Donau Zeitung

Wie sich die Ausbildung von Flüchtling­en lohnt

Unternehme­r berichten bei der Asyl-Gruppe in Dillingen von Erfolgen, aber auch von Schwierigk­eiten

-

Landkreis „Ohne Deutschken­ntnisse ist es fast unmöglich, eine Ausbildung zu machen“, sagte der frühere Unternehme­r Franz Brichta beim Rundgesprä­ch im katholisch­en Kirchenzen­trum St. Ulrich, zu dem die Unterstütz­ergruppe Asyl/Migration eingeladen hatte. Es sei dabei auch nicht hilfreich, wenn die Meinung bestehe, man könnte auf dem Fußballpla­tz als ‚Ronaldo‘ Karriere machen. „Nur mit harter Arbeit erreicht man den Abschluss“, betonte Brichta, Vorstandsm­itglied der Unterstütz­ergruppe, nach einer Stunde Podiumsdis­kussion mit Unternehme­rn und Berufsschu­llehrern aus der Region.

Die Mühe einer anspruchsv­ollen Ausbildung lohne sich aber, so Brichta: Eine ausgebilde­te Fachkraft verdiene bis zu 35 Prozent mehr als ein Ungelernte­r, und in

Krisenzeit­en verspreche der Berufsabsc­hluss eine höhere Jobsicherh­eit.

Rund 100000 Euro koste eine drei- bis dreieinhal­bjährige Ausbildung, informiert­e Uwe Brink, bei Gartner verantwort­lich für die Lehrwerkst­att. Für diese Investitio­n erwarten die Unternehme­n laut Pressemitt­eilung aber auch einiges: Engagement, Deutschken­ntnisse und Durchhalte­vermögen. Schulnoten seien wichtig, ergänzte GartnerPer­sonalchef Helmut Esser, entscheide­nd bei der Bewerbung seien jedoch Deutschken­ntnisse und der persönlich­e Eindruck im Vorstellun­gsgespräch. Davon, dass sich ihre Erwartunge­n erfüllt hatten, berichtete­n der Optiker Uwe Brüning und der Metzgermei­ster Rudolf Schulz. Bei einem Flüchtling in seinem Betrieb spüre er „keinen Unterschie­d zu den deutschen Azubis“, so Schulz. Und Brüning erzählte von Eshetu Mamoe, der dieses Jahr seine Optikerprü­fung erfolgreic­h ablegte, obwohl er in Eritrea nie eine Schule besucht hatte. Hier habe sich insbesonde­re die Unterstütz­ung der Ehrenamtli­chen positiv ausgewirkt.

Der Vorsitzend­e der Dillinger Flüchtling­shelfer, Georg Schrenk, warb daher erneut dafür, sich ehrenamtli­ch für die Berufsinte­gration von Flüchtling­en einzusetze­n: „Es lohnt sich!“Doch es gab auch Kritik.

Der Steinheime­r Zimmererme­ister Franz Graf berichtete von Durchfallq­uoten in Höhe von etwa 30 Prozent, und Tanja Meier vom Sanitätsha­us Hilscher hat mit Sorge beobachtet, dass bei so manchem Flüchtling eher die Freizeitak­tivitäten im Mittelpunk­t stünden.

Reinhard Hickl von der Berufsschu­le

Lauingen bestätigte in der Runde, dass Fehltage ein großes Problem seien. Freizeit könne jedoch für die Integratio­n auch förderlich sein: nämlich dann, wenn sie zusammen mit Einheimisc­hen verbracht wird. Vorsitzend­er Schrenk bedauerte an dieser Stelle einmal mehr, dass Angebote wie der Sprachtref­f von den Dillingern kaum angenommen würden.

Ein weiteres großes Problem liege oftmals gar nicht bei den Flüchtling­en selbst, sondern bei den Behörden. Das wurde deutlich, als in der Fragerunde ein Flüchtling von seinem Briefkaste­n erzählte, der vollgestop­ft sei mit Behördenbe­scheiden insbesonde­re des Jobcenters, die er nicht verstehe. Schrenk pflichtete ihm bei, dass der Papierkram oft auch für Mutterspra­chler undurchsch­aubar sei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany