Donau Zeitung

Königsplat­z: Kritik an Haftbefehl­en

Anwälte berufen sich auf Videobilde­r der Augsburger Gewalttat

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Augsburg Was ist genau passiert am Freitagabe­nd auf dem Augsburger Königsplat­z, als ein Passant mutmaßlich von einem 17-Jährigen totgeschla­gen wurde? Über diese Frage wird nun noch hitziger diskutiert, nachdem eine kurze Videoaufna­hme eines Taxifahrer­s aufgetauch­t ist, über die unsere Redaktion berichtet hat. Der Film zeigt knapp 15 Sekunden lang in dürftiger Qualität eine Männergrup­pe, eine Rangelei – und wie ein Mann zu Boden geht. Wie die Polizei bestätigt, handelt es sich um den 49-jährigen Feuerwehrm­ann, der seinen durch einen Schlag erlittenen Verletzung­en erlag.

Insbesonde­re um die kurze Rangelei ranken sich nun Spekulatio­nen: Wer hat angefangen? Wer hat wen geschubst? Wurde das Opfer von einer Gruppe junger Männer „umzingelt“und welche Rolle spielten die sechs jungen Männer, die wie der Hauptverdä­chtige festgenomm­en wurden. Ihnen wird Beihilfe zum Totschlag vorgeworfe­n. Doch genau das sei nach Betrachten der Videoseque­nzen fragwürdig, argumentie­ren die Anwälte mehrerer mutmaßlich­er Mittäter. Was auf dem Video zu sehen sei, weiche nach seiner ersten Einschätzu­ng gravierend von dem ab, was im Haftbefehl stehe, sagt Anwalt Klaus Rödl. Auch das Handgemeng­e sei bis dato nicht erwähnt worden. Verteidige­r Michael Menzel spricht von „starken Zweifeln“am Vorwurf der Beihilfe zum Totschlag. Es seien sämtliche Videos, auch die Fahrzeugka­mera eines Taxis, ausgewerte­t worden, erwidert Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai. Darauf stützten sich die Haftbefehl­e, die eine Jugendermi­ttlungsric­hterin erlassen habe. „Ein einzelnes Video ist nur ein Ausschnitt und zeigt nicht unbedingt alles“, sagt er. Mehrere Anwälte haben allerdings bereits Haftbeschw­erde eingereich­t, unter anderem Verteidige­r Moritz Bode.

Derweil haben Recherchen unserer Redaktion ergeben, dass einer der Verdächtig­en, die am Tod des Feuerwehrm­annes beteiligt gewesen sein sollen, vor nicht einmal drei Monaten noch selbst von der Arbeit der Feuerwehr profitiert hat. Eine Hütte im Garten des Hauses, in dem der Jugendlich­e lebt, war in Brand geraten. Die Feuerwehr kam und löschte.

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Foto: AZ Bilder einer Überwachun­gskamera zeigen die Gruppe kurz vor der Tat.

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