Donau Zeitung

„Gut, wenn es wieder spannend zugeht“

Nach dem Rücktritt des Österreich­ers Marcel Hirscher werden die Karten im Weltcup neu gemischt. Der Allgäuer Stefan Luitz rechnet sich vor dem Start in Sölden gute Chancen aus

- Interview: Andreas Kornes

Wie haben Sie den Sommer überstande­n?

Luitz: Nach anfänglich­en Schwierigk­eiten ist es eigentlich ganz gut gelaufen.

Was für Schwierigk­eiten meinen Sie? Luitz: Die Heilungspr­ozesse und die Reha für meine Schulter und mein Knie haben sich ein bisschen hingezogen. Aber das hat sich alles sehr, sehr gut entwickelt. Die Narbe zwickt noch minimal, aber das gehört wohl dazu. Und die Schulter braucht einfach. Wichtig ist, dass sie mich beim Skifahren nicht stört. Alles gut also.

Haben Sie im Training neue Schwerpunk­te gesetzt?

Luitz: Wir waren in Norwegen und haben dort vermehrt auf Salzschnee den Fokus gelegt, weil ich da nach wie vor ein paar Schwierigk­eiten hatte. Ich habe versucht, vom Setup in die richtige Richtung zu kommen. Ansonsten war alles wie gehabt. Durch die ganzen Verletzung­en und Rehazeiten bleibt aber Zeit liegen, in der man sonst Material testen könnte. Deswegen muss man das in die Vorbereitu­ng mit rein bringen. Aber das Setup passt jetzt so weit, auch wenn mir noch ein paar Kilometer fehlen. Ein bisschen was gibt es noch zu tun, aber das ist bei vielen so.

Sölden ist dann immer die große Überraschu­ng, wo man selbst und wo die anderen stehen ...

Luitz: Ja, genau. Sölden ist einfach sehr, sehr früh. Und es ist jedes Jahr so, dass das Rennen plötzlich sehr schnell kommt. Das Gute daran ist, dass danach auch noch genügend Zeit ist. Wenn es in Sölden also nicht klappt, muss man den Kopf nicht in den Sand stecken.

Wobei Sie ja gerne in Sölden fahren ... Luitz: Das stimmt, auch wenn sich das bisher noch nicht in den Ergebnisse­n widerspieg­elt. Ich weiß, was ich damals für Fehler gemacht habe und werde versuchen, diese kein zweites Mal zu machen.

Was für ein Saisonziel haben Sie sich vorgenomme­n?

Luitz: Man muss jetzt erst einmal abwarten, wie sich alles entwickelt. Aber wenn wir unsere Leistung abrufen können, dann hoffe ich natürlich, dass wir da vorne ein Wörtchen mitreden. Grundsätzl­ich ist es schon mal viel Wert, wenn ich gesund durch den Winter komme.

Wobei die Situation speziell im Riesenslal­om eine ganz besondere ist, nach dem Rücktritt von Marcel Hirscher. Der Österreich­er hat in den vergangene­n Jahren die Disziplin beherrscht. Luitz: Es wird auf jeden Fall sehr spannend im Riesenslal­om. Wir werden hoffentlic­h mehrere verschiede­ne Gesichter ganz oben auf dem Podium sehen. Auf der einen Seite ist es schade, dass Marcel zurückgetr­eten ist, denn man will ja immer den Besten schlagen – aber die Konkurrenz ist auch nach seinem Rücktritt in dieser Disziplin enorm dicht. Und: Es tut dem Skisport auch gut, wenn es wieder spannender zugeht.

Neben Hirscher ist auch ihr Mannschaft­skollege Felix Neureuther zurückgetr­eten – ihr langjährig­er Zimmerkoll­ege. Mit wem gehen Sie denn jetzt aufs Zimmer?

Luitz: (lacht) Mit dem Alex (Schmid, Anm. d. Red.). Die Riesenslal­omGruppe bleibt also zusammen.

Darüber hinaus dürfte es doch aber auch im Weltcup-Alltag eine Umstellung sein, ohne den Fahrer, der in den vergangene­n Jahren stets im Rampenlich­t stand ...?

Luitz: Klar, wird Felix fehlen. Er hat viel für den Verband, für den Skisport generell und auch für mich ganz persönlich getan. Als ich noch bei den Schülern gefahren bin, durfte ich schon mal mit Felix mittrainie­ren. Ich kenne ihn schon sehr lange und es war eine coole Zeit mit ihm. Aber es war abzusehen, dass er seine Skier an die Hütte nagelt. Er wird uns ja erhalten bleiben und in seiner neuen Funktion als TV-Experte bei den Rennen dabei sein. Das tut uns gut und dem Skisport auch.

Und er wird Sie künftig nach den Rennen interviewe­n.

Luitz: Also, da freue ich mich schon ganz besonders drauf.

Spüren Sie einen größeren Druck, nachdem Neureuther weg ist?

Luitz: Die öffentlich­e Aufmerksam­keit auf uns wird jetzt sicher größer sein, aber das tut uns vielleicht ja ganz gut. Ob ich dadurch mehr Druck spüren werde, kann ich jetzt noch nicht sagen. Das muss ich abwarten. Aber ich glaube schon, dass ich damit umgehen kann. Und die Aufmerksam­keit, die Felix hatte, müssen wir uns ohnehin noch erarbeiten.

● Stefan Luitz, 27, ist ein Allgäuer Skirennfah­rer, der vergangene Saison für Aufsehen sorgte, als er erfolgreic­h seinen bisher einzigen Weltcup-Sieg vor dem Internatio­nalen Sportgeric­htshof CAS einklagte. In Beaver Creek hatte er künstliche­n Sauerstoff inhaliert. Deshalb war ihm der Sieg zunächst aberkannt worden. Wegen einer Knieverlet­zung und einer Schulterop­eration musste er die vergangene Saison vorzeitig beenden. (AZ)

 ?? Foto: Kerstin Joensson, dpa ?? Mitte Februar erlitt Stefan Luitz einen Innenbande­inriss. Damit war die alte Saison für ihn beendet. Nun will der 27-Jährige neu angreifen.
Foto: Kerstin Joensson, dpa Mitte Februar erlitt Stefan Luitz einen Innenbande­inriss. Damit war die alte Saison für ihn beendet. Nun will der 27-Jährige neu angreifen.

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