Buddeln für die Freundschaft
Dirk Kummers „Alles nur aus Zuckersand“
„In seinen Träumen kann man überall hinreisen, sogar nach Australien“, sagt der alte Kaczmareck. Doch für Fred und Jonas sind Träume nicht genug. Sie leben in der DDR und sie wissen: Bald werden sie nicht mehr zusammen spielen können, denn Jonas wird dann im Westen sein. Seine Mutter hat einen Ausreiseantrag gestellt. Deshalb haben die beiden Jungs eine für sie auf der Hand liegende Idee: Weil der märkische Sand so fein ist – eben Zuckersand – müssen sie nur tief genug graben, um auf der anderen Seite der Erde herauszukommen, in Australien. Dorthin kann Jonas dann reisen, damit sie sich wiedersehen können.
Die Geschichte von Fred und Jonas basiert auf dem Film „Zuckersand“, für den der Autor und Regisseur Dirk Kummer, selbst in der DDR aufgewachsen, mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde. Sehr behutsam berichtet er nun auch in einem schmalen Kinderroman, wie die Freundschaft der beiden Zehnjährigen durch die politischen Verhältnisse bedroht ist. Fred stammt aus einem regimetreuen Elternhaus, die Mutter von Jonas ist religiös und dem Staat gegenüber kritisch eingestellt. Die Gegensätze überwinden die beiden Jungen durch eine bedingungslose Zuneigung und die kindliche Zuversicht, dass nichts sie auseinanderbringen kann. Die staatliche Reglementierung bildet dabei nur den Rahmen für diese berührende Freundschaftsgeschichte.
Welch schmerzliche Auswirkungen sie auf die Menschen hatte, prägt sich tief ein, denn Kummer erzählt eindringlich aus der Perspektive Freds von Abschied und Sehnsucht. Im Buch, das sich im Gegensatz zum Film an Kinder richtet, findet er zu einem versöhnlichen Ende.