Donau Zeitung

Bringen Jobs im Netz das große Geld?

Im Internet Geld zu verdienen, klingt oft erst mal einfach. Lukrativ ist das allerdings nicht immer, wie Experten wissen

- Sabine Meuter, dpa

Nürnberg/München Um ein paar Euro zu verdienen, reicht es manchmal, einfach sein Smartphone zu nutzen: „Geh damit in den Supermarkt, fotografie­re die Regale mit den Waschmitte­ln und schicke uns die Fotos per Mail.“So in etwa könnte eine Auftragsar­beit für sogenannte Click- oder Crowdworke­r lauten. Über spezielle Plattforme­n im Internet können sie kleine Aufgaben übernehmen, die sich zu Hause am Rechner erledigen lassen – und bekommen dafür Geld.

Diese Art der Arbeit ist einer durch die Bundesregi­erung geförderte­n Studie zufolge in Deutschlan­d verbreitet­er als bisher angenommen. Dem 2018 veröffentl­ichten Crowdworki­ng-Monitor zufolge sind rund fünf Prozent der über 18-Jährigen auf Gig-, Click- oder Crowdworki­ng-Plattforme­n aktiv. Rund 70 Prozent von ihnen verdienen auf diese Weise Geld.

Wie funktionie­rt Crowdworki­ng? Das Prinzip ist relativ simpel: Unternehme­n bieten Aufträge über an. Sie erhalten die Dienstleis­tungen dort oft günstiger und flexibler, als wenn sie den Auftrag anderweiti­g vergeben würden. Auf der jeweiligen Plattform registrier­te Crowdworke­r schauen sich das Angebot an und bewerben sich bei Interesse. Wer den Job bekommt, entscheide­t der Auftraggeb­er.

Damit dieser eine Wahl treffen kann, gibt es bei einigen Plattforme­n ein Bewertungs­system für Crowdworke­r. Ein Auftraggeb­er kann also prüfen, wie zufrieden ein Ex-Auftraggeb­er mit dem jeweiligen Crowdworke­r war.

„Für Crowdworke­r selbst ist das System häufig intranspar­ent“, erklärt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB) in Nürnberg. Die Bandbreite der möglichen Jobs ist dem IAB-Experten zufolge enorm. Geringqual­ifizierte werden ebenso fündig wie Menschen mit hohen Qualifikat­ionen. Mal geht es darum, Preise für Produkte in einem Geschäft abzuleten sen und in eine Datenbank einzugeben. „Zu finden sind aber auch Aufträge, bei denen es um komplexere Aufgaben geht“, sagt Andreas Lutz vom Verband der Gründer und Selbststän­digen Deutschlan­d (VGSD). Das können etwa Übersetzun­gs-, Programmie­roder Beratungst­ätigkeiten sein.

Lukrative Bezahlung für übers Internet erhaltene Aufträge gibt es mitnichten nicht immer. „Beim Crowd- und Gigworking werden viele Jobs eher schlecht vergütet“, erklärt Enzo Weber. Das gilt vor allem dann, wenn jemand kein spezielles Know-how hat oder nur Aufgaben auswählt, die geringe Qualifikat­ionen erfordern, ergänzt Lutz. Was für die Jobs sprechen kann: „Der Auftragneh­mer arbeitet selbstbest­immt, das heißt, er entscheide­t, welche Aufgaben er übernimmt und welche nicht“, so Weber.

Zudem kann der Crowdworke­r oft über Arbeitszei­t und Ort frei verfügen und geht keine dauerhafPl­attformen Verpflicht­ungen ein. Nachteile für Clickworke­r sind neben der häufig eher schlechten Bezahlung: Es gibt keinen Tarifvertr­ag, keinen Mindestloh­n und keine soziale Absicherun­g. „Hinzu kommt die Anonymität“, erklärt Alexander Kiock, Vizepräsid­ent des Bundesverb­ands Digitale Wirtschaft (BVDW). Man weiß in aller Regel nicht so richtig, mit wem man es bei der Plattform zu tun hat. „Auch einen persönlich­en Austausch mit Kollegen vermissen viele“, so Lutz.

Was noch wichtig ist: In der Regel gelten Crowdworke­r als Selbststän­dige, entweder neben- oder hauptberuf­lich. Auch wenn die Arbeitsbed­ingungen in der Praxis teils mit selbststän­diger Tätigkeit wenig zu tun hat. Selbststän­dige Crowdworke­r sind aber in jedem Fall verpflicht­et, sich steuerlich anzumelden. „Wenn man als Crowdworke­r Geld verdient und dies dem Finanzamt nicht anzeigt, kann das Steuerhint­erziehung sein“, erklärt Weber.

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Foto: Christin Klose, dpa Ein paar Klicks hier, ein paar Daten dort – und schon fällt das Geld vom Himmel? So einfach, wie es sich anhört, lässt sich auch mit Crowdworki­ng allerdings kein Geld verdienen.

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