Donau Zeitung

Ach du liebe Zeit!

Zur Umstellung der Uhren ein Loblied auf ein knappes Gut

- VON ANDREAS FREI

Mensch, die Zeit. Jetzt geht’s der Armen schon wieder an den Kragen. Musste sich im Frühjahr erst umstellen, jetzt wieder – Samstag auf Sonntag, eine Stunde zurück –, nächstes Jahr aufs Neue, die Politiker kommen ja nicht in die Pötte, das Drama endlich zu beenden. Sich so oft umstellen zu müssen – sie ist doch auch nicht mehr die Jüngste.

Jajaja, ratzfatz werden da gleich Einwände erhoben, völlig zurecht übrigens, dass wir doch nicht an der Zeit drehen, sondern an der Uhr. Aber reden Sie mal mit den Leuten! Nie wird die Uhr blöd angemacht. Immer kriegt es die Zeit ab.

Im Grunde zieht sich das durchs Leben. Klingeln Sie beim Nachbarn und lassen Sie beiläufig den Begriff „Zeit“fallen. Holla, dann viel Spaß! Zeit? Häufigste Antwort: „Keine!“

Aber selbst dann trampelt man auf ihr rum: Schindet sie, schlägt sie sich um die Ohren, sie am Ende gar noch tot. Und die ganz Fiesen haben ihr zuvor Sauregurke­n vorangeste­llt. Liebe Leute, das hat sie nicht verdient, die gute alte. Kein Wunder, wenn sie einem davonrennt.

Bei allem Ärger um das Frühjahr-HerbstHin-und-Her, bei aller Müdig- und Schlaflosi­gkeit: Die Zeit hat doch auch ihre guten Seiten. Sie ist reif, sie kommt, manchmal sogar mit einem Rat, man kann mit ihr gehen, ja sie sich einfach nehmen, sie arbeitet für einen. Für die monetär Veranlagte­n: Mitunter ist sie sogar Geld. Und für die Philosophe­n: Es ist an ihr.

Ach du liebe Zeit. Verlieren wir also keine, immerhin gibt’s jetzt wieder ein Stündchen obendrauf. Und wer weiß, vielleicht ist das Umstellung­sdrama ja doch irgendwann vorbei. Zum Stand der Dinge lesen Sie die Panorama-Seite.

Und denken Sie daran: Es ist Wochenende. Lassen Sie sich dabei ruhig Zeit.

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Foto: dpa

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