Donau Zeitung

Er suchte nach dem perfekten Mord

Nach Jahren wird wieder im Fall Maria Baumer ermittelt. Wer die junge Frau aus Regensburg getötet hat, ist weiter ungeklärt. Ein Verdächtig­er sitzt nun in Haft – schon wieder

- Armin Weigel und Valentin Gensch, dpa

Regensburg Die Ermittler wissen nicht, wie Maria Baumer aus Regensburg ermordet wurde. Aber sie wollen wissen, wer die damals 26 Jahre alte Frau umgebracht hat. Über Jahre sammeln sie Indizien, die einem Ermittlung­srichter schlussend­lich reichen, ihren ehemaligen Verlobten erneut in Untersuchu­ngshaft zu bringen. Er saß als Verdächtig­er in diesem Fall schon einmal hinter Gittern. Am Donnerstag verkünden Staatsanwa­ltschaft und Polizei in Regensburg, dass der heute 35 Jahre alte Mann dringend verdächtig ist, Maria Baumer ermordet zu haben.

Besonders die erneute Untersuchu­ng der Kleidung und der Haare Baumers sei ausschlagg­ebend gewesen. Denn in beiden Proben konnten Spezialist­en ein starkes Beruhigung­smittel nachweisen, wie Staatsanwa­lt Thomas Rauscher sagt. Die Ermittler sind überzeugt, dass der Ex ihr das Medikament Lorazepam verabreich­te. Wie genau und ob das Mittel Baumer tatsächlic­h tötete, ist unklar. Das werde sich wohl nie mehr klären lassen, meint Rauscher. Als Krankenpfl­eger habe er Zugang zu Lorazepam gehabt.

Auch bestimmte Suchbegrif­fe bei Google belasten den verdächtig­en Deutschen schwer, wie der Ermittler weiter ausführt. Der Mann habe am Tag des Verschwind­ens der jungen Frau an Pfingsten 2012 im Internet nach „der perfekte Mord“, „letale (tödliche) Dosis“und dem Namen des Medikament­s geschaut. Die gesammelte­n Indizien gegen den 35-Jährigen gehen noch weiter. Einer Bekannten hatte der Pfleger in einem Tee ebenfalls das Medikament Lorazepam verabreich­t – in einem Prozess im Jahr 2016 vor dem Landgerich­t Regensburg kam das zutage. Auch ein Spaten, den Ermittler beim Skelett Baumers fanden, belastet den Verdächtig­en. Nach Angaben von Rauscher sei dieser baugleich mit einem, den der Mann drei Tage vor dem Ver

in einem Baumarkt kaufte. In den letzten Tagen hatte sich der ehemalige Verlobte nicht zu den Mordvorwür­fen geäußert, wie Rauscher betont. In der Vergangenh­eit habe der Verdächtig­e die Tatvorwürf­e aber stets bestritten.

Am Montag durchsucht­en Staatsanwa­ltschaft und Polizei die Wohnungen des 35-Jährigen, seiner Mutter und seines Bruders, wie sein Rechtsanwa­lt Michael Haizmann sagt. Am Mittwoch kam er wieder in Untersuchu­ngshaft, die Behörden bestätigte­n die Angaben später. Bei den Durchsuchu­ngen ging es vor allem darum, bislang verschwund­ene Gegenständ­e von Maria Baumer zu finden. Besonders für ein Kreuz interessie­ren sich die Ermittler, das die Frau stets bei sich hatte. Entspreche­nde Funde hätten die Beamten nicht gemacht, sagt Staatsanwa­lt Rauscher. Aber Datenträge­r seien sichergest­ellt worden.

Jahrelang habe sich in dem Fall nichts mehr getan, sagte Haizmann weiter. Er habe aber schon mit neuen Ermittlung­en gerechnet. Nach der ersten Verhaftung seines Mandanten in dem Fall im Jahr 2013 hatte der Rechtsanwa­lt seine Haftbeschw­erde vor allem auf zwei Säulen gestützt. „Es konnte nicht festgestel­lt werden, ob die Frau umgebracht wurde. Die Umstände ihres Todes sind gänzlich unbekannt“, hatte Haizmann damals gesagt. Zuschwinde­n dem habe das Motiv gefehlt: „Die beiden hatten eine harmonisch­e Beziehung und wollten heiraten.“Mit ihrem Verlobten hatte sie zusammenge­lebt. An dem Tag, an dem die Einladunge­n zur Hochzeit verschickt werden sollten, verschwand die 26-Jährige und ließ ihr Handy und den Verlobungs­ring zurück. Der Verlobte stellte schließlic­h eine Vermissten­anzeige. „Bei solchen Fällen wird nie aufgegeben“, betont der Leiter der Staatsanwa­ltschaft Regensburg, Clemens Prokop. Ende Februar sollen die Ermittlung­en abgeschlos­sen sein. Die Staatsanwa­ltschaft schreibt schon an der Anklage.

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Foto: Andrea Rieder Ein noch immer ungeklärte­r Todesfall: Polizei und Staatsanwa­ltschaft nahmen wieder Ermittlung­en im Fall der jungen Maria Baumer auf.

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