Heiß gelaufen
Marco Reus hatte vor dem Spiel gegen Gladbach Fieber. Das hinderte ihn aber nicht daran, die Dortmunder zum Sieg zu schießen und das Krisengerede vorerst verstummen zu lassen
Dortmund Marco Reus war mit den Kräften am Ende. Doch nach seinem echten Mentalitätsbeweis freute sich sogar der unterlegene Gegner für ihn. Mönchengladbachs Trainer Marco Rose suchte nach der 0:1-Niederlage in Dortmund sofort nach Schlusspfiff den Weg zum Siegtorschützen des BVB und machte ihm ein ungewöhnliches Geständnis. „Ich freue mich, dass es für ihn geklappt hat. Auch wenn es für uns nicht so gut war“, sagte Rose, der sich damit trösten konnte, auch nach dem Bundesliga-Wochenende noch Tabellenführer zu sein: „Er ist ein toller Junge und mit unser bester Fußballer in Deutschland. Aber in den letzten Wochen ist er nicht so gut weggekommen.“
Durch mäßige Leistungen, vergebene Torchancen und einen Emotionsausbruch im TV-Interview war Reus zum Gesicht der kleinen Dortmunder Krise sowie der Mentalitätsdiskussion geworden. Am Samstag war er das Gesicht der möglichen Trendwende. Tags zuvor noch von Fieber geplagt, hielt er bis zum Ende durch und sorgte mit seinem fünften Saisontor (58.) für das Ende des Unentschieden-Fluchs nach drei verschenkten Siegen in Serie. „Schon in Freiburg war er besser“, erklärte BVB-Trainer Lucien Favre: „So langsam kommt er wieder.“
Manager Michael Zorc lobte die Selbstlosigkeit seines Kapitäns, dessen Einsatz nach eigener Auskunft bis zum Anpfiff „auf des Messers Schneide“gestanden hatte. „Am Freitag hat Marco nicht einmal das Training beenden können“, sagte Zorc: „Aber er hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt.“Es sei ihm eben besser gegangen, sagte Reus, deshalb habe er unbedingt spielen wollen. Was zunächst wie eine Fehlentscheidung aussah. „Dass ich in der ersten Halbzeit nicht gut gespielt habe, weiß ich auch“, gestand der 30-Jährige ein: „Aber man darf nie aufstecken.“
Schon vor dem Top-Spiel war Reus als Führungsspieler gefragt gewesen – auch diese Fähigkeit war ihm zuletzt bisweilen abgesprochen worden. Weil Jungstar Jadon Sancho offenbar zu spät von der englischen Nationalmannschaft zurückkam, musste der Kapitän ein ernsthaftes Gespräch mit dem 19-Jährigen führen. „Ja natürlich, das gehört auch dazu“, antwortete Reus bei Sky auf eine Frage von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, ob er Sancho in einem Vier-Augen-Gespräch „in die Mangel genommen“habe.
Zorc erklärte, Sancho sei „ein anständiger junger Mann, der ab und zu mal Grenzen austestet“. Er gehe aber davon aus, dass der Flügelspieler am Mittwoch in der Champions League bei Inter Mailand dabei ist. Dort gehen dann die wegweisenden Dortmunder Wochen weiter, in denen bis Mitte November noch mal Gladbach im Pokal, das Derby auf Schalke und der Gipfel in München warten. Auch Reus ist klar: „Wir haben in den nächsten Wochen ein unheimlich strammes Programm. Da wird sich entscheiden, in welche Richtung es geht.“
Tor 1:0 Reus (58.) Zuschauer 81 365 Schiedsrichter Stegemann (Niederkassel)