Das „Blättle“des Sportvereins
Wie die Publikationen der Klubs und Abteilungen im Landkreis heißen und welche Arbeit dahinter steckt. Für viele sind sie eine wichtige Einnahmequelle
Die Titel der Stadionhefte der Fußball-Bundesligavereine sind vielfältig und haben bei den Fans mitunter Kultstatus. Das „magazin“des FC Bayern München gehört natürlich auch dazu, wenngleich die Namensschöpfung sicherlich nicht die kreativste ist. Und auch der „Stadionkurier“des FC Augsburg klingt unter all den Publikationen im Vergleich zum „Schalker Kreisel“(Schalke 04), dem Heft des VfL Wolfsburg,
oder dem „FohlenEcho“von Borussia Mönchengladbach doch eher etwas langweilig.
Stadionhefte oder Hallenzeitungen bringen zu den Heimspielen auch die heimischen Sportvereine heraus. Ob in Lauingen, Aislingen, Weisingen oder Schretzheim – dort warten die Fans alle zwei Wochen auf ihr „Auwald-, Klee-, FCW- oder Kapellenberg-Blättle“. Eine niedliche Bezeichnung, die vermuten lässt, dass da im ganz kleinen Rahmen Informationen an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht werden. In Kicklingen hält man wohl etwas weniger von so einer Ausdrucksweise und hat sich bei der Vereinspublikation für den Titel „Bertenaublatt“entschieden. Wichtiger als der Name des Heftchens ist für die Verantwortlichen freilich das, was drin steht und was unterm Strich herauskommt. Für gar manchen Klub und manche Abteilung ist das Saisonheft nämlich eine wichtige Einnahmequelle für den Jahresetat. Der zeitliche Aufwand bei der Erstellung der Hefte durch die ehrenamtlichen Helfer ist mitunter enorm und wird von denjenigen, die so ein Exemplar nach einem Spiel respektlos unter der Zuschauerbank liegen lassen oder in den Papierkorb werfen, oft nicht geschätzt.
Darüber ärgert sich zum Beispiel Manuel Fischer vom FC Weisingen. Er ist verantwortlich für das „FCW-Blättle“, welches zu jedem Heimspiel der Fußballer in der Kreisklasse West II erscheint. „Manche Zuschauer schauen nur kurz rein und lassen es dann einfach liegen“, berichtet er von gar mancher Einsammelaktion nach Spielschluss. Von den insgesamt 20 Seiten sind circa acht mit Werbung versehen, auf den restlichen zwölf gibt es Information für die Fans aus dem Vereinsleben und aus den Fußballligen, in denen die Teams des FC Weisingen zu Hause sind. Nach Abzug aller Unkosten bleiben laut Fischer durch die Werbeeinnahmen circa 1200 Euro pro Saison übrig. „Geld, mit dem der Verein einiges anschaffen kann“, so Fischer.
Um circa das Achtfache höher sind die Einnahmen, welche der Förderverein des TSV Wertingen durch die Herausgabe des „FußballReport“erzielt. Thomas Rossmann ist beim Förderverein für das Marketing zuständig, wird aber bei der Akquise von Werbepartnern von einigen Leuten unterstützt. Zwei Drittel der insgesamt 40 Seiten sind mit Anzeigen belegt, der Rest mit aktuellen Informationen rund um die Spiele der Bezirksligaund Kreisklassenmannschaft, Statistiken, Grußworten des Präsidenten und der Fußball-Abteilungsleitung. Um aktuelle Fotos und redaktionelle Texte kümmern sich Georg und Philipp Fischer. Pro
Ausgabe inves tieren Vater und Sohn zwischen vier und sechs Stunden. „Bei der Erstausgabe natürlich wesentlich mehr“, so Papa Georg Fischer. Den gleichen Umfang wie das Wertinger Stadionheftchen hat auch die Publikation der SSV Höchstädt, „Die Rothosen“. Auch hier liegt laut Jürgen Filzinger das Verhältnis von Anzeigen zu redaktionellen Beiträgen bei zwei Dritteln zugunsten der Werbung. „Für die Fußball-Abteilung ist dies eine ganz wichtige Einnahmequelle“, verrät Filzinger, der für das Layout und die redaktionellen Inhalte verantwortlich ist. Um die Anzeigenkunden kümmert sich in erster Linie Tobias Konle. Zur Frauensache hat der SV Aislingen die Herausgabe des „Kappellenberg-Blättle“erklärt. Elisabeth Sturm ist quasi Mädchen für alles, erstellt das Layout, liefert die Bilder und Texte rund um ein Heimspiel, zu dem es auch ausreichend Informationen über die Fußballerinnen, die Nachwuchsarbeit und über das allgemeine Vereinsgeschehen gibt. Besonders stressig wird es für die 27-Jährige jeden zweiten Sonntagabend. Da sitzt sie drei bis vier Stunden vor dem Computer, um am Montag rechtzeitig die Vorlagen an die Druckerei senden zu können. Froh ist Elisabeth Sturm, dass sich vor Saisonbeginn um die Anzeigen der 44 Seiten umfassenden Broschüre Mitglieder des Fördervereins kümmern.
Beim Nachbarverein SSV Glött gibt es seit vielen Jahren die „LilienNews“. Seit seinem 17. Lebensjahr hat Benjamin Rößle bei der Erstellung der Vereinszeitung die Finger mit im Spiel. In den ersten Jahren hatte er noch drei Mitstreiter, die dann aber alle nacheinander abgesprungen sind. „Inzwischen ist es ein Ein-Mann-Betrieb geworden“, schmunzelt der 34-Jährige, der aber nach wir vor viel Spaß an seiner ehrenamtlichen Tätigkeit hat.
Beim FC Unterbechingen erscheint die „Grün-Weiße Sportwelt“zu jedem Heimspiel der A-Klassenkicker. Und das seit gut 15 Jahren. Seit der Einführung sind die Vereinschefs dafür verantwortlich. Wobei der ehemalige Vorsitzende und jetzige Ehrenvorstand Klaus Scholz seinen Nachfolger Martin Becker mit all seiner Erfahrung unterstützt. Den Großteil der Auflage wird an die Mitglieder online verschickt.
Ein Saisonheft im DIN-A4-Format und in einer Auflagehöhe von je 1000 bringen die Handballabteilungen des TV Gundelfingen und die Badminton-Sparte des TV Dillingen heraus. Dazu gibt es zusätzlich bei Heimspielen aktuelle Spieltagsinformationen auf eigenem Papier. Während beim TV Gundelfingen im Jahresheft relativ wenig Anzeigen auftauchen („Die Suche nach Sponsoren ist schwierig“, so Blattmacher Michael Schaarschmidt), ist im Saisonheft der Dillinger Badmintonabteilung jede zweite Seite mit einer Anzeige belegt. „Über unsere Werbepartner bestreiten wir circa 30 Prozent unseres Jahreshaushalts“, betont Wolfgang Berchtenbreiter. Der 72-Jährige investiert seine Zeit gerne, damit die Abteilung wichtige Einnahmen erzielt und die Sportinteressierten etwas zum Lesen haben.