Die Piccadilly’s bieten Klangzauber
Der Chor verzaubert die Gäste im Festsaal des Dillinger Schlosses. Die Zuhörer singen teils selbst mit
Dillingen Schon die Dekoration im adventlichen Violett stimmte die erwartungsfrohen Besucher ein auf ein Konzert, das getragen war von der Freude auf das kommende Fest. Die Piccadilly’s wussten diese im Festsaal des Dillinger Schlosses mit anhaltender Begeisterung sängerisch darzustellen, sie animierten das Publikum immer wieder zu kräftigem Beifall. Als die Zuhörer bei den Liedern „Süßer die Glocken nie klingen“, „The first nowell“und „Zu Bethlehem geboren“selbst die Melodiestimme übernahmen, kam es zu einer beglückenden Interaktion mit dem gastgebenden Chor, der mit schönen Arrangements das Ganze
und umrahmte. Die mehr als 60 Mitwirkenden der Piccadilly’s erfreuten mit einer variablen Programmfolge, die einen Bach-Choral („Wie schön leuchtet der Morgenstern“), ein auf französisch gesungenes Chanson („Noel, c’est l’amour“) genauso umfasste wie einen hinreißenden „Elija Rock“. Angelika Miller und Erwin Mader moderierten treffsicher und kenntnisreich die 17 Titel.
Faszinierend die Idee, die LaurentiusGeschichte über „Es ist ein Ros’ entsprungen“(Erzählerin Elli Behrens-Wagner) mit einem Kammerchor (M- Praetorius) der Klangmalerei des Großen Chores (Jan Sandström) gegenüber zu stellen. Eine weitere Überraschung bildeten die Männer der Piccadilly’s mit den „Weihnachtsglocken“von Hermann Sonnet, die in natürlicher Klarheit erklangen.
Chorleiter Klaus Nürnberger verdankte man diese Rarität, aber auch andere Chorsätze von bewegender Intensität. Dazu gehörte „ O Magnum Mysterium“(Morten Lauridsen), dessen mystische Spannung, die dichte Sechsstimmigkeit mit harmonischen Reibungen und schillerndem Farbenspektrum umfassend gelang. Wie sehr der Dirigent seiner Sängerschar vertrauen konnte, zeigte die Aufstellung mit durchgemischten Frauen- und Männerstimmen. Beim „He is always close to you“(M. Carbow) beeindruckten die dynamischen Auseinarbeitungen, die feinen Harmoniewechsel und die punktgenauen Unisonostellen mit gelungenem Fade out. Unbegleitet auch „Walkin’ down the road to Bethlehem“(G. Gilpin), rhythmisch bestimmt, spritzig, differenziert. Elegant umgesetzt wurden die klingenden Glocken in „Carols of the bells“, mit Tempo geladen die Gloria-Rufe im titelgebenden „Christus natus est“von Francis Poulenc.
Als schließlich Eva Horner am Flügel ihre Begleitkunst offerierte, kam eine zusätzliche Farbe ins Spiel. Mit fortlaufenden Akkordbrechungen breitete die Pianistin in „The rose“(Ola Gjeilo) eine Kulisse aus, in der die Piccadilly’s ihren Klangzauber mit Summchor, Überstimmen, Crescendi und beherrschenden Gipfeltönen entfalten konnten. Zum Frage- und Antwortlied („Mary did you know“) passten genau die einfühlsamen Klaver- und Chorklänge, während beim „Rentier“-Song „Run, Rudolph, run“die Piccadilly’s musikalisch geradezu explodierten. Eva Horner unterlegte zum ekstatischen Rhythmus des Chores ein temperamentvolles Blues-Schema.
Mit „Feliz navidad“brachten sich die Piccadilly’s und das Publikum gegenseitig die guten Wünsche zu Weihnachten und dem neuen Jahr dar, ehe das „Lullaby“(John Rutter) mit begleitenden Violinen und einer Oboe den überragenden Schlusspunkt setzte.