Kripo ermittelt nach Tod eines Dreijährigen
Ein Bub aus dem Landkreis Dillingen stirbt im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, das Jugendamt reagiert auf „nicht geeignete Zustände“in der Familie
Ein Bub aus dem Landkreis Dillingen stirbt in der Augsburger Kinderklinik. Der Fall beschäftigt Justiz und Behörden.
Dillingen/Augsburg Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich vor gut einer Woche abgespielt haben. Ein Dreijähriger aus dem Landkreis Dillingen litt offenbar an lebensgefährlichen Verletzungen, es kam zu einem Notarzteinsatz. Das war an einem Abend am Wochenende des 19. und 20. Oktober. Die Helfer kämpften in der Wohnung der Familie um das Leben des Buben.
Aus Kreisen von Beteiligten ist zu hören, dass es sich um einen „extrem belastenden“und „schockierenden“Einsatz gehandelt hat, der bis heute nachwirke. Auch die Dillinger Polizei war vor Ort. Woran genau der Junge litt, beziehungsweise welche Verletzungen er besaß, ist jedoch nicht bekannt. Ein Krankenwagen brachte den Jungen in die Kinderklinik nach Augsburg. Zwischen der Behandlung in der Wohnung und der Ankunft in der Klinik konnte der Dreijährige offenbar wiederbelebt werden. In der Klinik starb der Bub jedoch im Verlauf der Nacht. Woran, das gibt wohl selbst Medizinern Rätsel auf. Die Rede ist von einem „ungewöhnlichen“und „komplexen“Fall, bei dem vieles nicht zusammenpasse. Eine durchgeführte Obduktion soll nähere Erkenntnisse bringen. Nach Informationen unserer Redaktion wurde der Junge im vergangenen September ambulant im Dillinger Krankenhaus behandelt. Worum es dabei ging, ist nicht bekannt. Es habe mit dem Einsatz vor gut einer Woche jedoch nichts zu tun, ist zu hören.
Der mysteriöse Fall beschäftigt die Justiz. Wie Matthias Nickolai, Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft, mitteilt, ermittelt die
Behörde. Es werde geprüft, ob und inwieweit ein Fremdverschulden zum Tod des Dreijährigen geführt hat. In diesem ungewöhnlichen Fall würde man verschiedene Szenarien in Betracht ziehen. Diese werden die Ermittler, zu denen auch die Kriminalpolizei Dillingen gehört, nun genau prüfen.
Und auch das Dillinger Jugendamt hat sich in diesen Fall eingeschaltet. Nach Angaben von Peter Hurler, Sprecher des Dillinger Landratsamtes, war der Zustand der Wohnung nach Einschätzung der Behörde für Kleinkinder nicht geeignet. So nahm das Amt das Geschwisterkind des Buben, ein Mädchen, unmittelbar nach Bekanntwerden des Todes des Dreijährigen in Obhut. Das Mädchen befindet sich mittlerweile in einer „geeigneten Einrichtung“im Landkreis Dillingen. Doch damit nicht genug. Im Gespräch mit der Mutter erwähnte diese laut Landratsamt beiläufig, dass es noch ein weiteres Kind gibt und dieses bei der Oma lebt. Die Gründe hierzu nannte die Mutter demnach nicht.
Das Landratsamt weist darauf hin, dass die betroffene Familie den Behörden zuvor nicht bekannt war. Erst durch den tragischen Todesfall sei man in Kontakt gekommen. Offenbar, so ist zu hören, wohnt die Familie noch nicht lange im Landkreis Dillingen. Bislang seien keinerlei Hinweise beispielsweise eines Kinderarztes, einer Kita oder von Dritten eingegangen, die ein Handeln der Behörde veranlasst hätten. „Eine Betreuung der Familie im Sinne einer Maßnahme der Jugendhilfe im Landkreis Dillingen lag schon allein deshalb nicht vor“, heißt es.
Ein „extrem belastender“Einsatz
Die Wohnung war offenbar nicht für Kinder geeignet