Gibt es in Wittislingen bald Autos zum Teilen?
Viele Gemeinderäte sprechen sich für das Modell Carsharing aus. Ein Anlass ist das neue Baugebiet in Zöschlingsweiler. Doch bis es so weit ist, könnte es noch dauern
Wittislingen In Wittislingen könnten bald Autos bereitstehen, die sich die Bürger teilen können. Die Gemeinde interessiert sich für das Carsharing-Modell der Stadtwerke Augsburg. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats am Dienstag wurde erstmals über das Thema gesprochen. Manche Gemeinderäte aber nennen Bedingungen, die das Modell ihrer Meinung nach erfüllen sollte.
Jürgen Biedermann von den Stadtwerken Augsburg (SWA) stellte das Carsharing vor: Ähnlich wie in vielen anderen Städten und Gemeinden, etwa Augsburg und Wertingen, könnten auch in Wittislingen bald Fahrzeuge der SWA bereitstehen. Diese können von allen Kunden gegen eine Gebühr frei verwendet werden, etwa für Einkaufsfahrten oder Familienausflüge. Mit einer Kundenkarte lassen sich die
Das E-Auto ist teurer als der Verbrenner
Autos Biedermann zufolge einfach öffnen. Der Schlüssel stecke bereits. Wenn das Auto nicht mehr gebraucht wird, stellt es der Nutzer einfach zurück auf die bereitgestellte Fläche. Dann kann der nächste damit fahren.
Für Wittislingen nannte Biedermann, der bei der SWA für das Carsharing mitverantwortlich ist, einige Besonderheiten: Ein bis zwei Fahrzeuge sollen im Ort bereitgestellt werden. „Meistens verwenden wir Verbrenner. E-Autos werden von den Kunden aktuell noch zögernd angenommen“, begründete er in der Sitzung. Das habe vor allem mit der Reichweite zu tun.
Die beiden Fahrzeuge, so die Idee, sind dann im Gemeindegebiet verteilt: In Wittislingen selbst soll es demnach einen Kleinbus mit neun Sitzen geben. Biedermann nennt ihn den „Schüler- und Bürgerbus“. Er könnte Eltern, Senioren und Vereinen für Ausflüge und die morgendlichen Fahrten zur Schule bereitstehen. „Dadurch könnte man sich morgens zusätzliche Fahrten ersparen“, so Biedermann. Zudem war die Rede von einem Bürgerservice, der Fahrtwünsche entgegennimmt.
Der Bus würde die Gemeinde 3200 Euro im Jahr kosten. Die SWA, so das Versprechen, kümmert
um alles Weitere. Auch, wenn das Fahrzeug in einen Unfall verwickelt ist. Die Kunden wiederum zahlen 3,05 Euro pro Stunde. Die gefahrenen Kilometer werden wiederum gesondert abgerechnet.
Im Neubaugebiet an der Ringstraße in Zöschlingsweiler
wiederum will die SWA ein weiteres, kleineres Fahrzeug anbieten. Das könnte laut Biedermann unter anderem von jungen Familien, die dort ein Haus bauen, verwendet werden, etwa als Ersatz für einen Zweitwagen. „Das könnte Deutschlands erstes Baugebiet mit eigenem Auto werden“, warb er in der Sitzung. Die Kosten für die Gemeinde betragen für dieses Modell 2000 Euro im Jahr. Carsharing-Kunden wiederum zahlen 1,60 Euro pro genutzter Stunde.
Die Vorschläge der SWA kamen bei vielen der Gemeinderäte gut an. Werner Wenger (FUW) sprach sich etwa für das Carsharing aus. Allerdings mit einer Bedingung: Zumindest eines der bereitgestellten Fahrzeuge solle mit Strom fahren. „Die Reichweite eines E-Autos reicht in unserer Gegend vollkommen aus“, so Wenger. Biedermann erklärte darauf, dass auch das möglich sei. Welsich che Automodelle bereitgestellt werden, könne die Gemeinde selbst entscheiden. E-Autos seien jedoch teurer: Wenn etwa in Zöschlingsweiler ein E-Auto anstelle eines Verbrenners bereitgestellt werden soll, koste das 400 Euro mehr pro Jahr.
Ulrich Mayerle (CSU) wollte wiederum wissen, ob es eine Möglichkeit gibt, das Carsharing erst einmal einige Wochen auszuprobieren. Das sei nicht möglich, entgegnete Biedermann. Mobilität sei Gewohnheitssache. Nur für ein paar Wochen würden Kunden die Ausleih-Autos nicht nutzen.
Ob und wann Wittislingen eigene
Carsharing-Fahrzeuge bekommt, steht noch nicht fest. Wie Zweiter Bürgermeister Paul Seitz auf Nachfrage sagt, wolle man das Thema im Auge behalten. „Wir machen uns jetzt mal Gedanken, ob wir das wollen oder nicht.“Er könne sich vorstellen, auch eine Umfrage unter den Wittislinger Bürgern durchzuführen und sie zu fragen, ob Interesse an ausleihbaren Fahrzeugen besteht. Auch er sprach sich im Gespräch mit unserer Zeitung für ein E-Auto aus. In den kommenden Monaten solle das Thema Carsharing unabhängig davon weiter vorangetrieben werden.