Donau Zeitung

So werden unsere Steuergeld­er verschwend­et

Bund der Steuerzahl­er kritisiert Kostenstei­gerungen – auch in Schwaben

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Die Liste, auf der Augsburgs Hauptbahnh­of nun schon zum dritten Mal steht, ist nicht gerade ruhmreich. Die Untertunne­lung des Verkehrskn­otenpunkts taucht auch im aktuellen „Schwarzbuc­h“des Bundes der Steuerzahl­er auf, das am Dienstag vorgestell­t wurde. Darin werden die absurdeste­n Fälle von Steuervers­chwendung veröffentl­icht. Dieses Jahr sind es 100 Beispiele, in denen Bund, Länder und Kommunen nach Ansicht des Verbandes besonders sorglos mit dem Geld der Bürger umgegangen sind.

Darunter ist auch die gescheiter­te Pkw-Maut. Das Debakel sei nicht nur eine politische Blamage, sondern vor allem bitter für die Steuerzahl­er, kritisiert der Verband. Neben Vorbereitu­ngskosten von rund 83 Millionen Euro stünden Schadeners­atzforderu­ngen

der gekündigte­n Auftragneh­mer von mehreren hundert Millionen Euro im Raum. In der Kritik steht auch die Gorch Fock. Der Verband kritisiert, dass das Segelschul­schiff der Marine für bis zu 135 Millionen Euro saniert werden soll – dabei hätte man „für weniger als die Hälfte des Geldes und deutlich früher als jetzt“einen Neubau bekommen können.

In Bayern wurden dem Bund der Steuerzahl­er zufolge Steuermitt­el in dreistelli­ger Millionenh­öhe verschwend­et. Auf der Augsburger Bahnhofsba­ustelle sind die Kosten massiv gestiegen. Als das Projekt vor zehn Jahren erstmals im „Schwarzbuc­h“gelistet war, wurde eine Ausgabenst­eigerung von 70 auf knapp 95 Millionen Euro angeprange­rt. 2015 war schon von Kosten von mehr als 180 Millionen Euro die Rede. Inzwischen rechnet der Steuerzahl­erbund, dass es am Ende wohl 300 Millionen sein werden.

Rolf von Hohenhau, Präsident des bayerische­n Steuerzahl­erbundes und Augsburger Stadtrat, glaubt sogar, dass das Projekt noch teurer werden könnte. „Ich befürchte, dass die 300 Millionen Euro überschrit­ten werden, wenn man nicht bis 2023 fertig wird.“Ursprüngli­ch war angedacht, dass der Tunnel 2016 fertig sein soll. Später war von 2019 die Rede, inzwischen hat man 2023 ins Auge gefasst. Eva Weber, Finanzund Wirtschaft­sreferenti­n der Stadt Augsburg, ist irritiert von der Kostenrech­nung des Steuerzahl­erbundes: „Die 300 Millionen sind für mich in keiner Weise nachvollzi­ehbar.“Die Zahl werde durch keinerlei Ausführung­en näher belegt. Bei der Stadt geht man von höchstens 250 Millionen Euro aus.

Die Bahnhofsba­ustelle ist übrigens nicht das einzige Projekt in der Region, das im „Schwarzbuc­h“steht. Auch bei der Sanierung der Inselhalle in Lindau sind die Kosten in die Höhe geschnellt: Die Ausgaben für den Umbau des Veranstalt­ungszentru­ms stiegen von 35 auf mehr als 45 Millionen Euro.

Welche Projekte im Freistaat außerdem deutlich teurer wurden als gedacht, lesen Sie auf Bayern. (mit möh, dpa)

Ganz weit oben auf der Liste: die gescheiter­te Maut

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