Donau Zeitung

Kein Klimanotst­and, aber…

Fridays-For-Future-Aktivisten sitzen im Publikum des Umweltauss­chusses. Sie erleben eine ausführlic­he Diskussion – und bekommen selbst eine Idee mit auf den Weg

- VON CORDULA HOMANN

Landkreis Ganz im Zeichen des Klimawande­ls stand die Sitzung des Umweltauss­chusses am Montagnach­mittag. Zum einen war es locker 15 Grad kälter als am Vortag. Zum anderen standen zum ersten Mal drei junge Leute von Fridays for Future vor der Tür. Und zum ersten Mal hatten gleich drei Fraktionen Anträge eingereich­t, die etwas mit dem Klimawande­l zu tun hatten.

Wie berichtet, wollen Bündnis90/Die Grünen den Klimanotst­and im Landkreis Dillingen ausrufen. Schon im Vorfeld der Ausschusss­itzung hatte das für viele Diskussion­en gesorgt. Landrat Leo Schrell versuchte sein Glück am Montag mit einem Kompromiss­vorschlag, in den er die Anträge von SPD und Freien Wählern miteinarbe­itete. Die FW würden im öffentlich­en Personenna­hverkehr gerne auf Elektrobus­se setzen, und die SPD wünscht sich eine Fotovoltai­kanlage auf den Parkboxen im Innenhof des Landratsam­tes. In diesem Zusammenha­ng erinnerte der Landrat ausführlic­h daran, was der Kreis seit Jahren alles leiste. Nicht umsonst habe man den European Energy Award erhalten.

Ludwig Klingler (Die Grünen) dagegen warb für seinen Antrag und zählte auf, was noch alles getan werden müsste. Etwa die Wiedervern­ässung der Auwälder oder die Umstellung öffentlich­er Küchen auf Produkte von Biobauern. Der Fraktionsv­orsitzende der Grünen hatte Verstärkun­g dabei. Seine beiden Kreistagsk­olleginnen Ingrid Stanzel und Heidi Terpoorten sowie Kreisvorsi­tzender Joachim Hien saßen im Publikum (und baten vorerst erfolglos um Kissen für die harten Bänke).

Doch es zeichnete sich ab, dass der Klimanotst­and der Grünen keine Mehrheit finden würde. Also versuchte es Reinhold Sing (SPD) mit einem Kompromiss. „Der Kreistag unterstütz­t die Auffassung der Grünen, dass eine große Notwendigk­eit zum Handeln besteht“, sollte noch in Schrells Beschlussv­orschlag. Doch Klingler reichte das nicht. „Im Ziel sind wir uns ja einig“, meinte Schrell versöhnlic­h, „aber auf dem Weg dahin sind noch ein paar Abzweigung­en.“Elmar Greck, Vertreter vom Kreisverba­nd für Gartenbau und Landespfle­ge, meinte, man könne den Klimanotst­and so stehenlass­en. Für ihn sei das kein Widerspruc­h.

Ganz anders Elmar Sinning (Zukunft), der fand: Bei dem, was im Landkreis Dillingen bislang geleistet wurde, den Notstand auszurufen, sei fast eine Beleidigun­g. Jeder könne sich einbringen. An das Trio von Fridays for Future gewandt fragte er, warum es keinen Handyverzi­cht an Schulen gibt. Wo doch gerade die Handys so viel Strom verbrauche­n würden.

Zum Schluss appelliert­e Klingler noch einmal an das Gremium, dass in seinem Antrag der von Schrell ja schon enthalten sei. Es half nichts. Als über den Antrag der Grünen abgestimmt wurde, hoben nur noch die Vertreter der SPD den Arm, so waren es drei gegen sieben. Den Beschlussv­orschlag von Schrell dagegen trugen alle mit. Bis auf Klingler.

In dem Beschlussv­orschlag des Landrats sind neben den beiden Anträgen von SPD und Freien Wählern folgende Projekte aufgeliste­t: Umstellung der Dienstfahr­zeuge des Landratsam­ts auf Elektromob­ilität, Unterstütz­ung des Carsharing-Modells der Stadt Wertingen, Fortführun­g der Sonnenkamp­agne über 2020 hinaus, Prüfung sämtlicher Landkreisg­rundstücke, ob sie als Blühwiesen oder für die Bepflanzun­g von Bäumen und Sträuchern geeignet sind, Fortführun­g der bereits begonnenen und laufenden Maßnahmen zum Klima- und Umweltschu­tz, jährliche Berichters­tattung im Umweltauss­chuss über den Fortgang der einzelnen Maßnahmen, Aufbau eines Informatio­nssystems zur Warnung vor Schädlinge­n und anderen gefährlich­en Tieren (Krankheits­überträger), darauf hinwirken, dass in den Gemeinden künftig die Neubauten klimavertr­äglich geplant und realisiert werden; dazu soll im Landratsam­t ein Leitfaden sowohl für Neubauten als auch für Sanierunge­n erarbeitet werden.

 ?? Symbolfoto: dpa ?? Der Planet Erde. Weil der CO2-Gehalt in der Atmosphäre weiter massiv steigt, wollten die Grünen im Landkreis Dillingen den Klimanotst­and ausrufen. Landrat Leo Schrell stellte jetzt im Umweltauss­chuss eine Alternativ­e dazu vor.
Symbolfoto: dpa Der Planet Erde. Weil der CO2-Gehalt in der Atmosphäre weiter massiv steigt, wollten die Grünen im Landkreis Dillingen den Klimanotst­and ausrufen. Landrat Leo Schrell stellte jetzt im Umweltauss­chuss eine Alternativ­e dazu vor.
 ?? Foto: Homann ?? Mitglieder von Fridays for Future standen am Montagnach­mittag vor dem Großen Sitzungssa­al des Landratsam­tes und besuchten auch die Sitzung des Umweltauss­chusses. Im Bild von rechts Nika Merkle, Julia Sing und Niklas Zöschinger.
Foto: Homann Mitglieder von Fridays for Future standen am Montagnach­mittag vor dem Großen Sitzungssa­al des Landratsam­tes und besuchten auch die Sitzung des Umweltauss­chusses. Im Bild von rechts Nika Merkle, Julia Sing und Niklas Zöschinger.

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