Donau Zeitung

Welthandel: EU wappnet sich

Nach WTO-Blockade der Vereinigte­n Staaten

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Brüssel Die EU wappnet sich gegen die möglichen Konsequenz­en aus der US-Blockade der Welthandel­sorganisat­ion (WTO). Wie der neue EU-Handelskom­missar Phil Hogan am Donnerstag mitteilte, soll das EU-Recht so angepasst werden, dass die Verhängung von europäisch­en Straf- und Vergeltung­szöllen künftig nicht mehr vom grünen Licht von WTO-Streitschl­ichtern abhängig ist.

Die USA hatten zuvor mit einem Veto gegen die Ernennung neuer Berufungsr­ichter für die WTOStreits­chlichtung dafür gesorgt, dass die Instanz seit Mittwoch nicht mehr existiert. Handelsdis­pute können damit nicht mehr geordnet über die WTO beigelegt werden. USPräsiden­t Donald Trump hat in seiner Amtszeit eigenmächt­ig Strafzölle im Milliarden­umfang gegen China, die EU und andere Handelspar­tner verhängt. Alle haben deshalb WTO-Streitschl­ichter eingeschal­tet. Eine Verurteilu­ng müssen die USA aber nicht fürchten, solange es keine Berufungsr­ichter gibt.

„Dank der heute präsentier­ten Vorschläge werden wir in der Lage sein, unsere Interessen in diesen für den internatio­nalen Handel nicht gerade einfachen Zeiten zu verteidige­n“, kommentier­te EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen.

Die Vorschläge von Hogan brauchen nun noch die Zustimmung des EU-Ministerra­tes und des Europaparl­aments. Laut dem Entwurf für die Abschlusse­rklärung des EUGipfels wollen die Staats- und Regierungs­chefs dazu auffordern, die Initiative von Hogan vorrangig zu behandeln. Konkret sieht sein Plan vor, die Durchsetzu­ngsverordn­ung zu handelspol­itischen Gegenmaßna­hmen zu ändern. Diese sieht derzeit vor, dass ein Streitfall sämtliche WTO-Verfahren einschließ­lich des Berufungss­tadiums durchlaufe­n muss, bevor die EU reagieren kann. Künftig soll die EU selbst dann handeln können, wenn noch Rechtsmitt­elverfahre­n anhängig sind. Man könne es sich nicht leisten, bis zur Wiederhers­tellung des WTO-Systems schutzlos dazustehen, kommentier­te Hogan.

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