Was Katja Müller in einem Jahr verändert hat
Seit zwölf Monaten ist Müller Chefin des Lauinger Rathauses. Seitdem hat sie einige Projekte angestoßen. Sie selbst ist mit ihrer Bilanz jedoch noch nicht ganz zufrieden
Lauingen Vor ziemlich genau einem Jahr hat Katja Müller ihren alten Job als Hauptamtsleiterin in Ichenhausen aufgegeben, um nach der erfolgreichen Wahl in Lauingen Bürgermeisterin zu werden. Zeit also, für eine Zwischenbilanz. Was hat die Bürgermeisterin bisher erreicht? Und welche Projekte will sie noch angehen?
Müller selbst blickt positiv auf das vergangene Jahr zurück. Nur den ersten Arbeitstag als Bürgermeisterin – es war der 1. November – hätte sie im Nachhinein lieber nach hinten verlegt, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. „Ich war gleich bei den Gottesdiensten zu Allerheiligen in Frauenriedhausen und Veitriedhausen. Es gibt bessere Anlässe für den ersten Arbeitstag.“
Als Bürgermeisterin hat Müller bereits mehrere Projekte angestoßen: Das geplante Einkaufszentrum im Osten der Stadt, ein neues Baugebiet, der Unterhalt der Stadtpfarrkirche und das wohl tiefgreifendste
Ihr Highlight war die Aktion Herzplatz
Vorhaben der Bürgermeisterin: Sie will den Schuldenschnitt. Durch das Haushaltskonsolidierungskonzept könnte sich der jahrzehntealte Schuldenberg der Stadt von rund 20 Millionen Euro um die Hälfte reduzieren.
Das Vorhaben stößt jedoch nicht überall auf Zuspruch. Müller spricht von „gemischtem Feedback“, das sie von Vereinen erhalten habe. Denn für die steigen die Beiträge (wir berichteten). „Einige haben Angst vor den finanziellen Folgen. Die meisten Vereine haben nun mal nicht übermäßig viel Geld.“
Für die Stadt, sagt Müller, seien die Stabilisierungshilfen, die aus dem Konzept resultieren, immens wichtig: „Ich hoffe, dass wir dadurch bald wieder Luft holen können. Im Moment rennen wir nur dem Unterhalt hinterher, ohne auch mal was anderes tun zu können.“Die Bürgermeisterin nennt ein Beispiel: Schüler der Lauinger Mittelschule hätten bei ihr eine Unterschriftenliste abgegeben, in der sie darum bitten, endlich die Toiletten im Schulgebäude zu sanieren. „Die sind 40 Jahre alt. Da muss etwas getan werden“, sagt Müller. Der städtische Haushalt lässt das aber zu. Die Entscheidung, ob Lauingen Stabilisierungshilfen vom Freistaat bekommt, fällt in den nächsten Tagen.
Sollte sich die Finanzlage verbessern, hat Müller schon einige Themen auf dem Zettel: Etwa die Sanierung städtischer Gebäude, den Kauf neuer Spielgeräte für Spielplätze oder Investitionen in die Barrierefreiheit. Außerdem soll der Kindergarten in der Kurlandstraße von zwei auf sechs Gruppen vergrößert sowie die Verkehrsberuhigung in der Herzog-Georg-Straße wieder in Angriff genommen werden. Bei letzterer will Müller den gesamten Innenstadtbereich einbeziehen und mit Einbahnstraßen arbeiten. Und: „Wenn es die finanzielle Lage irgendwann zulässt, würden wir gern einige der leer stehenden Gebäude in der Stadt kaufen und sanieren.“
Für Müller persönlich war das vergangene Jahr spannend, sagt sie. persönlicher Höhepunkt: Die Aktion Herzplatz, bei der der Vorplatz der Stadthalle rundum erneuert wurde. „Das war wirklich toll. Da hat man gesehen, wie fest die Lauinger zusammenhalten.“Besonders begeistert sei sie von der Tatsache, dass sich die vielen freiwilligen Helfer auch heute noch um die Anlage kümmern, die Pflanzen gießen oder an der ein oder anderen Stelle nacharbeiten, wenn es nötig ist.
Auch abseits der Stadthalle hat sich in den vergangenen zwölf Monaten etwas getan: Dem ein oder anderen Raser dürfte etwa aufgefallen sein, dass die Stadt die Verkehrsüberwachung verschärft hat. Außerdem, erklärt Müller, sei sie derzeit in Gesprächen mit verschiedenen Investoren, die in Lauingen in Wohnungen, Geschäfte, Büroräume oder Praxen investieren könnten.
Im Rathaus selbst ist Müller ein Jahr nach Amtsantritt angekomnicht men. „Hausintern war eine gewisse Erwartungshaltung da: Da kommt jemand Neues, da tut sich was. Und ich glaube, es hat sich was getan, seit ich hier bin.“Zum Beispiel werden in der Verwaltung seit einigen Monaten im Rahmen einer Organisationsuntersuchung die einzelnen Stellen nach ihrer Produktivität und Aufgabenverteilung bewertet. Ziel sei jedoch nicht, Stellen einzusparen: „Wir wollen für klare Strukturen sorgen und genau erfassen, wer im Haus was macht.“Allerdings haben auch zwei langjährige Mitarbeiter das Rathaus verlassen, seit Müller da ist. „Die beiden konnten sich beruflich verbessern. Das wäre bei uns nicht mehr möglich gewesen.“Die vakanten Stellen sind bislang nicht nachbesetzt. Müller will erst auf das Ergebnis der Untersuchung warten. Weitere Stellenausschreibungen der Stadt blieben ohne Erfolg. „Wir können wegen der finanIhr ziellen Lage keine weiteren Anreize für potenzielle Bewerber schaffen“, so Müller.
Besonders wichtig ist der Rathauschefin das Thema Bürgernähe. Deshalb hat sie die festen Bürgersprechstunden abgeschafft. Wer Müller sprechen will, kann einfach anrufen und einen Termin vereinbaren. „Niemand soll denken, dass da jemand einfach im Büro thront. Ich will für jeden erreichbar sein“, erklärt sie.
Ob Müller selbst zufrieden ist? „Mir geht so manches nicht schnell genug.“Oft sei der bürokratische Aufwand für so manches Vorhaben enorm hoch, der Zeitaufwand noch höher. Ein Spruch, erzählt Müller, komme ihr da immer wieder in den Kopf: „Alle haben immer gesagt, das geht nicht. Dann kam jemand, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht. Ich wäre gern die, die es einfach macht.“