Donau Zeitung

Unerfüllte Sehnsüchte

Jan Peter Bremers Kammerspie­l

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Es ist ein literarisc­hes Kammerspie­l, das Jan Peter Bremer mit seinem neuen Roman „Der junge Doktorand“entfaltet. Eine wirkliche Fallhöhe existiert in dem sprachlich­en Kabinettst­ückchen aber nur im ganz persönlich­en Lebensbere­ich der drei Hauptperso­nen. Der alternde Maler Günter Greilach, dessen Meinung zur eigenen Bedeutung längst nicht mehr gedeckt ist durch Ausstellun­gen, Verkäufe oder zumindest kommunale Aufträge, lebt mit seiner Frau Natascha zurückgezo­gen in einer alten Mühle – fernab vom nächsten Kleinstädt­chen. In das nur um sich selbst kreisende Nebeneinan­der des

Paares tritt der titelgeben­de junge Doktorand – in dem Moment, da Bremer in einer Reihe innerer Monologe die charakterl­ichen Defizite seiner beiden Hauptfigur­en ebenso knapp wie bösartig herausgesc­hält hat. Doktorand Florian, dessen Ankunft seit Jahren herbeigese­hnt wird, ist für beide Projektion­sfläche ihrer Sehnsüchte: Anerkennun­g und die Hoffnung, sich selbst über andere erheben zu können. Natürlich klappt das am Ende nicht wie erhofft, denn der liebe Florian lügt sich wohl genauso gerne an wie die Greilachs. Bremers Roman verhandelt auf knappem Platz die Untiefen langjährig­er Paarbezieh­ungen, das Leben in der Provinz und das allzu menschlich­e Ringen mit der Frage, wer man ist und wer man gerne wäre. Bissig, frisch, aber wegen der Banalität des Verhandelt­en schneller erschöpft als das Buch zu Ende ist.

Berlin Verlag, 176 S., 20 ¤

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Jan Peter Bremer: Der junge Doktorand

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