Jetzt wird alles gut. Ganz bestimmt!
Mit seiner Vertragsunterschrift hat ein Trainer meistens auch schon seine Kündigung unterzeichnet. Fraglich ist nur noch, wann sie ausgesprochen wird. Mögen die Spieler noch so krummbeinig über das Feld torkeln, die Mannschaft von unsäglichem Pech verfolgt sein oder die Gegner schlicht bessere Akteure in ihren Reihen haben: Der Trainer wird bei Misserfolg gefeuert. Er ist nicht nur das schwächste Glied der Kette, er ist dummerweise auch ein Solitär. Unter der Saison den kompletten Kader auszutauschen, verbieten Wechselfristen und fehlende finanzielle Rücklagen.
Das nun wiederum ist zugleich Vorteil und Nachteil der Strategen an der Seitenlinie. Für sie steht das Transferfenster immer offen – in beide Richtungen. Das finanzielle Risiko minimieren die Vereine durch Abfindungsmodalitäten im Vertragswerk. Letzter Profiteur: Achim Beierlorzer. Der musste sich nicht lange grämen, seiner Arbeit nicht mehr nachgehen zu dürfen und unterschrieb kurz nach seinem Kölner Ende in Mainz einen Vertrag (und die damit einhergehende wahrscheinliche Kündigung).
Im Vergleich zu den kickenden Angestellten haben die Trainer einen weiteren Vorteil. Sie müssen sich im Falle eines Vereinswechsels keine waghalsigen Begründungen zurechtlegen. Müssen nicht auf ihr Bildungsbürgertum verweisen mit der Argumentation, dass es jetzt doch noch nett wäre, eine neue Sprache zu lernen (vorzugsweise Englisch, Spanisch oder Bayerisch). Oder, dass sie schon immer mal mit diesem oder jenem Trainer zusammenarbeiten wollten (vorzugsweise in Spanien, England oder München). Einzige Bedingung: Sie müssen dem Vorstand glaubhaft versichern, dass mit ihnen der Umschwung gelingt. Dass ein irrsinnig zusammengewürfelter Kader in dieser Zusammenstellung genau richtig sei. Ein heillos zerstrittener Haufen nur mal in den örtlichen Klettergarten zur Steigerung des Gemeinschaftssinns müsse. Er macht die Lahmen sprintend, verkehrt Pech ins Gegenteil und verfügt über das gesammelte taktische Wissen sämtlicher Lehrbücher und -meister.
Der Mensch ist gutgläubig. Sogar und vor allem Sportdirektoren und Vereinsvorstände. Mögen sich auch alle in den neuen Trainer gesetzten Hoffnungen bei dessen vorangegangenen Stationen nicht erfüllt haben: Diesmal wird alles besser. Bestimmt!