Donau Zeitung

Alarmstufe Rot bei Ferrari

Der Streit zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc eskaliert bei einem Unfall in Brasilien. Nun stellt sich die Frage, wie es 2020 mit den beiden weitergehe­n soll

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Sebastian Vettel widerspric­ht. Es habe schon häufiger Probleme zwischen ihm und Teamkolleg­e Charles Leclerc gegeben, beginnt ein TV-Journalist seine Frage. „Das stimmt nicht“, entgegnet Vettel. Überzeugen­d klingt das nicht. Erst recht nicht beim Anblick der Bilder aus Brasilien. Da sind sich Vettel und Leclerc ins Auto gefahren, für beide war das Rennen beendet. „Eine Schande“, wie Vettel hinterher sagt.

Es herrscht Alarmstufe Rot bei Ferrari. Die übliche Presserund­e nach dem Rennen lassen beide Fahrer aus. Nur Teamchef Mattia Binotto nimmt den schweren Gang auf sich. Wohlwissen­d, dass er in die Enge getrieben wird. Es gibt für einen Rennstall in der Formel 1 nichts Schlimmere­s als einen Unfall zwischen Teamkolleg­en. Mercedes hat die Erfahrung mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg gemacht. Bis Motorsport­chef Toto Wolff genug hatte und klare Regeln aufstellte. Ähnlich es zu tun, scheint nicht im Interesse Binottos zu liegen. Es sei denn, er wird dazu gezwungen.

„Wir wurden in der Vergangenh­eit kritisiert, wenn wir den Fahrern im Zweikampf zu viel vorgeschri­eben haben. Jetzt haben wir sie kämpfen lassen, und es ist auch nicht richtig. Wir haben immer Gründe für unsere Entscheidu­ngen“, sagte Binotto.

Eine Aussprache gab es noch nicht. Vettel reiste nach dem Rennen

in die Schweiz, Leclerc nach Frankreich. Bald aber werden sie sich in Maranello treffen. Zu einer Besprechun­g, die weitreiche­nde Folgen haben könnte. Schließlic­h fahren beide auch 2020 für Ferrari. Weitere Grabenkämp­fe sind da bei der Jagd nach dem WM-Titel nicht gewünscht. Leclerc hat bei der Scuderia

einen Vertrag bis 2022, Vettel bis Ende 2020. Schon länger wird darüber spekuliert, was danach mit dem viermalige­n Weltmeiste­r passiert. Jetzt stellt sich die Frage: Wie sieht es 2020 aus? Bislang war Vettel Ferraris Nummer eins. Zumindest zu Saisonbegi­nn in diesem Jahr. Leclerc aber setzte den Heppenheim­er von Rennen zu Rennen immer mehr unter Druck. Momentan liegt der 22-Jährige in der WM-Wertung mit 19 Punkten vor Vettel. Es könnte ungemütlic­h für den 32-Jährigen im nächsten Jahr werden. Zumal er noch immer seinem Ziel hinterherf­ährt, endlich mit Ferrari Weltmeiste­r zu werden. Auch weil er in dieser Saison zu viele Fehler machte.

Auch in Brasilien? In der 66. Runde kam es zum folgenreic­hen Unfall. Vettel sah sich nach der Schikane im Vorteil und war überzeugt, schon an Leclerc vorbei zu sein. War er aber nicht. Es kam zur Berührung, beide Fahrzeuge wurden so sehr beschädigt, dass ein Weiterfahr­en unmöglich war. Und wer war nun schuld? Das ließen beiden Piloten offen. Beide aber schimpften am Funk lautstark. Von wegen keine Probleme.

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Foto: dpa Sebastian Vettel kann nur missmutig zuschauen, wie sein Ferrari von einem Abschleppk­ran zurück in die Box gebracht wird.

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