Ein Stück Veitriedhausener Geschichte in Neuburg
Der 500 Jahre alte Abendmahlskelch, der 2017 in der Pfarrei St. Vitus gefunden wurde, ist jetzt dauerhaft im Schloss Neuburg zu bestaunen. Welchen Vorteil der Finder dort für die Fundstücke sieht
Veitriedhausen/Neuburg Der ZinnKelch, der 2017 in der Kirche St. Vitus in Veitriedhausen gefunden wurde, hat jetzt ein neues Zuhause: Das etwa 500 Jahre alte Gefäß ist seit Montag zusammen mit einer etwa ebenso alten Hostiendose im Schloss Neuburg zu bestaunen.
Bei den Stücken handelt es sich um evangelische Abendmahlsutensilien – gefunden im katholischen Veitriedhausen. Der Kelch und die Dose stammten aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, erzählte Brigitte Langer von der Bayerischen Schlösserverwaltung, als sie die Exponate am Montag in Neuburg präsentierte. Der Kelch sei der einzige vollständig erhaltene evangelische Abendmahlskelch aus dieser Zeit nördlich der Alpen, ergänzte Michael Jerszynski, der das wertvolle Stück im Frühjahr 2017 ganz zufällig in St. Vitus entdeckt hat. Jerszynski sollte damals eine Chronik über Veitriedhausen schreiben und durchstöberte deshalb den Glockenturm der Kirche. In einer Nische fand er den sorgfältig eingewickelten Kelch, der kurz darauf erstmals bei der Ausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“in Neuburg zu sehen war.
Der Fund schlug bayernweit hohe Wellen. Das Besondere an Kelch und Hostiendose: Sie haben mehrere Kriege schadlos überstanden, ebenso die Konfessionswechsel in der Reformationszeit. Durch die Konfessionswechsel ist überhaupt erst zu erklären, dass sich evangelische Kircheninstrumente in einer katholischen Kirche befanden. Dass es sich bei Kelch und Dose um evangelische und nicht um katholische Stücke handelt, darauf deutet das Material Zinn hin – ein katholischer
Abendmahlskelch war üblicherweise vergoldet, so Langer bei der Übergabe am Montag.
Nun, nachdem Kelch und Hostiendose in den Werkstätten der Bayerischen Schlösserverwaltung restauriert wurden, haben sie als Dauerleihgaben im Neuburger Schloss ein neues Zuhause gefunden, genauer: im Saal zur Epoche der evangelischen Landesfürsten Wolfgang und Philipp Ludwig.
Die Entscheidung fiel auf Neuburg als Ausstellungsort, weil hier die Infrastruktur stimme, sagte Jerszynski. Zwar wäre ihm die Kirche in Veitriedhausen lieber gewesen. Die Kosten für Versicherung, Panzerglas und Alarmanlage seien aber zu hoch für die Pfarrei. „Das Schloss Neuburg ist für den Kelch ein angemessener Ort“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Dort werde sich um die Stücke gekümmert und sie seien sicher. Das Schloss habe aber noch einen Vorteil: „Dort bekommen mehr Besucher die Stücke zu sehen. Nach Veitriedhausen würde wahrscheinlich kaum jemand fahren, um sich den Kelch und eine Hostiendose anzusehen.“