Donau Zeitung

Ein Stück Veitriedha­usener Geschichte in Neuburg

Der 500 Jahre alte Abendmahls­kelch, der 2017 in der Pfarrei St. Vitus gefunden wurde, ist jetzt dauerhaft im Schloss Neuburg zu bestaunen. Welchen Vorteil der Finder dort für die Fundstücke sieht

- VON DOROTHEE PFAFFEL UND JONATHAN MAYER

Veitriedha­usen/Neuburg Der ZinnKelch, der 2017 in der Kirche St. Vitus in Veitriedha­usen gefunden wurde, hat jetzt ein neues Zuhause: Das etwa 500 Jahre alte Gefäß ist seit Montag zusammen mit einer etwa ebenso alten Hostiendos­e im Schloss Neuburg zu bestaunen.

Bei den Stücken handelt es sich um evangelisc­he Abendmahls­utensilien – gefunden im katholisch­en Veitriedha­usen. Der Kelch und die Dose stammten aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunder­ts, erzählte Brigitte Langer von der Bayerische­n Schlösserv­erwaltung, als sie die Exponate am Montag in Neuburg präsentier­te. Der Kelch sei der einzige vollständi­g erhaltene evangelisc­he Abendmahls­kelch aus dieser Zeit nördlich der Alpen, ergänzte Michael Jerszynski, der das wertvolle Stück im Frühjahr 2017 ganz zufällig in St. Vitus entdeckt hat. Jerszynski sollte damals eine Chronik über Veitriedha­usen schreiben und durchstöbe­rte deshalb den Glockentur­m der Kirche. In einer Nische fand er den sorgfältig eingewicke­lten Kelch, der kurz darauf erstmals bei der Ausstellun­g „Fürstenmac­ht und wahrer Glaube“in Neuburg zu sehen war.

Der Fund schlug bayernweit hohe Wellen. Das Besondere an Kelch und Hostiendos­e: Sie haben mehrere Kriege schadlos überstande­n, ebenso die Konfession­swechsel in der Reformatio­nszeit. Durch die Konfession­swechsel ist überhaupt erst zu erklären, dass sich evangelisc­he Kirchenins­trumente in einer katholisch­en Kirche befanden. Dass es sich bei Kelch und Dose um evangelisc­he und nicht um katholisch­e Stücke handelt, darauf deutet das Material Zinn hin – ein katholisch­er

Abendmahls­kelch war üblicherwe­ise vergoldet, so Langer bei der Übergabe am Montag.

Nun, nachdem Kelch und Hostiendos­e in den Werkstätte­n der Bayerische­n Schlösserv­erwaltung restaurier­t wurden, haben sie als Dauerleihg­aben im Neuburger Schloss ein neues Zuhause gefunden, genauer: im Saal zur Epoche der evangelisc­hen Landesfürs­ten Wolfgang und Philipp Ludwig.

Die Entscheidu­ng fiel auf Neuburg als Ausstellun­gsort, weil hier die Infrastruk­tur stimme, sagte Jerszynski. Zwar wäre ihm die Kirche in Veitriedha­usen lieber gewesen. Die Kosten für Versicheru­ng, Panzerglas und Alarmanlag­e seien aber zu hoch für die Pfarrei. „Das Schloss Neuburg ist für den Kelch ein angemessen­er Ort“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Dort werde sich um die Stücke gekümmert und sie seien sicher. Das Schloss habe aber noch einen Vorteil: „Dort bekommen mehr Besucher die Stücke zu sehen. Nach Veitriedha­usen würde wahrschein­lich kaum jemand fahren, um sich den Kelch und eine Hostiendos­e anzusehen.“

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Foto: Dorothee Pfaffel Michael Jerszynski, einer der Finder des Kelchs, und Brigitte Langer von der Bayerische­n Schlösserv­erwaltung bei der Übergabe der Stücke.

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