Zucht und Ordnung
Die Doku „Kleine Germanen“zeigt, wie Neonazis ihre Kinder erziehen
Sie werden in Ferienlagern getrimmt und in der Familie an rechtes Gedankengut herangeführt: Kindererziehung spielt in nationalistisch und rechtsextrem gesinnten Kreisen eine große Rolle. Ganz wichtig: Zucht und Ordnung – und bloß nicht weinerlich sein. Der Film „Kleine Germanen“erzählt von so einer Kindheit. Roter Faden ist Elsas Geschichte, nach wahren Begebenheiten. Auch ihre eigenen Kinder erzieht Elsa in diesem Sinne, bis sie an einem dramatischen Wendepunkt aus der Neonazi-Szene aussteigen will. Verwoben ist Elsas Schicksal mit dokumentarischen Szenen, in denen Rechte ebenso zu Wort kommen wie Aussteiger und Experten. Arte zeigt „Kleine Germanen“an diesem Dienstag um 20.15 Uhr.
Der Film gibt interessante Einblicke, könnte aber mehr Profil vertragen. Das gilt vor allem für Passagen, in denen Leute wie der neurechte Verleger Götz Kubitschek oder Martin Sellner von der Identitären Bewegung Österreich reden. Ihre Äußerungen vor der Kamera sind wohlbedacht. Keine markigen Sprüche, stattdessen schwärmen sie von ihrer idyllischen Kindheit und trauten Familienzusammenhalt – und beklagen den Verlust fester Werte. Kurze Einspieler zeigen, dass sie auf Kundgebungen keinen Hehl aus ihrer rechten Gesinnung machen.
Auch Experten von Beratungsstellen oder Unis kommen zu Wort. Doch anders als die Rechten sind sie nicht zu sehen – sie sprechen aus dem Hintergrund. Stattdessen werden spielende, blonde Kinder eingeblendet, die nichts mit der rechten Szene zu tun haben. Das irritiert etwas.