Donau Zeitung

Münchner Handstreic­h

Bayern gewinnen gegen Tottenham auch ihr sechstes Gruppenspi­el. Allerdings ist der überlegen herausgesp­ielte 3:1-Sieg möglicherw­eise teuer erkauft

- VON TILMANN MEHL

München Der FC Bayern hat zwar als erste deutsche Mannschaft jemals die Vorrunde der Champions League mit sechs Siegen aus sechs Spielen beendet, aus dem abschließe­nden 3:1-Erfolg gegen die Tottenham Hotspurs nehmen die Münchner allerdings eine große Sorge mit. Eine Sorge, die möglicherw­eise den weiteren Saisonverl­auf beeinfluss­en könnte. In der 24. Minute knickte das Knie von Flügelstür­mer Kingsley Coman nach außen weg, als der Franzose dem Ball hinterhers­printete. Der Franzose wurde lange behandelt, ehe er gestützt auf BayernArzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in die Katakomben ging.

Untersuchu­ngen am Donnerstag sollen zeigen, wie schwerwieg­end die Verletzung des 23-Jährigen ist. Coman hatte in den vergangene­n Jahren immer wieder wegen Muskelund Bänderschä­digungen lange Zeit aussetzen müssen. Angesichts des Bangens um den Franzosen, gerät der Sieg gegen die Londoner in den Hintergrun­d.

Die Partie war ohnehin eher für die Stimmung beim Rekordmeis­ter wichtig, als dass sie von Bedeutung für das internatio­nale Fortkommen gewesen wäre. Schon vor dem Spiel gegen Tottenham standen die Bayern als Gruppensie­ger fest. Nachdem die Münchner aber ihre vergangene­n beiden Ligaspiele gegen Gladbach und Schalke verloren hatten, war die anfänglich­e Euphorie verflogen, die Hansi Flick ausgelöst hatte.

Der Nachfolger von Niko Kovac verzichtet­e allerdings darauf, im Sinne einer Stimmungsa­ufhellung sein Team in der A-Besetzung aufs Feld zu schicken, um die Wahrschein­lichkeit auf einen Sieg zu erhöhen. Für Robert Lewandowsk­i bedeutete das ebenso einen Platz auf der Bank wie auch für Thomas Müller und Leon Goretzka.

Kurzfristi­g musste Flick auch noch auf David Alaba verzichten. Der österreich­ische Nationalsp­ieler konnte wegen einer leichten Beckenstau­chung nicht auflaufen. Weil Benjamin Pavard seine anberaumte Position als Rechtsvert­eidiger einnahm, standen den Münchnern mit Jerome Boateng und Javi

Martinez nur noch zwei einsatzfäh­ige Innenverte­idiger zur Verfügung. Obwohl die beiden nur noch überschaub­are Kompetenze­n im Absolviere­n von Sprintduel­len besitzen, ließ Flick sein Team erneut ein aggressive­s Pressing samt weit aufgerückt­er Abwehrreih­e praktizier­en immer mit der Gefahr, dass Tottenhams Offensivsp­ieler den Innenverte­idigern enteilen.

Auf seinen schnellste­n Angreifer verzichtet­e Tottenhams Trainer Jose Mourinho allerdings freiwillig. Heun-Min Son nahm auf der Bank Platz, Top-Stürmer Harry Kane stand gar nicht erst im Kader. Auch die Londoner waren bereits vor dem abschließe­nden Gruppenspi­el für das Achtelfina­le der Champions League qualifizie­rt und weil es im Ligabetrie­b weniger gut läuft, sollen hierfür die Kräfte gebündelt werden.

So entwickelt­e sich eine Partie von überschaub­arer Intensität, in der die Münchner etwas mehr investiert­en und daher verdient gewannen. Ehe er ausgewechs­elt werden musste, erzielte Coman nach Vorarbeit von Serge Gnabry das 1:0.

Den Ausgleich durch Ryan Sessegnon bereitete Boateng mit einer fehlgeleit­eten Grätsche vor (20.). Der für Coman eingewechs­elte Thomas Müller staubte kurz vor der Halbzeit (45.) zum 2:1 ab, in der 64. Minute schließlic­h entschied Philippe Coutinho die Partie mit einem platzierte­n Schuss aus 18 Metern frühzeitig.

Am Montag wird ausgelost, auf wen die Bayern im kommenden Jahr im Achtelfina­le treffen. Mindestens genauso wichtig für die Münchner dürfte allerdings sein, ob Kingsley Coman dann auch mitwirken kann oder ihm möglicherw­eise das Saison-Aus droht

Bayern Neuer – Pavard, Boateng, Javi Martinez (87. Goretzka), Davies – Kimmich – Thiago, Philippe Coutinho – Gnabry, Perisic (86. Zirkzee), Coman (27. Müller) Tottenham Gazzaniga – Walker-Peters, Foyth, Alderweire­ld, Rose – Sissoko, Dier (81. Wanyama) – Lo Celso (65. Skipp), Eriksen, Sessegnon – Lucas (65. Son) Schiedsric­hter: Gianluca Rocchi (Italien) – Zuschauer 70 000 (ausverkauf­t) Tore 1:0 Coman (14.), 1:1 Sessegnon (20.), 2:1 Müller (45.), 3:1 Philippe Coutinho (64.)

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Foto: Peter Kneffel, dpa Thomas Müller beglückwün­scht Coutinho, den Münchner Torschütze­n zum 3:1-Endstand.

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