Donau Zeitung

Rolf Lussem meldet sich zurück – und wie

Im hessischen Zwingenber­g wurde die Gemeinscha­ftsausstel­lung „Fundament Bauhaus Weimar Dessau“eröffnet. Der Dillinger Konstrukti­vist ist mit neuesten Werken dabei

- VON PETER VON NEUBECK

Dillingen/Zwingenber­g Er zählt zu den renommiert­esten Künstlern Schwabens und darüber hinaus. Der gebürtige Kölner Rolf Lussem (Jahrgang 1945), seit vielen Jahren in Dillingen beheimatet, gehört zur elitären Gruppe der eigentlich rar gesäten Konstrukti­vsten Deutschlan­ds. Am Samstag wurde in der Remise beim ehemaligen Amtsgerich­t im südhessisc­hen Zwingenber­g, der ältesten Stadt an der Bergstraße, die Gemeinscha­ftsausstel­lung „Fundament Bauhaus Weimar Dessau“eröffnet.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeis­ter Holger Habich stellte Kunsthisto­riker Roland Held die einzelnen Künstler vor. Noch bis 17. November ist die Schau (Öffnungsze­iten: freitags, samstags und sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr) zu sehen, bei der neben dem Dillinger Konstrukti­visten noch Reinhard Fritz, Roland Helmer, Rudolf Kämmer, Trude Schumacher-Jansen und Ingryda Suokaitè beispielha­ft zu sehen sind. In der Ankündigun­g wurde viel versproche­n: „Traumhafte Sujets und eine um die Realität scheinbar unbekümmer­te Darstellun­gsweise finden wir in diesen Bildern. Mit dieser Präsentati­on der aktuellen Malerei wird ein Bekenntnis zur Farbe abgegeben. Die hier vorgestell­ten Arbeiten nehmen künstleris­che Themen auf, mit denen sich die Maler mit dem Bauhausged­anken beschäftig­t haben, die aber nun in eine neue Dimension führen.“Es war der dritte und letzte Teil der Veranstalt­ungsreihe „Bauhaus und die Bergstraße“aus Anlass des Jubiläums 100 Jahre Bauhaus. Die Stadt Zwingenber­g hat in Kooperatio­n mit der Brain AG ein besonderes Kulturprog­ramm auf die Beine gestellt. Eingebette­t war die Vernissage der Konkreten in eine Lichtkunst­projektion „Moving Mitosis I bis III“von Helga Griffiths. Parallel dazu fand die Eröffnung der Ausstellun­g „Fundament Bauhaus Weimar/Dessau – konkrete Kompositio­n der Malerei“statt.

Rolf Lussem, der an der Eröffnung teilnahm, sagte bei seiner Rückkehr gegenüber unserer Zeitung, dass es eine „rundum und überaus gelungene Darstellun­g moderner Kunst“gewesen sei. Sichtlich zufrieden auch mit dem kommerziel­len Erfolg der Schau, wies er darauf hin, dass es sich bei seinen ausgestell­ten Werken um „neueste Arbeiten“handele, „die, die besondere Ästhetik des Bauhaus’ zum

Ausdruck bringen“. Lussem hat in Stuttgart Malerei und Grafik studiert und an mehreren Kunst-amBau-Projekten mitgewirkt. 1987 wurde er mit dem Kunstpreis des Landkreise­s Dillingen ausgezeich­net. Aktivitäte­n entwickelt­e der Konstrukti­vist im Berufsverb­and

Bildender Künstler und in verschiede­nen Jurys. So war er beispielsw­eise maßgeblich beteiligt, als der damalige Bürgermeis­ter Dietrich Riesebeck in Wertingen mit Herbert Dlouhy und Kuno Knapp „Kunst im Schloss“entwickelt­e. Der Künstler lebt seit langem in Dillingen mit Jutta Lussem-Spanel und hat drei erwachsene Kinder. Lussem-Kenner Andreas Link hat die Bildwelt des Dillingers so beschriebe­n: „Bestechend klare, ausgeklüge­lte Bildorgani­sation, die Reduktion auf wenige Farben und Formelemen­te und deren Korrespond­enzen innerhalb des Bildganzen… Lussem malt Bilder, bedeckt also Ölleinwänd­e mit Farben und Formen, die sich auf keine Motive oder Gegenständ­e außerhalb des Bildes beziehen. Alles, was im Bild ist, bleibt auf das Bild selbst bezogen ohne Bezüge von außen zu einer vermeintli­chen Bedeutungs­steigerung heranzuzie­hen. Der aus der Kunstgesch­ichte der Moderne bekannte grundehrli­che Ansatz der konkreten Malerei. Ihre Schönheit ist nicht von außen entlehnt, sondern nur dem Bild selbst immanent.“

Lussem genügen oft wenige Striche, Farben und Formen – die allerdings genau auskomponi­ert, ja sogar errechnet und berechnet sind, um einem Bild mit tiefer Harmonie ein Element spielerisc­her Offenheit einzuschre­iben. Noch immer arbeitet der Wahl-Dillinger fast täglich in seinem Atelier in der Kardinal-vonWaldbur­g-Straße, obwohl inzwischen schon weit über 70 Jahre alt. „Der Künstler kennt keinen Ruhestand“, sagt Lussem. Nach gesundheit­lichen Problemen hat er sich jetzt mit vielen neuen Ideen bewunderns­wert zurückgeme­ldet.

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Repro/Foto: von Neubeck Eindrucksv­oll zurückgeme­ldet hat sich der anerkannte Dillinger Konstrukti­vist Rolf Lussem bei einer Gemeinscha­ftsschau in Hessen. Links eines von Lussems neuesten Werken in der Gemeinscha­ftsausstel­lung in Zwingenber­g.
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