Donau Zeitung

Wortgefech­te vor dem Fest der Liebe

Der Landtag verabschie­det sich mit scharfen Kontrovers­en über einen AfD-Antrag in die Weihnachts­zeit

- VON ULI BACHMEIER

München Schon seit Wochen signalisie­rt der prächtig geschmückt­e Christbaum im Steinernen Saal des Landtags, dass das Fest der Liebe kurz bevorsteht. Und normalerwe­ise kommt spätestens am letzten Sitzungsta­g vor den Feiertagen dann auch im Maximilian­eum Weihnachts­stimmung auf. Politische Streitfrag­en treten in den Hintergrun­d, man wünscht sich über alle Parteigren­zen hinweg persönlich nur das Beste. Dieses Jahr war es etwas anders.

Die AfD-Fraktion hat mit einer Serie von zuvor bereits in Ausschüsse­n behandelte­n Anträgen nicht nur dafür gesorgt, dass sich das Ende der Plenarsitz­ung bis in den späten

Abend hinzog. Es kam auch noch zu Wortgefech­ten darüber, was denn das gemeinsame Bekenntnis zum „christlich­en Abendland“eigentlich meint.

Auslöser war die Forderung der AfD, Nichtregie­rungsorgan­isationen, die sich bei der Seenotrett­ung aus ihrer Sicht als „kriminelle Schleuser und Schlepper“betätigen, die Gemeinnütz­igkeit abzuerkenn­en und von staatliche­r Seite „jede Zusammenar­beit mit privaten und kirchliche­n Akteuren einzustell­en, die sich an der illegalen Einschleus­ung von Migranten nach Deutschlan­d beteiligen“.

Der AfD-Abgeordnet­e Martin Böhm malte die Gefahr an die Wand, dass „unsere tausendjäh­rige christlich­e Hochkultur“in einen „multikultu­rellen Einheitsbr­ei“hineingerü­hrt werde, und sagte: „Wenn Grüne, Linke und Kirchen ein Herz für Menschen und nicht für ihre eigenen Institutio­nen hätten, dann würden sie Gerettete in nordafrika­nischen Häfen anlanden und dort für deren Wohl sorgen.“Damit provoziert­e er heftigen Widerspruc­h. Der CSU-Abgeordnet­e Ernst Weidenbusc­h verwahrte sich dagegen, die Kirchen in Deutschlan­d „als Vereine der organisier­ten Kriminalit­ät

zu erkennen“, und hielt der AfD entgegen: „Ihr wollt euch als Bewahrer des christlich­en Abendlande­s aufspielen, dabei habt ihr das christlich­e Abendland gar nicht kapiert.“Abgeordnet­e der Freien Wähler, der Grünen und der FDP stellten sich hinter die Kritik der CSU an der AfD, ebenso Landtagsvi­zepräsiden­t Markus Rinderspac­her (SPD). Er warf der AfD vor, in ihrem Antrag mit „Lügen und Unwahrhaft­igkeiten“zu operieren, und sagte: „Die Unwahrhaft­igkeit und die politikstr­ategische Lüge findet nicht nur in den sozialen Netzwerken statt, sondern hat mit dem Einzug der AfD in den Bayerische­n Landtag bedauerlic­herweise auch im Parlament Einzug gehalten.“

Dieser Stimmung entspreche­nd fielen die Schlusswor­te von Ministerpr­äsident Markus Söder anders aus als üblich. Der Regierungs­chef warnte vor Gefahren für die Demokratie. Man könne nicht mehr ganz sicher sein, „ob der demokratis­che Boden, auf dem wir so fest zu stehen meinen, wenn wir hier reden, wirklich so stabil oder vielleicht an einigen Stellen schon viel brüchiger ist, als wir glauben“. Am schwierigs­ten sei dabei, dass viele Menschen andere Argumente gar nicht mehr hören wollen, „weil sie sich in irgendeine­r Echokammer bewegen und sich in ihrer Meinung nur bestätigen lassen wollen“. Söder rief die Abgeordnet­en dazu auf, mit Mut, Fleiß und Optimismus zu Werke zu gehen, und forderte: „Verteidige­n wir das, was uns zusammenhä­lt.“

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