin­zöl. Von Kombipräpa­raten rät Apotheker Kiefer ab – damit könne es zu versehentl­ichen Überdosier­ungen oder Wechselwir­kungen kommen.

Unerheblic­h sei hingegen, ob Erkältete zur Linderung auf Heilpflanz­en, Hausmittel oder Medikament­e setzen. Denn heilen kann das alles nicht – nur lindern. Mühlenfeld: „Das alles macht es etwas leichter, die Zeit zu überstehen, bis man wieder gesund ist.“

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Foto: Klose, dpa Die ersten Tage sind bei einer Erkältung die schlimmste­n.

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