Lieber Herr Ministerpräsident
Ganz herzlichen Dank an Sie und Ihre fleißigen Helfer für Ihr Gratulationsschreiben anlässlich des Gelingens meines toskanischen Schweinebratens. Dass schon tags darauf eine von Ihnen höchstpersönlich unterschriebene Glückwunschkarte zum 30-jährigen Erwerb meiner Fahrerlaubnis eintraf, hat mich dann ganz verlegen gemacht. Ich habe beide Schriftstücke wie immer in meinem Gratulationszimmer im passenden Schrank im passenden Ordner abgeheftet. Wird langsam eng dort, aber das muss Sie nicht kümmern.
Umso gemeiner ist es, dass die Landtags-Grünen Sie so heftig kritisieren. Nur weil es einen Posten im Nachtragshaushalt mit dem Titel „Mehrbedarf für die Erstellung und den Versand von Gratulationsschreiben des Herrn Ministerpräsidenten“gibt und darin Mehrausgaben für Postdienstleistungen, Kommunikationsgeräte, Raummieten und den Kauf eines Dienstwagens für insgesamt knapp fünf Millionen Euro aufgelistet sind. Ja glauben die, es glückwünscht sich von selbst? Und dann werfen die Ihnen auch noch „überbordendes Mitteilungsbedürfnis“vor. Sie und Mitteilungsbedürfnis, also bitte!
Nein nein, Herr Ministerpräsident, bitte machen Sie so weiter. Dass Sie jetzt allen 80-, 85-, 90-, 95Undsoweiter-Jährigen gratulieren, den Langzeit-Ehepaaren sowieso und ab April 2020 auch noch allen 18-Jährigen, ist ein feiner Zug. Wie schaffen Sie es nur, sich für jeden Einzelnen ein paar hübsche Zeilen auszudenken? Zum Glück haben Sie Ihr Bayerisches Gratulationsministerium. Sonst müssten Sie als Franke die Briefe auch noch selbst frankieren (Späßle).
Noch eine Frage, weil das mit dem Schweinebraten so eine schöne Überraschung war: Der Hansi, der Wellensittich meiner Nachbarin, wird am Wochenende fünf. Nur für den Fall, dass Sie noch Kapazitäten haben ... Mit herzlichen Grüßen, Andreas Frei