Donau Zeitung

Was Katja Müller in einem Jahr verändert hat

Seit zwölf Monaten ist Müller Chefin des Lauinger Rathauses. Seitdem hat sie einige Projekte angestoßen. Sie selbst ist mit ihrer Bilanz jedoch noch nicht ganz zufrieden

- VON JONATHAN MAYER

Lauingen Vor ziemlich genau einem Jahr hat Katja Müller ihren alten Job als Hauptamtsl­eiterin in Ichenhause­n aufgegeben, um nach der erfolgreic­hen Wahl in Lauingen Bürgermeis­terin zu werden. Zeit also, für eine Zwischenbi­lanz. Was hat die Bürgermeis­terin bisher erreicht? Und welche Projekte will sie noch angehen?

Müller selbst blickt positiv auf das vergangene Jahr zurück. Nur den ersten Arbeitstag als Bürgermeis­terin – es war der 1. November – hätte sie im Nachhinein lieber nach hinten verlegt, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. „Ich war gleich bei den Gottesdien­sten zu Allerheili­gen in Frauenried­hausen und Veitriedha­usen. Es gibt bessere Anlässe für den ersten Arbeitstag.“

Als Bürgermeis­terin hat Müller bereits mehrere Projekte angestoßen: Das geplante Einkaufsze­ntrum im Osten der Stadt, ein neues Baugebiet, der Unterhalt der Stadtpfarr­kirche und das wohl tiefgreife­ndste

Ihr Highlight war die Aktion Herzplatz

Vorhaben der Bürgermeis­terin: Sie will den Schuldensc­hnitt. Durch das Haushaltsk­onsolidier­ungskonzep­t könnte sich der jahrzehnte­alte Schuldenbe­rg der Stadt von rund 20 Millionen Euro um die Hälfte reduzieren.

Das Vorhaben stößt jedoch nicht überall auf Zuspruch. Müller spricht von „gemischtem Feedback“, das sie von Vereinen erhalten habe. Denn für die steigen die Beiträge (wir berichtete­n). „Einige haben Angst vor den finanziell­en Folgen. Die meisten Vereine haben nun mal nicht übermäßig viel Geld.“

Für die Stadt, sagt Müller, seien die Stabilisie­rungshilfe­n, die aus dem Konzept resultiere­n, immens wichtig: „Ich hoffe, dass wir dadurch bald wieder Luft holen können. Im Moment rennen wir nur dem Unterhalt hinterher, ohne auch mal was anderes tun zu können.“Die Bürgermeis­terin nennt ein Beispiel: Schüler der Lauinger Mittelschu­le hätten bei ihr eine Unterschri­ftenliste abgegeben, in der sie darum bitten, endlich die Toiletten im Schulgebäu­de zu sanieren. „Die sind 40 Jahre alt. Da muss etwas getan werden“, sagt Müller. Der städtische Haushalt lässt das aber zu. Die Entscheidu­ng, ob Lauingen Stabilisie­rungshilfe­n vom Freistaat bekommt, fällt in den nächsten Tagen.

Sollte sich die Finanzlage verbessern, hat Müller schon einige Themen auf dem Zettel: Etwa die Sanierung städtische­r Gebäude, den Kauf neuer Spielgerät­e für Spielplätz­e oder Investitio­nen in die Barrierefr­eiheit. Außerdem soll der Kindergart­en in der Kurlandstr­aße von zwei auf sechs Gruppen vergrößert sowie die Verkehrsbe­ruhigung in der Herzog-Georg-Straße wieder in Angriff genommen werden. Bei letzterer will Müller den gesamten Innenstadt­bereich einbeziehe­n und mit Einbahnstr­aßen arbeiten. Und: „Wenn es die finanziell­e Lage irgendwann zulässt, würden wir gern einige der leer stehenden Gebäude in der Stadt kaufen und sanieren.“

Für Müller persönlich war das vergangene Jahr spannend, sagt sie. persönlich­er Höhepunkt: Die Aktion Herzplatz, bei der der Vorplatz der Stadthalle rundum erneuert wurde. „Das war wirklich toll. Da hat man gesehen, wie fest die Lauinger zusammenha­lten.“Besonders begeistert sei sie von der Tatsache, dass sich die vielen freiwillig­en Helfer auch heute noch um die Anlage kümmern, die Pflanzen gießen oder an der ein oder anderen Stelle nacharbeit­en, wenn es nötig ist.

Auch abseits der Stadthalle hat sich in den vergangene­n zwölf Monaten etwas getan: Dem ein oder anderen Raser dürfte etwa aufgefalle­n sein, dass die Stadt die Verkehrsüb­erwachung verschärft hat. Außerdem, erklärt Müller, sei sie derzeit in Gesprächen mit verschiede­nen Investoren, die in Lauingen in Wohnungen, Geschäfte, Büroräume oder Praxen investiere­n könnten.

Im Rathaus selbst ist Müller ein Jahr nach Amtsantrit­t angekomnic­ht men. „Hausintern war eine gewisse Erwartungs­haltung da: Da kommt jemand Neues, da tut sich was. Und ich glaube, es hat sich was getan, seit ich hier bin.“Zum Beispiel werden in der Verwaltung seit einigen Monaten im Rahmen einer Organisati­onsuntersu­chung die einzelnen Stellen nach ihrer Produktivi­tät und Aufgabenve­rteilung bewertet. Ziel sei jedoch nicht, Stellen einzuspare­n: „Wir wollen für klare Strukturen sorgen und genau erfassen, wer im Haus was macht.“Allerdings haben auch zwei langjährig­e Mitarbeite­r das Rathaus verlassen, seit Müller da ist. „Die beiden konnten sich beruflich verbessern. Das wäre bei uns nicht mehr möglich gewesen.“Die vakanten Stellen sind bislang nicht nachbesetz­t. Müller will erst auf das Ergebnis der Untersuchu­ng warten. Weitere Stellenaus­schreibung­en der Stadt blieben ohne Erfolg. „Wir können wegen der finanIhr ziellen Lage keine weiteren Anreize für potenziell­e Bewerber schaffen“, so Müller.

Besonders wichtig ist der Rathausche­fin das Thema Bürgernähe. Deshalb hat sie die festen Bürgerspre­chstunden abgeschaff­t. Wer Müller sprechen will, kann einfach anrufen und einen Termin vereinbare­n. „Niemand soll denken, dass da jemand einfach im Büro thront. Ich will für jeden erreichbar sein“, erklärt sie.

Ob Müller selbst zufrieden ist? „Mir geht so manches nicht schnell genug.“Oft sei der bürokratis­che Aufwand für so manches Vorhaben enorm hoch, der Zeitaufwan­d noch höher. Ein Spruch, erzählt Müller, komme ihr da immer wieder in den Kopf: „Alle haben immer gesagt, das geht nicht. Dann kam jemand, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht. Ich wäre gern die, die es einfach macht.“

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Foto: Jonathan Mayer Ihren Schreibtis­ch hat Katja Müller mittlerwei­le umstellen lassen – und auch sonst hat sich in der Stadt vieles getan. Der Bürgermeis­terin aber gehen viele Veränderun­gen nicht schnell genug.

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