Berlins Clan-Problem
Polizei zeigt, wie weit Organisierte Kriminalität in der Hauptstadt verbreitet ist
Berlin Organisierte Verbrecher aus Staaten der früheren Sowjetunion, Rockerbanden sowie arabischstämmige Clans sind die auffälligsten Akteure der Organisierten Kriminalität (OK) in Berlin. Die vietnamesische Mafia spielt hingegen nach Einschätzung der Polizei keine bedeutende Rolle mehr, auch die italienische Mafia ist wenig präsent. Das geht aus einem sogenannten OKLagebild der Kriminalpolizei hervor, das am Mittwoch zum ersten Mal veröffentlicht wurde.
„Die russisch-eurasische OK, das ist eine harte Nuss“, sagte der Abteilungsleiter im Landeskriminalamt (LKA) für den OK-Bereich, Sebastian Laudan. In diesem Bereich gebe es sichtbare Gewalt, etwa von tschetschenischen Banden. Gleichzeitig sei die klassische russische Kriminalität „schlauer geworden“und habe gelernt, sich der „qualifizierten Wirtschaftskriminalität“zuzuwenden, so Laudan. Das spiele sich im Millionen- bis MilliardenEuro-Bereich ab.
Das Berliner Landeskriminalamt (LKA) und andere Behörden führten im vergangenen Jahr 59 große Ermittlungskomplexe zum Thema OK. Die Verbrecherbanden waren vor allem aktiv beim Autodiebstahl, Rauschgifthandel, Schmuggel- und Zolldelikten, Zwangsprostitution, Fälschungen und Schleusungen. Oft waren die Täter bundesweit oder international vernetzt. Allein bei 40 Prozent der 59 Ermittlungskomplexe ging es um Rocker, Tschetschenen oder Mitglieder arabischstämmiger Großfamilien. 462 Verdächtige wurden von der Kripo erfasst. 289 (62,5 Prozent) hatten eine ausländische Staatsangehörigkeit. Diese Verdächtigen kamen vor allem aus Bulgarien, der Türkei, Polen, Russland, der Ukraine, Litauen, Serbien und Nigeria. 173 Verdächtige waren Deutsche, viele von ihnen mit Migrationshintergrund. Die registrierten Schäden durch Organisierte Kriminalität liegen laut dem Bericht bei insgesamt knapp 100 Millionen Euro.