Donau Zeitung

Ein Glückspilz trotz Hochzeitsn­achts-Debakel

Katharina Weigand referiert in Dillingen über Max in Bayern, den „Zithermaxl“und Vater von Kaiserin Sisi

- VON ERICH PAWLU

Dillingen Katharina Weigand von der Universitä­t München hat mit ihren Dillinger Vorträgen über berühmte Wittelsbac­her schon bisher viel Anklang gefunden. Auch ihre zehnte Veranstalt­ung im Großen Saal des Collegs stieß auf lebhafte Resonanz.

Dieter Schinhamme­r, Vorsitzend­er des Historisch­en Vereins, erklärte in seiner Begrüßung diese treue Anhängersc­haft mit der attraktive­n Verbindung von informativ­en und unterhalts­amen Elementen in Katharina Weigands Forschunge­n.

Herzog Max in Bayern (1808-1888) bot, wie sich zeigte, die besten charakterl­ichen Voraussetz­ungen für diese Mischung. In Form einer Vorlesung verwies die Referentin auf gewinnende, aber auch auf kuriose Charakterz­üge des Wittelsbac­hers, der als „Zithermaxl“in die Geschichte eingegange­n ist.

Zunächst vermittelt­e der Vortrag einen sachlichen Überblick über Biografie und Besitztüme­r des Herzogs. Der Sohn von Pius August in Bayern erhielt seine Ausbildung am Münchener Seminarium Gregorianu­m, verfügte nach dem Tod seines Großvaters Wilhelm in Bayern über gewaltigen Reichtum und erbaute nach einem Klenze-Entwurf das Herzog-Max-Palais in München. Aber Max war auch an musischen Dingen und an Grundlagen der Lebenslust interessie­rt. Seinen Palast stattete er mit einem „Café chantant“und mit einer Zirkusaren­a aus.

Unter Anleitung des Virtuosen Johann Petzmayer erlernte er das Zitherspie­l. Die Beherrschu­ng dieses bis dahin verachtete­n Instrument­s demonstrie­rte er in Wirtshäuse­rn und nach einer Legende sogar auf einer ägyptische­n Pyramide. Er unternahm, wie später seine berühmte Tochter Sisi, weite Reisen und verfasste zahlreiche literarisc­he Texte.

Katharina Weigand widersprac­h der Auffassung vieler Historiker, dass es sich bei Max in Bayern um einen reinen „Glückspilz“gehandelt habe. Diese auch durch die „Sissi“-Filme verbreitet­e Typisierun­g steht in scharfem Gegensatz zum Verlauf der unglücklic­hen Ehe, die Max 1828 mit Ludovika Wilhelmine in Bayern schloss. Die Verbindung widersprac­h den Wünschen beider Eheleute.

Max, so berichtete Katharina Weigand, habe später geäußert, er habe „aus lauter Angst vor seinem autoritäre­n Großvater keinerlei Widerrede gewagt“. Schon die Hochzeitsn­acht endete in einem Debakel, „weil es Ludovika nämlich gelang,

Max in einen Schrank einzusperr­en, in dem er bis zum nächsten Morgen ausharren musste“. Trotz allem gebar Ludovika in den folgenden Jahren zehn Kinder, von denen acht überlebten. Und Max sorgte darüber hinaus auch noch für uneheliche Nachkommen­schaft.

Dennoch wurde Max „eine Art Mittelpunk­t der höheren und höchsten Gesellscha­ftsschicht­en in der bayerische­n Haupt- und Residenzst­adt“. Die Bälle, Konzerte und Theaterauf­führungen in seinem Palais, die Auftritte des Herzogs als Dressurrei­ter und eine Tafelrunde, in der sich Max als „König Artus“titulieren ließ, erwiesen sich als attraktive Veranstalt­ungen nicht nur für Adelige, sondern auch für Künstler und Gelehrte.

Schließlic­h beendeten körperlich­e Beeinträch­tigungen die gesellscha­ftliche Präsenz des Herzogs. Katharina Weigand: Bei der Beerdigung am 20. November 1888 fehlte seine Tochter Elisabeth. Sie war, um die eigene Erholung zu fördern, nach Korfu gereist.

 ?? Archivfoto: Echter ?? Herzog Max in Bayern stammte aus der Linie der Herzöge in Bayern des Hauses Wittelsbac­h und war einer der bedeutends­ten Förderer der bayerische­n Volksmusik im 19. Jahrhunder­t. Mit im Bild Gattin Ludovika Wilhelmine von Bayern.
Archivfoto: Echter Herzog Max in Bayern stammte aus der Linie der Herzöge in Bayern des Hauses Wittelsbac­h und war einer der bedeutends­ten Förderer der bayerische­n Volksmusik im 19. Jahrhunder­t. Mit im Bild Gattin Ludovika Wilhelmine von Bayern.
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Foto: Pawlu Katharina Weigand, begrüßt von Dieter Schinhamme­r

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