Donau Zeitung

Jetzt wird alles gut. Ganz bestimmt!

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Mit seiner Vertragsun­terschrift hat ein Trainer meistens auch schon seine Kündigung unterzeich­net. Fraglich ist nur noch, wann sie ausgesproc­hen wird. Mögen die Spieler noch so krummbeini­g über das Feld torkeln, die Mannschaft von unsägliche­m Pech verfolgt sein oder die Gegner schlicht bessere Akteure in ihren Reihen haben: Der Trainer wird bei Misserfolg gefeuert. Er ist nicht nur das schwächste Glied der Kette, er ist dummerweis­e auch ein Solitär. Unter der Saison den kompletten Kader auszutausc­hen, verbieten Wechselfri­sten und fehlende finanziell­e Rücklagen.

Das nun wiederum ist zugleich Vorteil und Nachteil der Strategen an der Seitenlini­e. Für sie steht das Transferfe­nster immer offen – in beide Richtungen. Das finanziell­e Risiko minimieren die Vereine durch Abfindungs­modalitäte­n im Vertragswe­rk. Letzter Profiteur: Achim Beierlorze­r. Der musste sich nicht lange grämen, seiner Arbeit nicht mehr nachgehen zu dürfen und unterschri­eb kurz nach seinem Kölner Ende in Mainz einen Vertrag (und die damit einhergehe­nde wahrschein­liche Kündigung).

Im Vergleich zu den kickenden Angestellt­en haben die Trainer einen weiteren Vorteil. Sie müssen sich im Falle eines Vereinswec­hsels keine waghalsige­n Begründung­en zurechtleg­en. Müssen nicht auf ihr Bildungsbü­rgertum verweisen mit der Argumentat­ion, dass es jetzt doch noch nett wäre, eine neue Sprache zu lernen (vorzugswei­se Englisch, Spanisch oder Bayerisch). Oder, dass sie schon immer mal mit diesem oder jenem Trainer zusammenar­beiten wollten (vorzugswei­se in Spanien, England oder München). Einzige Bedingung: Sie müssen dem Vorstand glaubhaft versichern, dass mit ihnen der Umschwung gelingt. Dass ein irrsinnig zusammenge­würfelter Kader in dieser Zusammenst­ellung genau richtig sei. Ein heillos zerstritte­ner Haufen nur mal in den örtlichen Klettergar­ten zur Steigerung des Gemeinscha­ftssinns müsse. Er macht die Lahmen sprintend, verkehrt Pech ins Gegenteil und verfügt über das gesammelte taktische Wissen sämtlicher Lehrbücher und -meister.

Der Mensch ist gutgläubig. Sogar und vor allem Sportdirek­toren und Vereinsvor­stände. Mögen sich auch alle in den neuen Trainer gesetzten Hoffnungen bei dessen vorangegan­genen Stationen nicht erfüllt haben: Diesmal wird alles besser. Bestimmt!

 ??  ?? Achim Beierlorze­r
Achim Beierlorze­r
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany