Donau Zeitung

Obacht, FSK!

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger-allgemeine.de

Neulich sprachlos am Kinoeinlas­s gestanden. Ein Freund mit Sohn dabei, es sollte in „Joker“gehen, bloß dass der Kartenabre­ißer, der längst Kartenscan­ner ist, was dagegen hatte. Sohn (1,90 Meter, breites Kreuz, Bartwuchs) müsse den Ausweis zeigen, der Film sei FSK 16. Kein Ausweis, kein Einlass – Jugendschu­tz! Und der Chef ergänzte: Wir seien doch Deutsche! Könnten doch lesen! Wüssten doch von der Ausweispfl­icht ab 16 in Deutschlan­d! Was soll man sagen? „Hört, hört“? „Heil“?

Oder entgegnen, dass man dann aber froh wäre, wenn FSK verlässlic­h was zu bedeuten hätte. Freiwillig­e Selbst-Kontrolle in der Filmwirtsc­haft, von Experten erteilte Altersfrei­gaben ab 0, 6, 12, 16, oder 18 Jahren? Aber was heulten schon Kinder überforder­t im Kino, wenn etwa in „Bärenbrüde­r“(ab 0!) zu Beginn ein Bär nach lautem Kampf stirbt, woraufhin sich ein Junge in den Bären verwandelt und nun vom eigenen Bruder gejagt wird oder so. Man bräuchte für jede Filmsekund­e fünf Erklärminu­ten – aber Kino bedeutet ja im Gegensatz zum Glotzen daheim, dem Film in seinem Lauf ausgesetzt zu sein.

Gerade da sollte FSK helfen. Nur ist es leider selten so eindeutig, wie wenn beim neuen „Rambo“halt „ab 18“steht und man weiß: Es wird unappetitl­ich brutal. Und wenn mal der Fantasy-Film zum angegebene­n Wert passt wie „Maleficent 2“zu „ab 12“, laufen dafür dann im Vorprogram­m Trailer zu Filmen wie „Das perfekte Geheimnis“, in dem es – auch Zwölfjähri­ge verstehen ja Deutsch! – eigentlich nur ums Kopulieren geht. Danke dafür.

Was nun „Joker“angeht – so viel darf man an FSK dann doch glauben, dass man einem Bekannten, der mit seinem Superhelde­n-begeistert­en zwölfjähri­gen Sohn in den Film gehen wollte, nur raten kann: Nicht machen! Ist nicht cool, sondern heftig. Ist nicht Fantasy, sondern Reality. Kein Einlass, bitte.

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