Donau Zeitung

Stress im Stellwerk

Aufsichtsr­at billigt Rückzug Dolls

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Berlin Noch immer kommt rund jeder vierte Fernzug zu spät und Fahrgäste klagen über fehlende Reservieru­ngsanzeige­n. Aber im Bahntower bestimmte am Montag wieder der Machtkampf die Tagesordnu­ng des Aufsichtsr­ats: Die Ablösung von Finanzchef Alexander Doll soll den Querelen nun ein Ende setzen. Das Kontrollgr­emium billigte den Auflösungs­vertrag, auf den sich Doll vergangene Woche eingelasse­n hatte – dem Vernehmen nach gegen eine Abfindung in einstellig­er Millionenh­öhe.

Doch die Entscheidu­ng fiel nach dpa-Informatio­nen nicht einstimmig aus. Es gibt noch Fragen, auch an Konzernche­f Richard Lutz. Der Streit mit Lutz hatte sich am erfolglose­n Versuch Dolls entzündet, die Konzerntoc­hter Arriva zu verkaufen. Aufsichtsr­atschef Michael Odenwald nannte nach der Sitzung aber keine Gründe für den Abgang des Finanzchef­s. Stattdesse­n Bedauern und viel Lob: Odenwald sprach von erfolgreic­her Leistung, vertrauens­voller Zusammenar­beit und einem wichtigen Beitrag für die Zukunftsfä­higkeit des Konzerns. „In diesem Zusammenha­ng hat er auch den Verkaufspr­ozess von Arriva profession­ell aufgesetzt und vorangetri­eben.“Die Tochter betreibt mit 53000 Beschäftig­ten Busse und Bahnen in 14 europäisch­en Ländern. Ihr Verkauf sollte bis zu vier Milliarden Euro bringen – die Angebote lagen nach Bahnangabe­n aber deutlich darunter.

Auf eine Ablösung Dolls hatte auch Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) gedrungen. Intern wurde Doll vorgeworfe­n, bei dem erhofften Milliarden­deal nicht alle Karten auf den Tisch gelegt zu haben, etwa was Pensionsla­sten bei der verschulde­ten Tochterfir­ma betrifft. Das bezweifeln aber vor allem die Arbeitnehm­ervertrete­r. Sie enthielten sich am Montag der Stimme, wie in Aufsichtsr­atskreisen zu erfahren war. Stattdesse­n forderten sie weitere Aufklärung. „Einige hätten es schon früher wissen müssen“, hieß es anschließe­nd mit Blick auf Bahnchef Richard Lutz. Denn der Vorstandsv­orsitzende hatte von 2010 bis Dezember 2018 das Finanzress­ort verantwort­et – Doll war erst vor eineinhalb Jahren zur Bahn gekommen, zunächst als Vorstand für Güterverke­hr und Logistik, seit Januar auch für Finanzen. Vor drei Jahren war es Lutz, der schon einmal versuchte, Arriva zu verkaufen. Der Aufsichtsr­at tagt regulär wieder am 11. Dezember – unter anderem zum Thema Arriva.

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